Zuckerrübenjournal 1/2014 - page 6

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Zuckerrübenjournal
LZ 9 · 2014
| A K T U E L L E S
P O L I T I K
M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |
der Schulterschluss zwischen Anbau-
ern und Verarbeitern, wie wir ihn seit
vielen Jahren erfolgreich mit dem
Rheinischen Rübenbauer-Verband ha-
ben, so wichtig, um unsere gemeinsa-
me Wettbewerbsposition zu stärken.“
Seiner Einschätzung nach wird der Zu-
ckermarkt nach 2017 zunächst von
Überschüssen geprägt sein, so gebe es
beispielsweise Meldungen aus Frank-
reich, dass dort in Zukunft mehr Rü-
ben angebaut werden sollen. „Wir
brauchen mehrjährige Anbauverträge,
um die lange Zeit vom Vertragsab-
schluss über die Vegetation und Kam-
pagne bis zur endgültigen Vermark-
tung des Zuckers planen zu können.
Dabei wird es auch darum gehen, wie
die Anbauer an den Erlösen beteiligt
werden können. Das wird sicher bei
dann wieder normalisierten Preisen
auf einem anderen Niveau als jetzt lie-
gen.“
Pfeifer & Langen werde wie bisher
mit dem Rübenbauer-Verband die
Beirat neu gewählt
Bei den Neuwahlen für den Beirat des RRV verabschiede-
te Bernhard Conzen herzlich Paul Heusgen aus Kaarst-
Büttgen, der schon seit 1984 für den Bezirk 6, Neuss,
Kaarst, Mönchengladbach, Korschenbroich, im Beirat
war. Nachfolgerin wurde Dr. Juliane Wahode aus Neuss.
Verabschiedet wurde außedem Franz-Josef Kügelgen aus
Nörvenich-Rommelsheim, der ebenfalls langjähriges Bei-
ratsmitglied für den Südkreis Düren und Niederzier war.
Sein Nachfolger wurde Wilhelm Püllen aus Nörvenich-
Eschweiler über Feld. Im Amt bestätigt wurden Johannes
Körner aus Hamminkeln, Michael Dorenbusch aus Tönis-
vorst, Konrad Peters aus Elsdorf, Herbert Werres aus Nie-
derkassel, Toni Maur aus Mertloch und Bernhard Conzen
aus Gangelt.
Dr. Botho von
Schwarzkopf, Pfei-
fer & Langen,
sprach sich für ei-
nen Schulter-
schluss zwischen
Anbauern und
Verarbeitern aus,
um die Herausfor-
derungen nach
dem Ende der Zu-
ckermarktord-
nung 2017 zu
meistern.
Rahmenbedingungen aushandeln. Ein
neuer Aspekt dabei werde sicher eine
stärkere Marktorientierung sein, die
die Volatilität der Märkte berücksichti-
ge. Er zeigte sich zuversichtlich, dass
die bisherige gute Zusammenarbeit
ein Grundstein sei und erklärte: „An-
bauer und Fabrik brauchen sich gegen-
seitig, wir sitzen im selben Boot.“
Anschließend gab Dr. Peter Kasten,
Geschäftsführer des Rheinischen Rü-
benbauer-Verbands, einen Überblick
über die Verbandsaktivitäten in den
letzten beiden Jahren.
Mehrjährige Verträge nötig
In der weiteren Forumsveranstaltung
ging es um die Zukunft des Rübenan-
baus. Bernhard Conzen blickte zu-
nächst zurück auf die Diskussion über
die Verlängerung der Zuckermarktord-
nung, die leider nur bis 2017 erfolgt sei.
„Die Interessenlage in Europa war zu
inhomogen, um die Verlängerung bis
2020 durchzusetzen. Für die Landwirte
heißt das, dass ihre Einkommen desta-
bilisiert werden. Aber die Entschei-
dung ist gefallen und wir müssen uns
darauf einstellen, auch wenn uns die
Entscheidung nicht passt.“ Er begrüßte
die Aussagen zur Zukunft der Rübe im
Rheinland von Dr. von Schwarzkopf
und erklärte, dass man gemeinsam da-
für sorgen müsse, das System weiter
funktionsfähig zu halten. Er betonte,
dass mehrjährige Verträge, ähnlich der
Branchenvereinbarung und den Rü-
benlieferverträgen, weiterhin zwin-
gend erforderlich seien, um Planungs-
sicherheit zu haben. Darin müssten die
Vertragsdauer und die Liefermenge so-
wie Preise und Qualitäten geregelt
sein. Außerdem sei, ähnlich wie bei
den Industrierübenverträgen, eine fai-
re Aufteilung der Zuckerpreisentwick-
lung auf beide Parteien sinnvoll. Zen-
trale Größe für beide Seiten sei der Zu-
ckerverkaufspreis, an den der Rüben-
preis gekoppelt werden könnte. „Die
Rübe muss sich weiter gegenüber den
anderen Kulturen lohnen. Der Rüben-
bauer-Verband wird alles tun, damit
die Rübe im Rheinland nach 2016 wei-
ter bestehen wird. Hier im Rheinland
verhandeln wir Anbauer mit Geschlos-
senheit und auf Augenhöhe mit unse-
ren Partnern. Deshalb sollten wir auch
politisch gemeinsam für die Rübe
kämpfen.“
Langfristige Anbauverträge bieten
dabei Planungssicherheit für die Land-
wirte, die in Fruchtfolgen planen, er-
klärte Conzen. Auch er sprach sich für
freie Exporte aus der EU auf den Welt-
markt aus. „Die rheinische Rübe wird
erfolgreich bestehen, denn wir erzie-
len hohe Erträge und erzeugen ver-
brauchernah mit einer ausgefeilten Lo-
gistik. Außerdem entwickeln wir Alter-
nativen, wie zum Beispiel Rüben für
die Biogasproduktion.“
20 bis 30 % höhere Erträge?
Welchen Anteil am Ertragsfortschritt
die Züchtung dabei hat, beleuchtete
Philip Freiherr von dem Bussche, Spre-
cher des KWS-Vorstands. „Wir als
Züchter schauen weit in die Zukunft,
weil alleine die Entwicklung einer Sor-
te schon zehn Jahre dauert. Die Ent-
wicklung eines neuen Genpools dauert
rund 30 Jahre.“ Er gab sich sehr opti-
mistisch. Die Erträge der Rübe seien in
den letzten 20 Jahren stärker als bei
anderen Kulturen gestiegen. Gleichzei-
tig sei der Verbrauch von N-Dünger
und Diesel massiv gesunken. „Die Rü-
be hat eine hohe Faktoreffizienz, die
müssen wir besser kommunizieren“,
betonte von dem Bussche.
Wo wird die Rübe in Zukunft ste-
hen? Von dem Bussche erwartet einen
Anbaugürtel in der EU, der sich von
Frankreich über Deutschland und das
südliche Skandinavien bis Polen er-
streckt. „Das Rheinland liegt mitten in
diesem zukünftigen Anbaugebiet.“ Die
Züchter werden Kooperationen einge-
hen, um weitere Ertragsgene der Rü-
ben zu finden. Eine große Herausfor-
derung dabei sei die Winterrübe, denn
hier müssten mehrere Dinge gleichzei-
tig bearbeitet werden. Zum einen müs-
se die Schoss- und Blühfähigkeit der
Rübe aus-, aber zu Vermehrungszwe-
cken auch wieder eingeschaltet wer-
den können, und außerdem müsse die
Rübe frosthart werden, das sei nur mit
Gentechnik zu erreichen, da es diese
Eigenschaft bisher nicht im natürli-
Sieht die Zukunft
der Rübe positiv:
Philip Freiherr von
dem Bussche.
Fotos: Bernhard Rüb
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