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M A R K T
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fleisch weiter in diesen Regionen kon-
zentriert hat und zum Beispiel in
Rheinland-Pfalz, in Hessen und vor al-
lem im Saarland deutlich zurückge-
gangen ist.
Auch wenn es nicht möglich ist, in
die Zukunft zu schauen, lassen sich
doch einige Aussagen über die zukünf-
tige Entwicklung des Zuckersektors
und die dafür wichtigen Bestimmungs-
faktoren ableiten.
Wettbewerb wird sich
deutlich verschärfen
Die Wettbewerbssituation auf den Zu-
ckermärkten wird bestimmt durch die
Entwicklung des Angebotes, der Nach-
frage und der daraus resultierenden
Preise. Zurzeit scheint es bei den Zu-
ckerunternehmen die Tendenz zu ge-
ben, die Erzeugung auszudehnen.
Durch den Wegfall der Quote für Iso-
glucose wird außerdem damit gerech-
net, dass dieses Süßungsmittel in man-
chen Verwendungsbereichen den Rü-
benzucker verdrängt. Eine Entlastung
des EU-Zuckermarktes könnte durch
eine Verringerung der Importe entste-
hen, da deren Attraktivität vom Preis-
D
ie maßgeblichen Änderungen ge-
genüber der gegenwärtigen Situa-
tion sind hinreichend bekannt. Demge-
genüber sind die Folgen dieser Ände-
rungen schwer abschätzbar. Vor allem
geht es um die Frage, ob und wenn ja,
wie der Zuckersektor in der EU und in
Deutschland unter den neuen Bedin-
gungen wettbewerbsfähig bleiben
kann.
Naheliegend ist es, sich bei der Ab-
schätzung der Konsequenzen an den
anderen Agrarmärkten zu orientieren.
Allerdings hat ein solcher Blick nur ei-
ne begrenzte Aussagekraft, weil sich
die Organisation der Wertschöpfungs-
kette Zucker von der Organisation an-
deren Sektoren deutlich unterschei-
det. Wichtig ist in diesem Zusammen-
hang:
◾
Für die Rübenbauern gibt es in der
Regel nur ein Zuckerunternehmen,
an das sie die Rüben liefern kön-
nen. Die Lieferung an weiter ent-
fernte Unternehmen ist zwar nach
dem Wegfall der Quotenregelung
theoretisch möglich, aufgrund der
hohen Transportkosten aber prak-
tisch nicht durchführbar.
◾
Auf der anderen Seite sind auch die
Zuckerunternehmen auf die Roh-
stoffe aus der unmittelbaren Region
angewiesen. Auch hier gilt, dass die
Beschaffung von Zuckerrüben aus
weit entfernten Regionen eigentlich
nur theoretisch möglich ist.
◾
Im Zuckersektor gibt es europaweit
nur wenige Unternehmen, die Ent-
scheidungen hinsichtlich der Pro-
duktionsmenge treffen. Die Land-
wirtschaft wird über Lieferverträge
koordiniert, in denen die Liefer-
mengen geregelt werden. Darin un-
terscheiden sich Zucker- und Milch-
sektor erheblich. Mit einer unkon-
trollierten Ausweitung des Angebo-
tes wie im Milchsektor ist deshalb
im Zuckersektor nicht zu rechnen.
Allerdings kann man von den Fleisch-
märkten lernen, welche Bedeutung die
regionalen Bedingungen für die Ent-
wicklung einer Branche haben. Eine
hohe Produktionsdichte mit kurzen
Wegen für den Transport von Misch-
futter und Schlachtvieh, leistungsstar-
ke Vermarktungsunternehmen und
Zulieferer sowie eine starke Struktur
innerhalb des landwirtschaftlichen
Sektors begründen die starke Wettbe-
werbsstellung der Veredelung in West-
falen und Weser-Ems. Diese Bedingun-
gen haben dazu geführt, dass sich in
den letzten zwanzig Jahren die Erzeu-
gung von Schweine- und Geflügel-
Was kann die Rübe von
anderen Märkten lernen?
Zum 1. Oktober 2017 wird auch die EU-Zuckerquotenregelung wegfallen. Damit wer-
den die Marktmechanismen für den Zuckerrübensektor an Bedeutung gewinnen.
Flächengebundene Zahlungen
in einzelnen EU-Mitglied-
staaten führen zu erheblichen
Wettbewerbsverzerrungen.“
Die Zuckerunter-
nehmen sind für die
kostengünstige Er-
zeugung von Zucker
auf eine ausreichen-
de Menge an Rüben
aus der Region
angewiesen.“
Dr. Johannes
Simons
Foto: imago
LZ 9 · 2016
Zuckerrübenjournal
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