Zuckerrüben Journal Nr. 2/2015 - page 18

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Zuckerrübenjournal
LZ 20 · 2015
| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T
A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
Herz- und Trockenfäule. Bormangel
kann im extremen Fall neben Rhizoc-
tonia und Ditylenchus eine wesentli-
che Ursache für verdorbene Rüben
sein. Trotz ausreichender Borgehalte
im Boden ist Bor in der Bodenlösung
nicht immer ausreichend mobil und
pflanzenverfügbar. Trockenheit und
hohe pH-Werte schränken die Bormo-
bilität stark ein. Leichte Standorte und
Standorte mit hohen pH-Werten sind
hiervon besonders betroffen.
In der Pflanze ist Bor nur schwer
beweglich, es kann nicht mehr aus äl-
teren Blättern zurückverlagert werden.
Die jüngeren, inneren (Herz-)Blätter
leiden deshalb zuerst an einer Borun-
terversorgung. Diese Blätter bleiben
im Wachstum zurück, werden schwarz
und sterben schließlich ganz ab, nach-
folgend werden auch die älteren Blät-
ter gelb und spröde. Die Blattstiele
werden rissig und brechen leicht ab.
Was man von außen nicht sehen kann:
Im Rübenkörper werden die Gefäß-
bündelringe braun und verlieren ihre
Leitungsfunktion für den Wasser- und
Assimilatetransport. Als Folge treten
am Wurzelhals Schorfstellen auf, die
später in eine stärkere Flankenfäule
übergehen können und leicht mit Rhi-
zoctonia solani zu verwechseln sind.
Je nach Witterungs- und Schadens-
verlauf können weitere Sekundärerre-
ger die vorgeschädigte Rübe besiedeln
und zu einer schnellen Umsetzung
(Fäule) des Gewebes führen. Derartige
Schädigungen am Blattapparat und an
der Rübe sind irreversibel und müssen
nicht sein. Um einem Bormangel vor-
zubeugen, ist es ratsam, eine Bordün-
gung möglichst zum Reihenschluss mit
etwa 500 g/ha Bor durchzuführen. Die
Blätter wirken dann wie ein Trichter,
fangen die Borapplikation auf und lei-
ten diese mit Tau und Niederschlags-
wasser an die Wurzelkörper weiter.
Der überwiegende Anteil der Borsprit-
zung gelangt so über die Feinwurzeln
in den Saftstrom der Rübe und hat da-
mit eine Chance, in alle Pflanzenteile
zu wandern.
Rübenkopfälchen
(Stock- und Stängelälchen)
Beim Rübenkopfälchen handelt es sich
um den frei lebenden Fadenwurm,
den Nematoden Ditylenchus dipsaci.
Der Befall mit Rübenkopfälchen tritt
vorwiegend im südwestlichen Rhein-
land auf; besonders betroffen ist die
Region Euskirchen, Zülpich und Dü-
ren. Oft sind einzelne Schläge oder
Teilbereiche in einem Betrieb vom Rü-
benkopfälchen befallen.
Der Nematode kann schon sehr
früh die kleinen Rübenpflänzchen be-
siedeln. Dort bohrt er unzählige Fraß-
gänge in den Rübenkopf und bietet
dadurch ideale Eintrittspforten für
weitere Sekundärfäule-Erreger. In
leichten Fällen bleibt es bei einer
Kopffäule, die bis knapp unter die Erd-
oberfläche reicht; der unterirdische
Teil bleibt dabei gesund. In schweren
Fällen kann die Fäule bis in die Wur-
zelspitze reichen und dann zum Total-
ausfall führen. Es gibt keine zugelasse-
nen, direkten Bekämpfungsmaßnah-
men gegen diesen Schädling. Die ein-
zige Möglichkeit besteht in der Wahl
einer weniger anfälligen Sorte (Beret-
ta oder Timur) und einer späteren
Aussaat. Weiterhin sollte auf bekann-
ten Befallsflächen kein Gelbsenf als
Gründüngepflanze angebaut werden,
da dieser eine Wirtspflanze für Dity-
lenchus ist.
Analyse bringt Sicherheit
Die sichere Bestimmung einer Krank-
heit ist nicht immer ganz einfach, be-
sonders wenn diese schon weiter fort-
geschritten ist. Oft dringen in eine pri-
mär geschädigte Rübe weitere Sekun-
därerreger ein und bilden am Ende ei-
ne Mischinfektion, die nur noch
schwer zu differenzieren ist.
Um Sicherheit in das Geschehen zu
bringen, ist es ratsam, eine Krankheits-
bestimmung zum Beispiel beim Pflan-
zenschutzdienst der Landwirtschafts-
kammer NRW durchführen zu lassen.
Bei der Probennahme ist es wichtig,
dass nur Pflanzen entnommen wer-
den, die eine leichte bis mittlere Be-
fallsausprägung aufzeigen. Solche
Pflanzenproben können für die Labor-
untersuchung optimal genutzt werden,
um eine möglichst genaue Krankheits-
bestimmung durchzuführen. Das Pro-
benmaterial darf beim Versand nicht
warm werden und schwitzen, am bes-
ten in Zeitungspapier einwickeln und
möglichst umgehend, am Wochenan-
fang, an ein Labor schicken.
Fazit
Die Beherrschung von Wurzelkrankhei-
ten an Zuckerrüben ist eine große Her-
ausforderung. Hier besteht weiterhin
ein hoher Forschungsbedarf. Chemi-
sche Pflanzenschutzmittel werden in
Zukunft nur begrenzt zur Verfügung
stehen. Der große Hoffnungsträger liegt
bei der Pflanzenzüchtung, in der Ein-
kreuzung von spezifischen Resistenz-
quellen. Seitens der Landwirtschaft
muss weiterhin ein hohes Augenmerk
auf die Bodenstruktur und den Umgang
mit Wirtspflanzen in der Fruchtfolge
gesetzt werden, um einen leistungsfähi-
gen Rübenanbau zu erhalten.
Alfons Lingnau
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.
Bernd Bruckwilder
Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Zuckerrübe (LIZ)
Appeldorn
Rotfäule tritt ähn-
lich wie Rhizocto-
nia eher auf stau-
nassen Böden auf.
Deutlich sind die
violetten Verfär-
bungen zu sehen.
Bei Bormangel
werden die Ge-
fäßbündelringe
von außen her
braun und verlie-
ren ihre Leitungs-
funktion für den
Wasser- und Assi-
milatetransport.
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