Zuckerrübenjournal 1/2014 - page 11

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A N B A U
B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |
„Ruhe bewahren!“ Trotz aller Vorteile
einer möglichst frühen Saat mit der
längeren Vegetationsperiode ist eine
optimale Bodenstruktur zur Aussaat ei-
ne der wichtigsten Voraussetzungen
für eine zügige Jugendentwicklung
der Rüben. Ein früher Reihenschluss
ist für einen hohen Rübenertrag wich-
tiger als eine (zu) frühe Aussaat!
Liegt dann ein ebenes, weder zu fei-
nes (Gefahr von Verschlämmung) noch
zu grobes (ungleichmäßige Ablage, un-
regelmäßiger Auflauf) Saatbett vor,
welches gleichmäßig rückverfestigt ist,
steht der Aussaat nichts mehr im We-
ge. Um eine optimale Bestandesdichte
von etwa 90 000 Pflanzen/ha zu errei-
chen, dürfte eine Ablageweite von
mindestens 21 cm bei der heutigen
Technik und Saatgutqualität mit weni-
gen Ausnahmen völlig ausreichend
sein. Viel wichtiger ist, auf eine gleich-
mäßige Ablage in den einzelnen Rei-
hen zu achten, sodass nicht einige Rei-
hen flach und einige tief gesät werden.
Unter ungünstigen Witterungsbedin-
gungen führt dies besonders in Kombi-
nation mit mangelnder Rückverfesti-
gung immer wieder zu ungleichem,
verzögertem Auflaufen der Rüben mit
all den daraus folgenden Schwierigkei-
ten, angefangen bei den Herbizidmaß-
nahmen über den Reihenschluss bis
hin zu Rodeerschwernissen durch die
unterschiedliche Entwicklung der Rü-
ben.
Wie tief oder flach tatsächlich gesät
werden sollte, hängt in erster Linie
vom Standort und den zu erwartenden
Witterungsverhältnissen ab. Je trocke-
ner die Bedingungen nach der Saat,
desto tiefer sollte die Saat erfolgen, um
ausreichend Feuchtigkeit für die Kei-
mung der Rübenpille sicherzustellen.
Gleichzeitig lässt sich so die Gefahr ei-
nes Schadens durch die Feldwaldmaus
verringern.
Bei trockenen Bedingungen und bei
standortabhängiger Gefahr eines Mäu-
seschadens beispielsweise in Waldnä-
he sollte generell etwas tiefer gesät
werden. Außerdem sollte direkt nach
der Saat eine Ablenkungsfütterung
beispielsweise mit Sonnenblumenker-
nen erfolgen. Eine weitere Gefahr für
die gerade gesäten Rüben stellen
Schnecken dar. Ab dem Zeitpunkt der
Keimung sollten daher insbesondere
Hohe Erträge ohne Pflug
Über die sehr
gleichmäßigen
Zwischenfrucht-
bestände freuen
sich Georg Keller-
wessel und Sebas-
tian Aluis.
Foto: Natascha
Kreuzer
Ein alter Hase in Sachen pfluglose Be-
arbeitung ist Georg Kellerwessel aus
Köln-Weiler. Bereits vor 20 Jahren hat
er angefangen, damit zu experimentie-
ren, seit 14 Jahren wird gar nicht mehr
gepflügt. „Grundgedanke war, das
Wasserhaltevermögen der Böden zu
verbessern, denn wir haben sehr
wechselnde Böden innerhalb der ein-
zelnen Parzellen, die Unterschiede be-
tragen bis zu 30 Bodenpunkte“, berich-
tet Georg Kellerwessel. Angebaut wer-
den Weizen, Zuckerrüben, Raps und
Silomais für eine Biogasanlage. Und
der Erfolg spricht für die Mulchsaat:
Im letzten Jahr erntete Kellerwessel
zum ersten Mal 16 t/ha Zucker, auch
die Rapserträge sind überdurchschnitt-
lich und das auf durchschnittlich 60
Bodenpunkten.
Etwa die Hälfte der Zuckerrüben
werden nach Raps angebaut, ein Vier-
tel nach Mais und ein Viertel nach
Weizen. Nach der Rapsernte werden
die Bestände gewalzt, um die Stängel
zu brechen. Die erste Auflaufwelle des
Rapses wird mit Glyphosat bekämpft.
Die zweite Welle wird dann noch ein-
mal gewalzt. „Wenn es trocken ist, er-
folgt dann eine tiefe Bodenlockerung
mit dem Grubber, bevor wir den Ölret-
tich säen“, ergänzt Mitarbeiter Sebasti-
an Aluis. „Das ist meistens in der letz-
ten Augustdekade der Fall.“ Gedüngt
wird mit Gärsubstrat oder Gülle. Alle
Arbeitsgänge werden präzise mit GPS
durchgeführt, alle Maschinen verfügen
über Breitreifen oder Reifendruckrege-
lanlagen. „Wir bestellen die Zwischen-
früchte, meist Ölrettich, mit größter
Exaktheit wie eine empfindliche Ge-
müsekultur“, erklärt Kellerwessel.
Im Winter wird der Boden, wenn er
befahrbar ist, mit einer Güttlerwalze
bearbeitet, um die Rotte der Zwischen-
früchte zu fördern. Dann erfolgt die
Mulchsaat. Bei der Sortenwahl setzen
die beiden auf Rübensorten, die den
Boden gut beschatten und damit einen
frühen Reihenschluss gewährleisten.
„Bei der Unkrautbekämpfung versu-
chen wir, mit der 1. NAK viel Wirkstoff
in den Boden zu bringen, denn der ver-
bleibende Raps muss bekämpft wer-
den. Lieber am Anfang konsequent ge-
gen das Unkraut vorgehen, als hinter-
her wochenlang Stress haben. Und um
die Rüben braucht man sich nicht so
viel Sorgen machen, die holen das wie-
der auf“, betont Kellerwessel. Auch
nach früher Maisernte sät Kellerwessel
eine Zwischenfrucht, wenn das Wetter
es zulässt.
Mit der Mulchsaat ist Kellerwessel
sehr zufrieden. „Unser Boden sieht aus
wie ein Schweizer Käse und die Re-
genwürmer sind in Sachen Bodenlo-
ckerung besser als jede Technik! Das
bestätigt auch immer wieder der Ein-
satz unserer Bodensonde. Und kosten-
günstiger geht es auch nicht. Wir dis-
kutieren beim Pflanzenschutz über
10 € Mehrkosten, aber bei der Boden-
bearbeitung geht es um 100 oder
200 €.“
Natascha Kreuzer
LZ 9 · 2014
Zuckerrübenjournal
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Mulchsaatflächen
sollten zur Saat
unkrautfrei sein.
Foto: agrar-press
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