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Zuckerrübenjournal

LZ 9 · 2016

A K T U E L L E S

P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |

Einigkeit bestehe über das Mengen-

gerüst und die Vertragsmengenzutei-

lung. Die aufgestockte Vertragsrüben-

menge werde zunächst den bisherigen

Anbauern angeboten. Es soll aber auch

die Möglichkeit geben, dass Betriebe

neu einsteigen.

Grundlegendste Änderung ist, dass

die Flächenbindung der Quote in eine

betriebliche Vertragsmenge übergeht.

Die Laufzeit der Verträge soll drei Jah-

re betragen. Das Rheinland sei ein Top-

standort mit kurzen Wegen vom Feld

zur Fabrik zum Abnehmer. „Wenn es

hier nicht gelingt, gemeinsam erfolg-

reich zu sein, wo dann?“, so Conzen.

Zwei spannende Jahre

Natürlich nahm das Ende der Quote

auch in den beiden Jahresberichten von

Geschäftsführer Dr. Peter Kasten gro-

ßen Raum ein. „Wir haben umfangrei-

che Detailanalysen auf regionaler, nati-

onaler und internationaler Ebene

durchgeführt, um die Folgen abzuschät-

zen. Und natürlich haben wir unsere

Gremien und Mitglieder, aber auch Po-

litiker, das zuckerwirtschaftliche Um-

feld und die Presse darüber informiert.“

Aber es gab natürlich noch andere The-

men. „Das Jahr 2014/15 war von einem

40-prozentigen Preisverfall und einer

Rekordernte geprägt“, blickte Dr. Kasten

zurück. Dazu kamen das Greening, die

Diskussion über Beizen und Glyphosat,

das Thema Bodenschutz bei der Ernte

und Nachhaltigkeit im Rübenanbau.

„Die Diskussion über Zucker in der Er-

nährung wird zum Teil sehr heftig ge-

führt, dazu müssen wir Position bezie-

hen.“ Das Industrierübenangebot wur-

de erweitert. Neu ist die Regelung zum

verlängerten Eigentumsvorbehalt, die

besagt, dass der Zucker bis zur vollstän-

digen Bezahlung der Rüben Eigentum

des Landwirts bleibt. Ebenfalls 2014

stand die Rückzahlung der alten Pro-

duktionsabgabe an, immerhin 7 Mio. €,

die Zinsen stünden allerdings noch aus.

„Erfreulich war dann 2014/15, dass

die Branchenvereinbarung bis 2016/17

verlängert wurde. In diesem Jahr wa-

ren große Zuckermengen zu verdauen

und der Vortrag von 19,4 % der Rüben-

menge zeigt, wie gut die Branche so et-

was selber regeln kann“, betonte Dr.

Kasten. „Immerhin 54 % der Anbauer

nahmen daran teil und es gab keinen

Zwangsvortrag.“

Neben der politischen Arbeit

nimmt das Versuchswesen viel Raum

in der Verbandsarbeit ein. Neben Ver-

suchen zu Sorten, Pflanzenschutz,

Düngung, Fruchtfolgen und Zwischen-

früchten werden auch Langzeitrüben-

mieten, verschiedene Abdeckmateria-

lien für Mieten und der Winterrüben-

anbau grundsätzlich untersucht.

Eine wichtige Arbeit leisten die Ver-

bandsgutachter, die immerhin 40 000

Einzelbewertungen und 700 Wasch-

proben durchgeführt haben.

Weitere Aufgaben des Verbands sei-

en die Betreuung des Frostfonds und

das Thema Biogasrüben, dazu gebe es

jetzt ein neues Projekt zum Einsatz fri-

scher Rüben in Biogasanlagen.

Natascha Kreuzer

Rübenanbau in

der Genossenschaft

In den Niederlanden ist die Zuckerwirtschaft anders als im

Rheinland aufgestellt. Die beiden noch existierenden Zu-

ckerfabriken gehören den Rübenanbauern, denn Royal Co-

sun ist eine Genossenschaft. Wie das genau funktioniert

und wie die Weichen für die Zeit nach 2017 gestellt wurden,

erklärte Dirk de Lugt, Aufsichtsratsvorsitzender und Acker-

bauer aus Texel, auf der Mitgliederversammlung des Rheini-

schen Rübenbauer-Verbandes Mitte Januar.

„Royal Cosun verarbeitet

Zuckerrüben und ver-

kauft den Zucker für sei-

ne Mitglieder. Unser Ziel

ist es, den höchsten Rü-

benpreis in Europa zu

zahlen und das ist der

Nutzen, den die Mitglied-

schaft für die Anbauer

hat“, so Dirk de Lugt. Zu

Royal Cosun gehören un-

ter anderem Suiker Unie

mit zwei Zuckerfabriken, Avico mit dem Kartoffelgeschäft,

Sensus als Inulinproduzent und weitere Firmen im Bereich

Obst, Futtermittel und Stärke. Diese Bereiche erwirtschaften

Renditen, mit denen der Rübensektor finanziert wird. „Wir

haben 9 200 Mitglieder, machen einen Nettoumsatz von

2,1 Mrd. €. Das Netto-Konzernergebnis 2014 lag nach Abzug

der Mitgliederdividende bei 79 Mio. €, das Eigenkapital be-

trägt etwa 1,3 Mrd. €“, fasste de Lugt zusammen.

Um das Unternehmen aufzubauen, wurde regelmäßig ein

Teil des Ertrags in der Genossenschaft belassen, die Gesamt-

einlage liegt bei 60 Mio. €. Jedes Mitglied erhält nach etwa

zehn Jahren oder beim Ausscheiden eine Treueprämie. „Wir

haben strenge Regeln für unsere Mitglieder: keine gefrore-

nen Rüben, keine faulen Rüben. Der Transport wird von der

Fabrik organisiert und bezahlt. Die Rüben werden nach Aus-

beute bezahlt, also nach der erzeugten Menge Weißzucker,

das ist nicht anbauerfreundlich“, betonte Dirk de Lugt. Au-

ßerdem wird Erdanhang mit 12,70 €/t Erde bestraft.

„Der Rübenanbau in den Niederlanden ist nicht selbstver-

ständlich. Die Böden und die Zuckerlieferrechte sind teuer

und die Konkurrenz der anderen Früchte groß. Die Anbauer

bekommen zunächst nur den Rübenmindestpreis und der

Gewinnanteil kommt später nach der Kampagne, da gibt es

keine Planungssicherheit.“ Die Rübenfläche in den Nieder-

landen liegt bei 70 000 bis 75 000 ha, 2015 waren es aber

nur 56 000 ha. Der Ertrag lag bei 84 t/ha mit 16,7 % Zucker

und 11 % Erde.

Wie sieht die Situation nach 2016 aus? Dirk de Lugt erwar-

tet größere Schwankungen amMarkt. Der Rübenanbau soll

ausgeweitet werden. Der Rübenpreis wird bei 32,50 € bei

17 % Zucker liegen, zusätzlich wird es Mitgliederprämien ge-

ben. Kosteneinsparungen und ausgelastete Fabriken seien

zwingend erforderlich, „zur Not auch mit Rohrzucker“. Auch

in der Landwirtschaft müsse der Ertrag weiter steigen und

die Kosten gesenkt werden. „Der Rübenanbau muss renta-

bel bleiben.“

Natascha Kreuzer

Dirk de Lugt von Royal Cosun

Bernhard Conzen kämpft für die Zukunft

der Rübe.

Dr. Peter Kasten blickte auf zwei

spannende Geschäftsjahre zurück.

Infos Biogas oder

Transport

Der Rheinische Rübenbauer-Verband

bietet für seine Mitglieder zwei ver-

schiedene E-Mail-Newsletter an, ein-

mal zumThema Biogasrüben und ein-

mal rund um den Transport. Wer Inter-

esse an dieser Infopost hat, kann sich

melden unter

mail@rrvbonn.de

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