Background Image
Previous Page  5 / 24 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 5 / 24 Next Page
Page Background

| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T

M A R K T

P O L I T I K | A K T U E L L E S |

fleisch weiter in diesen Regionen kon-

zentriert hat und zum Beispiel in

Rheinland-Pfalz, in Hessen und vor al-

lem im Saarland deutlich zurückge-

gangen ist.

Auch wenn es nicht möglich ist, in

die Zukunft zu schauen, lassen sich

doch einige Aussagen über die zukünf-

tige Entwicklung des Zuckersektors

und die dafür wichtigen Bestimmungs-

faktoren ableiten.

Wettbewerb wird sich

deutlich verschärfen

Die Wettbewerbssituation auf den Zu-

ckermärkten wird bestimmt durch die

Entwicklung des Angebotes, der Nach-

frage und der daraus resultierenden

Preise. Zurzeit scheint es bei den Zu-

ckerunternehmen die Tendenz zu ge-

ben, die Erzeugung auszudehnen.

Durch den Wegfall der Quote für Iso-

glucose wird außerdem damit gerech-

net, dass dieses Süßungsmittel in man-

chen Verwendungsbereichen den Rü-

benzucker verdrängt. Eine Entlastung

des EU-Zuckermarktes könnte durch

eine Verringerung der Importe entste-

hen, da deren Attraktivität vom Preis-

D

ie maßgeblichen Änderungen ge-

genüber der gegenwärtigen Situa-

tion sind hinreichend bekannt. Demge-

genüber sind die Folgen dieser Ände-

rungen schwer abschätzbar. Vor allem

geht es um die Frage, ob und wenn ja,

wie der Zuckersektor in der EU und in

Deutschland unter den neuen Bedin-

gungen wettbewerbsfähig bleiben

kann.

Naheliegend ist es, sich bei der Ab-

schätzung der Konsequenzen an den

anderen Agrarmärkten zu orientieren.

Allerdings hat ein solcher Blick nur ei-

ne begrenzte Aussagekraft, weil sich

die Organisation der Wertschöpfungs-

kette Zucker von der Organisation an-

deren Sektoren deutlich unterschei-

det. Wichtig ist in diesem Zusammen-

hang:

Für die Rübenbauern gibt es in der

Regel nur ein Zuckerunternehmen,

an das sie die Rüben liefern kön-

nen. Die Lieferung an weiter ent-

fernte Unternehmen ist zwar nach

dem Wegfall der Quotenregelung

theoretisch möglich, aufgrund der

hohen Transportkosten aber prak-

tisch nicht durchführbar.

Auf der anderen Seite sind auch die

Zuckerunternehmen auf die Roh-

stoffe aus der unmittelbaren Region

angewiesen. Auch hier gilt, dass die

Beschaffung von Zuckerrüben aus

weit entfernten Regionen eigentlich

nur theoretisch möglich ist.

Im Zuckersektor gibt es europaweit

nur wenige Unternehmen, die Ent-

scheidungen hinsichtlich der Pro-

duktionsmenge treffen. Die Land-

wirtschaft wird über Lieferverträge

koordiniert, in denen die Liefer-

mengen geregelt werden. Darin un-

terscheiden sich Zucker- und Milch-

sektor erheblich. Mit einer unkon-

trollierten Ausweitung des Angebo-

tes wie im Milchsektor ist deshalb

im Zuckersektor nicht zu rechnen.

Allerdings kann man von den Fleisch-

märkten lernen, welche Bedeutung die

regionalen Bedingungen für die Ent-

wicklung einer Branche haben. Eine

hohe Produktionsdichte mit kurzen

Wegen für den Transport von Misch-

futter und Schlachtvieh, leistungsstar-

ke Vermarktungsunternehmen und

Zulieferer sowie eine starke Struktur

innerhalb des landwirtschaftlichen

Sektors begründen die starke Wettbe-

werbsstellung der Veredelung in West-

falen und Weser-Ems. Diese Bedingun-

gen haben dazu geführt, dass sich in

den letzten zwanzig Jahren die Erzeu-

gung von Schweine- und Geflügel-

Was kann die Rübe von

anderen Märkten lernen?

Zum 1. Oktober 2017 wird auch die EU-Zuckerquotenregelung wegfallen. Damit wer-

den die Marktmechanismen für den Zuckerrübensektor an Bedeutung gewinnen.

Flächengebundene Zahlungen

in einzelnen EU-Mitglied-

staaten führen zu erheblichen

Wettbewerbsverzerrungen.“

Die Zuckerunter-

nehmen sind für die

kostengünstige Er-

zeugung von Zucker

auf eine ausreichen-

de Menge an Rüben

aus der Region

angewiesen.“

Dr. Johannes

Simons

Foto: imago

LZ 9 · 2016

Zuckerrübenjournal

| 5