Zuckerrüben Journal Nr. 2/2015 - page 20

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Zuckerrübenjournal
LZ 20 · 2015
| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T
A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
Neulandböden
sind struktur-
schwach und nei-
gen zur Ver-
schlämmung.
Demmuss durch
entsprechende
Bodenbearbei-
tung mit Mulch-
saat entgegenge-
wirkt werden.
Bodenstruktur päppeln
Wie wichtig Pflege und Aufbau des Bo-
dengefüges sind, hat Heiner Pesch bei
seinem ersten Rübenanbau vor vier
Jahren erfahren. „Nach einem Stark-
regen im Frühjahr war die vorgesehe-
ne Fläche stark verkrustet und hart ab-
getrocknet.“ Seinem Betrieb in Er-
kelenz steht eine Umsiedlung noch be-
vor und er sammelt seit einigen Jahren
Erfahrungen auf rekultivierten Böden
innerhalb eines Arbeitskreises. Er sät
in diesem Frühjahr zum zweiten Mal
Zuckerrüben und ist auf Mulchsaat
umgestiegen.
„Neuland ist etwas sensibler“, räumt
Werner Sihorsch ein und verweist auf
Feldversuche, die gezeigt haben, wo-
rauf es ankommt: den Pflug nur dann
einsetzen, wenn unbedingt nötig,
Mulchsaaten, wann immer möglich,
oder auch möglicherweise Direktsaat-
systeme nutzen.
Die Strategien zum Bodenaufbau
hat Lothar Beuters, der zusammen mit
Sohn Philipp einen Grubenrandbetrieb
führt, konsequent umgesetzt. Seit 1995
hat er schon mehrfach Neulandflächen
unter die Schare bekommen und ist
zufrieden mit Ergebnissen und Erträ-
gen. Stroh werde gehäckselt und blei-
be immer auf dem Feld. Ergänzt mit
Champost, Kompost und Gülle führt er
dem Boden möglichst viel organische
Masse zu, um Verschlämmung und Bo-
denabtrag entgegenzuwirken. „Die
Mulchsaat ist auf Neuland ausgespro-
chen wichtig. Sie macht die Böden
tragfähiger, weil sie stärker durchwur-
zelt und besser abgesetzt bleiben.“ Au-
ßerdem könne so mehr Feuchtigkeit
im Boden gehalten werden.
Auch wenn sich Stroh mit dem Pflug
besser einarbeiten lässt, pflügt er nur,
wenn unbedingt nötig, und setzt statt-
dessen auf Tiefenlockerung im Spät-
sommer zur Zwischenfrucht vor Zucker-
rüben. „Wir entscheiden immer nach
aktuellem Bodenzustand, denn jedes
Jahr ist anders und auf Neuland muss
einfach schonend gearbeitet werden“,
macht er klar. Dabei baut er auf eine
Technik mit kleinem Räumschar am En-
de des Pfluges. Dies sorgt dafür, dass
ähnlich wie beim Onland-Pflügen die
Schlepperräder nicht in einer tief lie-
genden Pflugsohle laufen und ermög-
licht so den Einsatz von Breitreifen auch
beim Pflügen. Ein Verfahren, von Si-
horsch empfohlen, das sich für Beuters
insgesamt bewährt hat. „Was für Neu-
land gut ist, muss für Altland nicht
schlecht sein“, meint er.
Wichtig ist auch das richtige Timing,
denn Neulandböden sind kälter und
trocknen langsamer ab. Es habe sich
ausgezahlt, mit dem Säen zu warten.
„Die Böden brauchen zwar etwas län-
ger, die Rüben holen das dann während
der Vegetation schnell wieder auf.“ Im
Herbst sei ein früher Rodetermin bei
trockenemWetter in jedem Fall vorzu-
ziehen. „Denn wenn das Wetter um-
schlägt, ist das Roden auf nassen Böden
sehr kritisch“, gibt er zu bedenken.
Humus, pH-Wert und Nährstoffe
Weil die Neulandböden einen hohen
pH-Wert haben, kann auf eine Kalk-
düngung über Jahrzehnte verzichtet
werden. Dagegen hinkt die Nährstoff-
versorgung im Oberboden deutlich
hinter der von gewachsenen Böden
her. Denn so wie Humus werden beim
Mischen der Bodenhorizonte auch die
Nährstoffanreicherungen im Oberbo-
den verteilt und verdünnt. Den Neu-
landböden fehle damit der normale
Nährstofffluss, so Lothar Beuters. Er
nimmt dies hin und meint, dass da-
durch die Erträge nicht unbedingt ge-
mindert würden. Jedenfalls nicht,
wenn ausreichend gedüngt werde. Ge-
rade die Zuckerrübe reagiere sehr po-
sitiv auf mineralische Volldünger im
Frühjahr, den er mischen lässt und hö-
her dosiert, als er auf Altland aus-
bringt. „Wir setzen insgesamt 180 kg
Stickstoff inklusive Gülle für Neuland
an, also ungefähr 60 kg mehr als auf
Altland.“
Insgesamt liege der Düngeaufwand
damit um die Hälfte höher. Aus seiner
Sicht wird dies durch einen geringeren
Aufwand für Herbizide ausgeglichen.
Denn diese dürfen und müssen auf-
grund des fehlenden Humus deutlich
niedriger dosiert werden, damit die
Rüben nicht leiden. Etwa ein Drittel
niedriger könnten die Mittel angesetzt
werden, so Beuters.
Der Blick auf die Nematoden
„Ja, es gibt sie auf Neuland, wenn
auch zunächst nur geringe Besatzdich-
ten“, räumt Werner Sihorsch zum The-
ma Nematoden ein. Diese seien aber
als Ausgangsinokulum für die Ent-
wicklung der Nematodenpopulatio-
nen nicht ohne Brisanz. Denn die Ge-
genspieler der Rübenzystennemato-
den, parasitierende Pilze, fehlen auf
rekultivierten Flächen. Sie sind ge-
bunden an organische Substanz, an
der es den Böden mangelt. Keine
glückliche Ausgangslage, die, wie die
Erfahrung gezeigt hat, ohne voraus-
schauende Maßnahmen zu starkem
Befall mit Ertragswirkung führen
kann. „Im dritten Rübenjahr können
die Populationen explodieren.“ In Zu-
sammenarbeit mit dem Julius-Kühn-
Institut habe man nach Anbaustrategi-
en gesucht, um diesen Verlauf in den
Die Bodenbearbeitung hat Heiner Pesch umgestellt. Neben
dem Onland-Pflug setzt er auf Mulchsaat. Für eine gute Ein-
arbeitung von Stroh nutzt er einen Allroundgrubber mit vari-
abler Zinkenbreite.
Fotos: Christiane Aumüller-Gruber
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