Zuckerrüben Journal Nr. 2/2015 - page 4

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Zuckerrübenjournal
LZ 20 · 2015
A K T U E L L E S
P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |
CIBE fordert Stabilität auf dem Zuckermarkt
Auf ihrer Generalversammlung Mitte
April in Brüssel stellten Präsident
Bernhard Conzen und die Vize-Präsi-
denten Eric Lainé und Jørn Dalby im
Namen der Internationalen Vereini-
gung Europäischer Rübenanbauer
(CIBE) die erfreulichen Ergebnisse der
Ernte des Jahres 2014/15 vor. Danach
wurden in 13 der 19 EU-Mitgliedstaa-
ten mit Rübenanbau (bei 28 Ländern
insgesamt) Rekorderträge erzielt. Der
vorläufige durchschnittliche Zuckerer-
trag aller EU-Mitgliedstaaten beziffert
sich auf rund 12,8 t/ha. Im Vergleich
dazu wurden im bisherigen Rekord-
jahr 2011/ 12 etwa 12,2 t/ha geerntet.
Dies belegt nicht nur die guten Wachs-
tumsbedingungen in der letzten Vege-
tationsperiode, sondern auch die Fort-
schritte, welche die Züchtung und die
Rübenanbauer in puncto nachhaltiger
Sicherstellung des Rübenanbaus er-
reicht haben.
Gleichzeitig jedoch äußerte die
CIBE ihre große Besorgnis über die ex-
trem schwierige Situation auf dem eu-
ropäischen Zuckermarkt mit einem
Preisverfall in Höhe von 43 % seit Janu-
ar 2013. Die europäischen Rübenan-
bauer werden darauf reagieren, indem
sie große Mengen an Rüben bezie-
hungsweise Zucker auf das kommende
Zuckerwirtschaftsjahr 2015/16 übertra-
gen und ihre Rübenanbaufläche deut-
lich reduzieren. Die CIBE äußerte sich
außerdem besorgt über die nach wie
vor bestehenden Unsicherheiten bei
der Abschaffung des Zuckerquotensys-
tems ab dem 1. Oktober 2017. Sie ersu-
chen die EU-Kommission und die neu
ins Leben gerufene Zuckerexperten-
gruppe, diese Unsicherheiten schnell
zu beseitigen und dem Sektor klare Si-
gnale zu geben. Insbesondere:
sollen temporäre Marktsteuerungs-
maßnahmen (zusätzliche Roh-
zuckerimporte und die Freigabe
von Nicht-Quotenzucker) in den Zu-
ckerwirtschaftsjahren 2014/15 und
2015/16 abgelehnt werden, da der
EU-Zuckermarkt mehr als genü-
gend versorgt ist,
sollen angesichts des sehr niedrigen
Preises auf dem Zuckermarkt
schnellstens die Modalitäten bezüg-
lich der Hilfe für private Lagerhal-
tung bekannt gemacht werden,
muss die EU-Kommission bei bilate-
ralen und multilateralen Vereinba-
rungen fest entschlossen sein, Dritt-
ländern keinen weiteren Zugang
zum europäischen Zuckermarkt zu
gewähren,
muss aktiv auf WTO-Ebene sicher-
gestellt werden, dass Konkurrenten
aus Drittländern ihre eigenen WTO-
Verpflichtungen beachten. Die EU-
Kommission dereguliert ihre EU-
Zuckerpolitik und verlangt vom EU-
Bernhard Conzen
Zuckerwirtschaft besorgt über Marktsituation
Das Wirtschaftsjahr 2014/15 geht als
Rekordjahr in die Annalen der deut-
schen Zuckerwirtschaft ein. Wie die
Wirtschaftliche Vereinigung Zucker
(WVZ) mitteilte, weist der Kampagne-
Schlussbericht eine Zuckererzeugung
von 4,49 Mio. t aus, das ist ein Anstieg
um rund 1 Mio. t oder 31 % gegenüber
demVorjahr. Die Rübenanlieferung
stieg um knapp 36 % auf 28,9 Mio. t,
während der Zuckergehalt der Rüben
mit 17,33 % nur unwesentlich unter
demVorjahreswert lag.
„Noch nie war der Zuckerertrag so hoch
wie in dieser Kampagne. Das ist für Rü-
benanbauer und Zuckerindustrie ei-
gentlich sehr erfreulich“, so
der Vorsitzende der WVZ,
Dr. Hans-Jörg Gebhard. Die optimale
Ausprägung aller ertragsbestimmen-
den Faktoren in einem Jahr sei selten
und habe zu dieser Rekordernte ge-
führt.
Allerdings werde die Freude über die
Zuckererzeugung durch die schwierige
Lage am Zuckermarkt getrübt. „Die gro-
ße Ernte hat in Kombination mit den
von der Kommission in den zurücklie-
genden Jahren beschlossenen Einfuhr-
maßnahmen zu einem für den Sektor
existenziell bedrohlichen Preisverfall
geführt“, so Dr. Gebhard. Angesichts der
dramatischen Situation habe man des-
halb große Hoffnung in die vor wenigen
Wochen vom Agrarministerrat initi-
ierte Expertengruppe aus
Fachleuten der nati-
onalen Landwirt-
schaftsministerien
gesetzt. Sie soll
vor dem Hinter-
grund der 2017
auslaufenden
Quotenregelung
Vorschläge erar-
beiten, mit denen
der aktuellen Ent-
wicklung entgegengewirkt werden
kann.
„Leider ist das Ergebnis der ersten Sit-
zung absolut enttäuschend. Die Kom-
mission hat alle konstruktiven Vor-
schläge der Mitgliedstaaten zurückge-
wiesen und sich auf die Präsentation
bekannter Statistiken beschränkt. Dies
ist nicht akzeptabel“, so Dr. Gebhard.
Die Mitgliedstaaten hätten gegenüber
der Kommission deutlich gemacht,
dass es kurzfristig realisierbare Maß-
nahmen zur Unterstützung der Zucker-
wirtschaft gibt. Dazu gehöre auch die
Beihilfe zur privaten Lagerhaltung. Au-
ßerdem müsse eine Ausweitung der
Exportmöglichkeiten konstruktiv disku-
tiert werden.
Die aktuelle Entwicklung stelle für den
Sektor die größte Herausforderung der
letzten Jahrzehnte dar. Es sei deshalb
nicht hinnehmbar, dass die EU der Zu-
ckerwirtschaft eine weltweit einmalige
Liberalisierung des Marktes abverlangt,
ihr aber in der derzeit schwierigen Lage
jegliche Unterstützung verweigert, so
der WVZ-Vorsitzende.
Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V.
Foto: Natascha Kreuzer
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