Zuckerrübenjournal 1/2014 - page 4

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Zuckerrübenjournal
LZ 9 · 2014
A K T U E L L E S
P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |
für besonders saubere Fuhren wurde
beibehalten.
Die Rübenbewertung in den Zu-
ckerfabriken wurde zusehends an-
spruchsvoller. Folgerichtig wurde die
Schlagzahl bei Waschproben deutlich
erhöht. Viele Anbauer nutzten die
Möglichkeit, sich über die Telefone,
mit denen die RRV-Gutachter seit zwei
Kampagnen ausgestattet sind, über die
Bewertung ihrer Rübenlieferungen ak-
tuell zu informieren.
Ab 20. November schließlich konnte
wieder normal gearbeitet werden. Das
Wetter spielte mit und es fielen bis
Kampagneende nur noch unproblema-
tische Niederschlagsmengen.
Anfang Dezember streifte eine Käl-
tezone das Rheinland und brachte
kurzzeitige leichte Fröste, die aller-
dings keine Gefahr für die Qualität der
Rüben in Feldrandmieten bedeutete.
Die frostfreie Zeit hielt sich in der Fol-
ge bis zum Kampagneende, sodass die
Witterung für Rübenlagerung, -verla-
dung und -transport glücklicherweise
keine Schwierigkeit bedeutete. Man
war sich einig, dass man das nach zum
Teil sehr herausfordernden Vorjahren
auch einmal verdient hatte.
Vor allem infolge des Ertragszu-
wachses und der Verschiebung des
Kampagnestarts wurde es auch nichts
mit dem Kampagneende zur Jahres-
wende. Dies ließ sich aber angesichts
der stabilen unproblematischen Witte-
rung und der ökonomischen Vorteile
für Anbauer und Zuckerhersteller ver-
kraften.
Kein Schaden ohne Nutzen
Die trocken-heiße Witterung in den
Sommermonaten hatte aber auch et-
was für sich. Krankheiten, insbesonde-
re pilzliche Blattkrankheiten und Wur-
zelfäulen, entwickelten sich nur unter-
durchschnittlich. Befall mit Rübenfäu-
len wurde nur relativ selten festge-
stellt, wenn dann aber Befall auftrat,
war er zum Teil sehr ausgeprägt. Das
sollte alle Anbauer dazu anhalten,
auch in Zukunft dieses Problem nicht
außer Acht zu lassen und auf Risiko-
schlägen unbedingt tolerantes Saatgut
einzusetzen, sei es beim Auftreten von
Rhizoctonia oder bei Ditylenchus.
Auch die Bordüngung zur Vorbeugung
von Herz- und Trockenfäule wird in
Zeiten eines deutlichen Ertragsan-
stiegs in immer mehr Betrieben zur
Standardmaßnahme. Lediglich gegen
die Rotfäule liegen noch keine klaren
Bekämpfungskonzepte vor. Hier kann
man nur durch hohe Bodenfruchtbar-
keit, ausgewogene Nährstoffversor-
gung und die Vermeidung von Ver-
dichtungen die Gesundheit des Rüben-
körpers unterstützen. Die Arbeitsge-
meinschaft Zuckerrübenanbau, beste-
hend aus Landwirtschaftskammer
NRW, Pfeifer & Langen/LIZ und dem
Rheinischen Rübenbauer-Verband,
wird sich diesem Thema weiterhin
widmen müssen. Aber auch am Insti-
tut für Zuckerrübenforschung in Göt-
tingen beschäftigt man sich mit der
Rotfäule.
Etabliert hat sich im Rheinland
mittlerweile das Ernteverfahren der
Rübenentblattung als Alternative zum
Köpfen oder Mikrotoppen. Mit allen
Verfahren ist man in der Lage, qualita-
tiv einwandfreie Rüben in die Zucker-
fabriken zu liefern. In allen drei An-
bauregionen des Rheinlands (Appel-
dorn, Jülich und Euskirchen) werden
bereits nennenswerte Anteile an ent-
blätterten Rüben angeliefert, in Eus-
kirchen ist dieser Anteil mit bereits
knapp 40 % am höchsten. Der Bewer-
tungsunterschied, 3 % Kopfabzug für
sichtbar geköpfte Rüben, und 4 % Ab-
zug für entblätterte Rüben ist akzep-
tiert und bereitet allen Beteiligten nur
in Einzelfällen noch Schwierigkeiten
bei der Zuordnung. Ohne Zweifel leis-
ten auch die neuen Ernteverfahren ih-
ren Beitrag dazu, die internationale
Wettbewerbsfähigkeit des heimischen
Rübenanbaus und der rheinischen Zu-
ckerwirtschaft durch hohe Rübenerträ-
ge zu festigen. Wir werden das brau-
chen.
Passende Anbauplanung
bleibt wichtig
Mit rund 44 500 ha war die Rübenan-
baufläche zur Zuckererzeugung im
vergangenen Jahr eine der niedrigsten
der vergangenen Jahrzehnte im Rhein-
land. Hinzu kommen noch rund 2 500
bis 3 000 ha, die für die Grafschafter
Krautfabrik und als Biogassubstrat an-
gebaut werden. Im kommenden Jahr
ist wieder mit einer leichten Anbau-
ausdehnung von 5 bis 7 % zu rechnen,
denn die rheinischen Anbauer zeich-
neten rund 180 000 t Industrierüben
mit Festpreissystem. Ansonsten bleibt
es bei den Vertragsmengen des vergan-
genen Jahres. Weiterhin ist es wichtig,
die Anbauplanung auf eine realistische
und zeitgemäße Basis zu stellen, denn
nicht nur unerfüllte Vertragsmengen
bringen Probleme, sondern auch zu
hohe Übermengen. Man denke nur an
das Anbaujahr 2012/13. Der fünfjährige
Durchschnitt sollte die Planungsgröße
sein, sowohl was den Rübenertrag als
auch den Zuckergehalt betrifft. Die
heimische und europäische Zucker-
wirtschaft hat über Jahrzehnte bewie-
sen, dass sie in der Lage ist, stets eine
dem Bedarf angepasste und ausrei-
chende heimische Zuckerversorgung
sicherzustellen. Das wissen alle Betei-
ligten in der Versorgungskette bis zum
Verbraucher und entsprechend sollte
man auch trotz der sich abzeichnen-
den Veränderungen ab 2017 weiter
verfahren.
Die EU-Politik hat dafür zu sorgen,
dass dieses marktangepasste Verhalten
auch gewürdigt und von sachgerech-
ten Entscheidungen in Brüssel beglei-
tet wird. Dazu gehört unter anderem,
zusätzliche Mengen an Importen und
Nichtquotenzucker nur dann für den
EU-Quotenzuckermarkt freizugeben,
wenn es nötig ist. 2013/14 ist dies defi-
nitiv nicht der Fall. Die Verbände wer-
den das mit Nachdruck einfordern.
Dr. Peter Kasten
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.
Foto: agrar-press
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