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LZ 9 · 2016

Zuckerrübenjournal

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| Z U C K E R | T E C H N I K

A N B A U

B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

ha Getreideertrag kosten. „Der Hit-

zestress für die Pflanzen wird auf je-

den Fall zunehmen und besonders

schlimm wird es, wenn mehrere extre-

me Wetterlagen, wie Trockenheit und

Hitze, zusammenkommen.“ Außerdem

werde das Wetter stärker schwanken

als früher.

Wie reagiert die Rübe auf veränder-

te Klimaparameter? Prof. Dr. Bernward

Märländer vom Institut für Zuckerrü-

benforschung erklärte: „Wenn der CO

2

-

Partialdruck lokal am Blatt steigt,

nimmt die Pflanze über die geöffneten

Spaltöffnungen mehr CO

2

auf und

wird praktisch gezwungen, mehr Tro-

ckenmasse zu bilden. Damit steigt die

Photosyntheserate. Bei Trockenheit al-

lerdings bleiben die Spaltöffnungen

geschlossen und es findet keine CO

2

-

Aufnahme statt.“

Wie gut haushaltet die Rübe mit

Wasser? Früher hat man den Transpi-

rationskoeffizienten, der angibt, wie

viel Trockenmasse aus 1 l Wasser ge-

bildet wird, viel höher angesetzt. Bei

Rüben gehe man heute von etwa 200 l

Wasser pro kg TM, bei Weizen von

300 l aus. Ursache sei das niedrigere

Rübe-Blatt-Verhältnis der heutigen

Sorten.

Prof. Märländer zeigte außerdem,

dass die Rübe zwar mit Hitze fertig

wird, sie aber eigentlich ein moderates

mediterranes Klima bevorzugt. „Be-

reits bei über 20 °C Durchschnittstem-

peratur geht das Blattwachstum zu-

rück, das Rübenwachstum schon bei

18 °C. Aber der Vorteil der Rübe ist,

dass sie täglich flexibel auf Hitze re-

agieren und sich erholen kann. Andere

Kulturen erholen sich von Hitzeschä-

den nicht.“

In Zukunft wird das Klima des Pari-

ser Beckens vermutlich in der Hildes-

heimer Börde zu finden sein, erklärte

Prof. Märländer beim Vergleich ver-

schiedener Regionen mit sehr guten

Rübenerträgen in Europa. „Das ist für

die Rübe gut, ihr Ertrag könnte stei-

gen, aber für den Weizen zum Beispiel

ist das ein Nachteil.“ Weniger Kahlfrös-

te und Wärmeperioden hätten Auswir-

kungen auf die Lagerung von Rüben,

jedoch hält Märländer das Risiko im

Rheinland für eher niedrig. Weltweit

erwartet er, dass sich die Rübenerträ-

ge besser entwickeln werden als die

Zuckerrohrerträge. „Der Klimawandel

ist Teil des technischen Fortschritts,

die Anbautechnik wird sich darauf

einstellen.“

Wie können die Züchter auf den

Klimawandel reagieren? Die wichtigs-

ten Zuchtziele bei Rüben sind der Zu-

ckergehalt, der Ertrag und der Stan-

dardmelasseverlust, wie Dr. Axel Sche-

chert von Strube Research erläuterte.

Dazu kommen verschiedene Krankhei-

ten und Schädlinge, deren Gewichtung

sich aber durch neue Klimabedingun-

gen ändere. Weitere Ziele sind die

Schossfestigkeit, die Saatgutqualität,

der Blühzeitpunkt, der Erdanhang, die

Trockenstressresistenz und auch die

Rübe wird in freien Markt

geschickt

Die Themenpalette der diesjährigen Beratertagung der Arbeitsgemeinschaft Zucker-

rübenanbau Ende Januar in Düren war wieder breit gefächert: Es ging vom Klima-

wandel über künftige Anbausysteme bis zum Zuckermarkt.

„D

ie Zuckerwirtschaft steht vor

grundlegenden Veränderun-

gen. Der Wettbewerb wird sich ver-

schärfen, denn es wird mehr Zucker

erzeugt werden und die Preise wer-

den stärker schwanken“, so Frank Wal-

ser, Geschäftsführer von Pfeifer & Lan-

gen, in seiner Begrüßung. Der Bera-

tungsbedarf in der Praxis werde wei-

terhin hoch sein, um steigende Erträ-

ge und sinkende Kosten zu realisieren.

Der Zuckerpreis müsse in Zukunft die

Rübe und die Verarbeitung finanzie-

ren. Die Kampagne 2015 habe einen

erfreulichen Ertrag von 78 t/ha bei

17,7 % Zuckergehalt gebracht. Er be-

dankte sich für die hohe Disziplin der

Anbauer, die weniger Rüben angebaut

haben.

Welche Rolle spielt der Klimawan-

del für den Rübenanbau? Darum ging

es im ersten Themenblock. Dr. Horst

Gömann, Landwirtschaftskammer

NRW, gab eine Übersicht über die ver-

schiedenen Prognosemodelle zum Kli-

mawandel. Allen sei gemeinsam, dass

die Temperatur auf der Erde steigen

werde. „Das hat einen früheren Vege-

tationsbeginn zur Folge.“ Die gute

Nachricht ist: Das Rheinland ist von

Witterungsextremen nicht so stark be-

troffen wie zum Beispiel der Osten

Deutschlands. „Kahlfröste mit unter

–10 °C werden eher abnehmen, ebenso

Spätfröste. Dafür wird die Frühjahrs-

trockenheit und auch die Zahl der Hit-

zetage zunehmen“, erklärte Dr. Gö-

mann. „Und auch die Nässe zur Getrei-

deernte wird zunehmen, das kennen

die Landwirte in Schleswig-Holstein

schon länger und sind mit ihrer

Schlagkraft darauf eingestellt.“

Was kosten Witterungsextreme? Dr.

Gömann rechnete vor, dass zum Bei-

spiel Kahlfröste bis zu 500 €/ha De-

ckungsbeitrag kosten können. Früh-

jahrstrockenheit oder Hitze im Mai

oder Juni könnten schnell 3 oder 4 dt/

Prof. Dr. Bernward

Märländer, IfZ,

Dr. Horst Gömann,

Landwirtschafts-

kammer NRW, Dr.

Axel Schechert,

Strube, und Franz-

Josef Schocke-

möhle, Landwirt-

schaftskammer

NRW bestritten

den Themenblock

Rübe und Klima-

wandel (v.l.n.r.).