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Zuckerrübenjournal

LZ 9 · 2016

| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T

A N B A U

T E C H N I K | Z U C K E R |

Rübenaussaat mit

Chancen und Risiken

Das letzte Anbaujahr war für die Zuckerrübe eigentlich relativ unspektakulär. Keine grö-

ßeren Probleme mit Unkräutern oder Krankheiten und der Ertrag hat am Ende auch al-

le positiv überrascht. Dabei startete das Anbaujahr eigentlich weniger erfreulich:

Schwierige Aussaatbedingungenmit ungünstiger Folgewitterung führten zu zahlrei-

chen Umbrüchen. Doch wie kannman das Risiko vonVerkrustungen und Verschläm-

mungen oder die Nebenwirkungen anderer negativer Einflüsse minimieren?

D

ie Antwort ist nicht einfach, viel-

leicht hilft es aber sich auf einige

Grundthesen der Saatbettbereitung

und Aussaat von Zuckerrüben zurück-

zubesinnen.

Risikomanagement beginnt

schon vor der Aussaat

Sieht man von der Bodentemperatur

und der Folgewitterung ab, sollten die

Feldarbeiten nach der Befahrbarkeit

und somit dem Bodenfeuchtegehalt

ausgerichtet werden. Unter dem As-

pekt der Dringlichkeit und der Boden-

belastung durch Fahrzeuggewichte

bietet es sich an, die Arbeiten vor der

Saat in folgender Reihenfolge durchzu-

führen: Glyphosatbehandlung, minera-

lische Düngung, organische Düngung,

Bodenbearbeitung und dann die Saat.

Zwischenfrüchte und

Altverunkrautung

Der Zwischenfruchtanbau ist schon

seit einigen Jahren fester Bestandteil

in vielen Rübenfruchtfolgen, in Kombi-

nation mit der Mulchsaat lassen sich

so viele positive Effekte verknüpfen.

Durch die Greeningverpflichtung ist

der Anteil der Zwischenfrüchte zu Zu-

ckerrüben weiter gestiegen, dabei hat

sich jedoch auch das Artenspektrum

aus vorwiegenden Reinsaaten von Öl-

rettich und Senf hin zu Mischungen

verschoben. Der bislang milde Winter

hat zu einem üppigen Wachstum der

Zwischenfrüchte geführt, eine mecha-

nische Zerkleinerung war und ist des-

halb in vielen Fällen unumgänglich.

Bei nicht abgefrorenen Beständen,

wieder austreibendem Ölrettich oder

auch Altverunkrautung sollte vor der

Saat eine Behandlung mit Glyphosat

erfolgen. Spätere Probleme und höhe-

rer Aufwand können so vermieden

werden.

Dort, wo nach der Zwi-

schenfrucht eine

Frühjahrsfurche ge-

plant ist, ist neben

der guten Befahr-

barkeit und der Ver-

meidung von

Pflugsohlen auch auf ei-

ne gute Zerkleinerung und Verteilung

des Aufwuchses zu achten. Matten aus

unverottetem organischem Material,

wie Zwischenfrüchten und Stroh füh-

ren zu Wachstumsschäden und erhö-

hen das Risiko von Rübenfäulen.

Saatbettbereitung – der

Grundstein für den Erfolg

Für die Saatbettbereitung und Aussaat

ist es schwierig, pauschale Empfehlun-

gen zu geben, da die Bedingungen

nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern

auch zwischen einzelnen Standorten

sehr unterschiedlich sein können. Des-

halb gilt es, flexibel zu sein und die Ar-

beiten situationsabhängig zu optimie-

ren und dabei einige Grundgedanken

nicht außer Acht zu lassen.

Entscheidend ist der Feuchtegehalt

des Bodens und zwar nicht nur vor der

Saat, sondern auch nach der Saat. Das

letzte Jahr hat gezeigt, wie wichtig ei-

ne ausreichende Abtrocknung und Sta-

bilisierung des Saatbetts nach Saat ist,

gerade wenn der Boden infolge man-

gelnder Frostgare strukturschwach aus

dem Winter kommt.

Die optimale Bearbeitungstiefe im

Frühjahr vor Zuckerrüben (siehe Ta-

belle) ist dabei von mehreren Faktoren

abhängig: Bodenfeuchte, Temperatur

und Lagerungsdichte. Jeder Zentime-

ter zusätzlicher Bearbeitungstiefe muss

letztendlich begründbar sein, zum Bei-

spiel bei kalten oder trockenen Boden-

bedingungen. Eine tiefere Bearbeitung

kann zur Verdichtung neigende Böden

lockern und durch die Durchlüftung

die Bodenerwärmung fördern.

Andersherum sollte unter dem As-

pekt des Wassersparens nur flach gelo-

ckert werden. Somit gilt es, die Boden-

und Witterungsbedingungen immer

genau im Blick zu halten und so einen

Kompromiss für die optimale Bearbei-

tungstiefe zu finden. Eine Abtrock-

nung des Bodens bis zur angegebenen

Tiefe ist dabei ebenso Grundvorausset-

zung wie eine gute Rückverfestigung

des Saatbetts. Eventuell vorhandene

Spuren sollten separat aufgelockert

und eingeebnet werden.

Da die Rübe sehr empfindlich auf

ein nicht optimales Saatbett reagiert,

sollte nicht nur vor der ersten Bearbei-

tung, sondern auch während der Über-

fahrt ein Saatbett-Check nach folgen-

den Kriterien durchgeführt werden:

Ist der Boden abgetrocknet? (Spa-

tendiagnose)

Passt die Bearbeitungstiefe? (Jeder

Zentimeter muss begründbar sein)

Stimmt der Feinerdeanteil? (Zu viel

= Verschlämmung, zu wenig =

schlechter Auflauf bei Trockenheit)

Passt die Rückverfestigung? (Was-

serkapillarität sicherstellen)

Ist die Bodenoberfläche gleichmä-

ßig? (Keine Spuren)

Bei fünfmal „Ja“ ist alles okay und

die Saat kann beginnen!

Frühsaaten – Chancen nutzen?

Der Zeitpunkt der Aussaat richtet sich

nicht nach dem Kalender, sondern

nach den Bodenbedingungen. Richtig

ist, dass eine frühe Aussaat mit ent-

sprechend günstiger Folgewitterung

die Grundlage eines frühen Reihen-

schlusses und somit hoher Erträge bil-

det. Schäden durch Fröste und das Ri-

siko eines Schossreizes sprechen oft

gegen eine frühe Aussaat. Dabei kön-

nen Spätfröste auch im April oder Mai

Rüben auf ver-

krusteten Flächen

haben es schwer.

Verkrustungen

sind ein großes

Risiko für junge

Rüben.

Fotos:

Bernd Bruckwilder

Bodenbearbeitung im Frühjahr vor Rüben (cm)

Anteil

Neigung zur Temperatur März bis Mai

Bodenart

Ton Dichtlagerung gering

hoch

Sand

< 10 % groß

30

25

20

schluffiger Lehm

á

â

15

12

10

Ton

> 35 % gering

möglichst flach