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Zuckerrübenjournal
LZ 51/52 · 2016
A K T U E L L E S
P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |
net wird. Mit dem November schlug
dann die Witterung schließlich ein
weiteres Mal um. Auf „zu trocken“ folg-
te regional wieder „zu nass“ und
schließlich gab es Anfang Dezember
auch noch Frost.
Für viel Unruhe und Diskussionen
sorgten gerade am Standort Jülich die
vorgenommenen Umstellungen beim
Transport und der Rübenannahme.
Die Stilllegung des Bütferings, die
24-Stunden-Anfuhr und auch der ver-
stärkte Einsatz von Muldenkippern
stießen auf deutliche Vorbehalte. Vor
diesem Hintergrund darf man fast froh
sein, dass dieses schwierige, umstel-
lungs- und neuerungsintensive Jahr in
Bezug auf die Kampagne ein relativ
kurzes war und die Kampagne in allen
drei rheinischen Zuckerfabriken bis
Weihnachten beendet sein wird.
Keine Spitzenernte
Früh war klar, dass es 2016 keine neue
Spitzenernte angesichts des Witte-
rungsverlaufs geben kann. Früh zeigte
sich auch, dass die regionalen Ertrags-
unterschiede infolge der extremen Wit-
terung deutlich größer sein werden als
sonst üblich. Dennoch war bereits an-
hand der Proberodungen Anfang Sep-
tember erkennbar, dass das Jahr 2016
im Hinblick auf das rheinische Gesamt-
ergebnis auch keine ertragliche „Katas-
trophe“ werden wird. Schon zu Kam-
pagnebeginn prognostizierten wir auf
Basis der Proberodungsergebnisse ei-
nen rheinischen Durchschnittsertrag
etwas oberhalb von 70 t/ha. Inzwischen
gehen wir davon aus, dass es rund 72 t
Rübenertrag/ha werden, bei einem
hervorragenden Zuckergehalt von circa
18,1 %. Das bedeutet einen guten Zu-
ckerertrag von knapp über 13 t/ha. Die
hohen Zuckergehalte waren übrigens
zusammen mit dem sehr geringen Erd-
anhang bis Ende Oktober und dem ge-
ringen Druck bei Rübenfäulen die weni-
gen positiven Folgen der zwischenzeitli-
chen Hitze und Trockenheit. Die hohen
Zuckergehalte wurden bis Kampagne-
ende konserviert und wirken sich nun
positiv auf den Rübenpreis aus.
Durch den noch respektabel guten
Durchschnittsertrag wuchsen letztend-
lich auch noch Überrüben auf den
rheinischen Feldern. Seit Ende Okto-
ber stieg vor diesem Hintergrund die
Anzahl an Nachfragen aus der Land-
wirtschaft, mit welchem Überrüben-
preis denn zu rechnen sei. Die Land-
wirte wollten wissen, welcher der opti-
onalen Vermarktungswege der wirt-
schaftlich beste für sie sei. Mit der Ei-
nigung auf die Überrübenbezahlung
bereits Anfang November schufen wir
ebenfalls eine Neuerung. So früh stand
der Überrübenpreis noch nie fest. Die
frühe Entscheidung wurde positiv auf-
genommen. Jeder Betrieb konnte und
kann nun seine individuell beste Ent-
scheidung treffen.
Neue Zeiten bei der Rübe
Mit dem Abschluss der Kampagne 2016
wird der Hebel nun endgültig auf die
neue Zeitrechnung ohne Quote und
Rübenmindestpreis umgestellt. Jetzt
geht es darum, die Wettbewerbsfähig-
keit der Region nicht nur zu beweisen,
sondern auch kontinuierlich weiter zu
verbessern. Um erfolgreich zu sein,
brauchen wir bestes Saatgut, professio-
nelle Produktionstechnik, hohe Erträ-
ge sowie gutes Kostenmanagement auf
dem Acker und in der gesamten Pro-
zesskette. Dazu eine schlagkräftige
und wirtschaftlich lohnende Trans-
portlogistik, effiziente Zuckerfabriken
und natürlich als Basis von allem eine
erfolgreiche Zuckervermarktung durch
unseren industriellen Partner Pfeifer &
Langen. Aus dem Zuckerverkauf muss
letztendlich ja alles bezahlt werden.
Ganz wichtig auch: Rübenanbau
muss weiter Freude bereiten. Denn
nur wer Freude an seiner Arbeit hat,
ist auch wirtschaftlich erfolgreich. Das
kommende Jahr wird spannend und
es wird eine Herausforderung. Wir al-
le hoffen, dass der Start in den freien
Markt gelingt. Das, was wir dazu bei-
tragen können, werden wir weiter an-
gehen.
Bernhard Conzen
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.
Fotos: Twan Wiermans