Zuckerrübenjournal 1/2014 - page 20

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Zuckerrübenjournal
LZ 9 · 2014
| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T
A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
Die Vorteile im Feld sind gleichzeitig
die Risiken im Saatgutlager. Die Rüben-
pillen-Hüllmasse ist stark hygroskopisch,
also Wasser anziehend, sie zieht auch
die umliegende Luftfeuchtigkeit ähnlich
wie ein Salzkorn an. Nur geringe Men-
gen hoher Luftfeuchtigkeit reichen aus,
um bei aktiviertem Saatgut die dritte
Phase auszulösen. Dieser Prozess ist
nicht mehr zu stoppen und führt zuerst
zu einem schleichenden Verlust der
Triebkraft und dann der Keimfähigkeit.
Lagerbedingungen beachten
Saatgutreste sollten unmittelbar nach
der Aussaat oder auch bei Unterbre-
chung der Saat aus der Sämaschine
entnommen werden, um diese vor
(Luft-)Feuchtigkeit zu schützen. Das
Saatgut sollte anschließend in die Ori-
ginalverpackung gefüllt und mit einem
Klebeband fest verschlossen werden.
Je nach Herstellerangaben sollte die
verschlossene Originalverpackung mit
einem zusätzlichen Folienbeutel luft-
dicht eingepackt werden. Als Lager-
raum bieten sich konstant kühle und
vor allem trockene Räume an.
Die „Sorglos-Zeiten“ im Umgang
mit überlagertem Saatgut sind vorbei.
Gut aktiviertes und richtig gelagertes
Saatgut kann grundsätzlich im nächs-
ten Jahr wiederverwendet werden,
dies belegt auch ein Versuch, den der
Rheinische Rübenbauer-Verband 2012
durchgeführt hat. Eine längere Lage-
rung ist aber nicht zu empfehlen, da
aktiviertes Saatgut einem schnelleren
Alterungsprozess unterliegt. Überla-
gertes Saatgut sollte vor der Aussaat
auf jeden Fall auf Keimfähigkeit, im
Zweifelsfall auch auf Triebkraft unter-
sucht werden. Alle Züchter sind sich
aber einig: Am Ende der Aussaat sollte
möglichst wenig Restsaatgut übrig
bleiben – also knapp bestellen!
Alfons Lingnau
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.
Hauptereignisse bei der Keimung
• Aufnahme von Wasser
durch Quellung
Keimung
Nach der Keimung
• Enzyme werden aktiviert
• RNAs und Proteine werden synthetisiert
• Zellatmung steigt an
• Stoffwechselvorgänge werden aktiviert
• Zellteilung startet
• Samenschale wird gesprengt
• Keimwurzel durchbricht
die Samenkapsel
Wasseraufnahme
Zeit
Mobilisierung der eingelagerten Reserven
Verlängerung der Zellen
in der Keimwurzel
Zellteilung und DNA-Synthese
DNA-Restaurierung
Wasseraufnahme
Beginn der Atmung sowie
der Proteinsynthese
Wiederherstellung der Mitochondrien
Verlust von gelösten Stoffen
Die Dauer schwankt zwischen einem und zwei Tagen sowie einer und zwei Wochen (aus: Bewley, 1997)
Phase I
Phase II
Phase III
Rübensaatgut: Vorbehandlung – Aktivierung – Priming
higkeit können, obwohl zur gleichen
Zeit im gleichen Feld ausgesät, im
Feldaufgang deutlich differenzieren.
Diese Unterschiede werden von einer
weiteren Komponente der Saatgutqua-
lität, der Triebkraft, verursacht. Wäh-
rend die Keimfähigkeit die maximale
Neuer LIZ-Keimtestservice: Triebkraft gefordert
I
m Frühjahr 2013 waren im Rhein-
land auf manchen Rübenschlägen
ungenügender Feldaufgang und in der
Folge lückige Bestände und ungleich-
mäßige Jugendentwicklung zu beob-
achten. Die Probleme traten vornehm-
lich bei überlagertem Saatgut auf, des-
sen Vitalität in Zusammenspiel mit der
extrem kalten Frühjahrswitterung oft
nicht ausreichte, um die gekeimten Sa-
men auch auflaufen zu lassen. Die
Temperaturen zur Aussaat lagen deut-
lich unterhalb der langjährigen Werte
und zumindest nachts, auch unterhalb
des Gefrierpunkts (siehe Grafik). Zwei
Saatgutpartien mit derselben Keimfä-
Beim Keimtest wird das Saatgut unter erschwerten Bedingungen, zum Beispiel bei
Kälte, getestet.
Foto: Katharina Schmitz
Temperaturverlauf
Foto: Landpixel
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