Zuckerrübenjournal 1/2014 - page 14

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Zuckerrübenjournal
LZ 9 · 2014
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A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
stoffbedarfs im Juli/August und der
langen Vegetation sehr gut von der
Rübe in Ertrag umgesetzt werden.
Die mittlere Stickstoffnachlieferung
ist bereits durch den Sollwert erfasst.
Die Menge des nachgelieferten Stick-
stoffes kann aber je nach Standort un-
terschiedlich hoch ausfallen, sodass
der Sollwert gegebenenfalls zu korri-
gieren ist. Auf humusarmen Sandbö-
den und auf umsetzungsträgen, kalten
Böden wird eine geringere N-Nachlie-
ferung vermutet, daher wird der Soll-
wert um 20 kg/ha N nach oben korri-
giert (siehe Tabelle).
Eine überdurchschnittliche N-Nach-
lieferung ist gegeben, wenn innerhalb
der Fruchtfolge regelmäßig organische
Dünger eingesetzt werden. Durch die
Zufuhr der organischen Dünger wird
im Boden organisch gebundener Stick-
stoff angereichert, sodass das Stick-
stoffnachlieferungsvermögen ansteigt.
Bei den Versuchen an Standorten mit
regelmäßiger organischer Düngung in
der Fruchtfolge liegen bereits im Früh-
jahr die N
min
-Werte um 16 kg/ha höher
als an den Standorten, die in der
Fruchtfolge nicht organisch gedüngt
werden. Da sich die Standorte nicht
grundlegend in der Bodengüte unter-
scheiden, ist anzunehmen, dass dieser
Unterschied nicht in erster Linie auf
unterschiedliche Auswaschungsverlus-
te in den Wintermonaten zurückzufüh-
ren ist, sondern auf unterschiedliche
Nachlieferungsraten im vorausgegan-
genen Herbst und im Frühjahr.
Organische Düngung steigert
Nachlieferungsvermögen
Der Rübenertrag liegt auf den Standor-
ten mit organischer Düngung in den
ungedüngten Kontrollparzellen auf ei-
nem Niveau von 90 % des Versuchs-
durchschnittes, beim bereinigten Zu-
ckerertrag sind es sogar 93 %. Deutlich
niedrigere Werte zeigen sich an den
Standorten ohne regelmäßige organi-
sche Düngung. Diese Unterschiede be-
legen, dass infolge der organischen
Düngung in den vorausgegangenen
Jahren mit einer aktuell höheren
N-Nachlieferung zu kalkulieren ist. Bei
der Sollwertkorrektur wird diesem
Umstand Rechnung getragen, indem je
80 kg/ha Gesamt-N an langjähriger or-
ganischer Düngung der Sollwert um
16 kg/ha N reduziert wird.
Als weitere Korrekturgröße ist eine
eventuell vor der Rübe angebaute Zwi-
schenfrucht in die Düngebedarfs-
ermittlung einzubeziehen. Diese
nimmt im Spätsommer und Herbst
Stickstoff auf, der nach der Zersetzung
des Zwischenfruchtaufwuchses wieder
freigesetzt wird und von der Rübe ge-
nutzt werden kann. Daher hängt die
durch die Zwischenfrucht bedingte
Sollwertkorrektur davon ab, wie gut
die Zwischenfrucht entwickelt war,
denn je üppiger der Aufwuchs, desto
mehr Stickstoff wurde darin gebunden.
Die zu düngende Stickstoffmenge er-
gibt sich nun, indem man vom
standortspezifisch korrigierten Soll-
wert die in der N
min
-Untersuchung
festgestellte N-Menge abzieht.
N
min
-Untersuchungen
Die im Boden verfügbaren Stickstoff-
mengen sind gemäß Düngeverordnung
vor der Düngung zu ermitteln. Die Wer-
te sind aufzuzeichnen und mindestens
sieben Jahre aufzubewahren. Zur Er-
mittlung der Bodenvorräte lässt der Ge-
setzgeber unterschiedliche Möglichkei-
ten zu. Der treffsicherste Weg besteht
darin, für einige repräsentative Schläge
des Betriebes eine N
min
-Untersuchung
bei der LUFA, Telefon 0251/2376-595, in
Auftrag zu geben. Alternativ können
Die Rübe tickt anders als viele
andere Kulturen!
Natürlich benötigen auch Zuckerrüben für höhere Erträge
mehr Stickstoff. Das kann und wird keiner bezweifeln. Im
Gegensatz zu vielen anderen Kulturen sind die Auswirkun-
gen auf die erforderliche N-Menge bei der Rübe aber sehr,
sehr gering und bewegen sich auch bei deutlichen Ertrags-
steigerungen in Bereichen unter 10 kg/ha Stickstoff. Belegt
werden diese Zusammenhänge auch durch die Ergebnisse
aus vielen Düngeversuchen. Diese Zusammenhänge kön-
nen Anbauer leicht mit dem Programm LIZ-Npro an eige-
nen Beispielrechnungen testen und nachvollziehen. Es wä-
re aus Ertrags- und Qualitätssicht daher völlig falsch, mit ei-
ner deutlich erhöhten N-Menge auf die steigenden Erträge
der letzten Jahre zu reagieren. Grundlage der Planungen
sollten möglichst realistische Ertragsschätzungen für den
Standort sein. Für sogenannte Herrgottsrüben sind die spe-
ziellen Wachstumsbedingungen und nicht eine erhöhte N-
Gabe verantwortlich.
In einem zweiten Schritt ist dann zu überlegen, mit
welchen Hilfsmitteln Sie die tatsächlich erforderliche
Düngerhöhe möglichst treffsicher bestimmen. Brauche
ich nicht, werden jetzt vielleicht viele sagen. Ich habe im-
mer gute Erfahrungen mit einer bestimmten N-Menge
gemacht. Warum soll ich daran etwas ändern? Ändern
muss man ja auch nicht unbedingt etwas, wenn die altbe-
währte N-Menge auch heute noch richtig ist. Anhand ob-
jektiver Hilfsmittel die eigenen Gewohnheiten zu über-
prüfen, kann aber in jedem Fall nur helfen und neue
Denkanstöße geben! Dies gilt besonders dann, wenn sich
die Düngegewohnheiten im Betrieb in den letzten Jahren
geändert haben. Seit einigen Jahren hat sich der Stellen-
wert der organischen Düngung in Ackerbaubetrieben
deutlich verändert. Viele Betriebe düngen mittlerweile
unterschiedlich lange mit verschiedenen organischen
Düngern und dies in unterschiedlicher Intensität. Daraus
ergeben sich zwangsläufig unterschiedlich hoch anzu-
rechnende Stickstoffmengen. Im Frühjahr 2014 gilt es da-
her, sauber zu analysieren und zu berechnen, welche
Stickstoffmengen nun tatsächlich anrechenbar sind.
Seit 2010 steht dem Praktiker neben der klassischen
N
min
-Methode mit LIZ-Npro ein sehr einfaches, praxis-
taugliches und kostenloses Bilanzierungsprogramm im
Internet zur Verfügung. Auf der Seite
ist das Programm unter Entscheidungshilfen als interak-
tives Programm zu finden. In Abhängigkeit von Ertrags-
und Qualitätsparametern, Standortdaten, Witterung, Vor-
frucht, Zwischenfrucht und organischer Düngung berech-
net LIZ-Npro schnell und kostenlos den N-Düngebedarf.
Ohne jede Diskussion ein Muss für jeden Rübenanbauer
und jede Rübenfläche im Rheinland! Zusammen mit der
Berücksichtigung langjähriger regionaler Erfahrungen
und der Analyse der gelieferten Rübenqualität kann so
die N-Düngung im Sinne von Anbauer und Zuckerfabrik
weiter optimiert werden.
Heinrich Brockerhoff
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Die Stickstoffnachlieferung steigt bei regelmäßiger Gabe von organischen Düngern.
Foto: agrarpress
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