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A K T U E L L E S
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LZ 51/52 · 2016
Zuckerrübenjournal
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2016 war eine Herausforderung für alle
In wenigenWochen endet ein besonderes Jahr für die Zuckerwirtschaft. Es wurden
nicht nur Anbau, Ernte und Verarbeitung der letzten Quotenrüben abgeschlossen. Es
entstand auch ein neues Vertragswerk für den Rübenanbau nach Auslaufen des Quo-
tensystems, es wurden Anbauverträge für die kommenden drei Jahre abgeschlossen
und schließlich musste ein Vegetationsjahr von den Anbauern verkraftet werden, das
in vielen Phasen alles andere als einfach war.
M
it überwiegend großem Ver-
ständnis reagierten die Rübenan-
bauer zunächst Anfang des Jahres auf
die Mitteilung, dass Rheinischer Rü-
benbauer-Verband und Pfeifer & Lan-
gen nicht wie erhofft bereits zu den
Winterveranstaltungen das neue Ver-
tragswerk präsentieren konnten. Man
bestärkte uns sogar auf breiter Front
darin, so lange zu verhandeln, bis ein
tragfähiges Ergebnis vorliegen würde.
Wir brauchten schließlich bis Mitte
April, bis ein Regelwerk ausgehandelt
war, welches den Ansprüchen beider
Seiten gerecht wurde und bei dem wir
als Rheinischer Rübenbauer-Verband
überzeugt waren, dass es die Zustim-
mung unserer Mitglieder finden wird.
Die Verhandlungen, das möchte ich an
dieser Stelle noch einmal ausdrücken,
waren lang, teilweise zäh und oftmals
schwierig. Sie waren aber trotzdem
immer geprägt von Offenheit, Fairness
und dem unbedingten Willen zum ge-
meinsamen Erfolg. Das Ergebnis gab
uns recht. Sie, die Rübenanbauer, ak-
zeptierten den Abschluss. Um mehr als
20 % wird die Rübenvertragsmenge
2017 gegenüber 2016 steigen.
Alle Aspekte des neuen Vertragsmo-
dells wurden in den hervorragend be-
suchten Informationsveranstaltungen
eingehend und zum Teil leidenschaft-
lich diskutiert: Rübenbezahlung, Ent-
wicklungen am Zuckermarkt, Sorgen
um eine mögliche Entwicklung wie im
Milchsektor, Vertragslaufzeit, Neben-
leistungen und mit regionalen Unter-
schieden auch Überlegungen zum Rü-
bentransport. Hierzu konnte noch im
Frühsommer zwischen allen Beteilig-
ten geklärt werden, dass die Möglich-
keit zur Seitenentladung für die Ver-
tragslaufzeit gesichert ist. Demnächst
werden wir Ihnen nun den neuen Rü-
benlieferungsvertrag und die neue
Branchenvereinbarung für die Zeit von
2017 bis 2019 zustellen, mit den im
Frühsommer vorgestellten Inhalten.
Ungewöhnliche Witterung
Zum Zeitpunkt des Verhandlungsab-
schlusses Mitte April waren die meis-
ten Rüben schon gesät. Zumindest der
Saattermin Ende März beziehungswei-
se in der ersten Aprildekade lag somit
noch im normalen Bereich. Die gesam-
te Folgewitterung jedoch bis zum Ab-
schluss der Kampagne war alles ande-
re als normal. Bis Anfang August domi-
nierte eine ungewöhnlich einstrah-
lungsarme und feuchte Witterung. Die
reichlich fallenden Niederschläge fan-
den ihren Höhepunkt im Juni, wo re-
gional über 300 mm Niederschlag fie-
len. Rund 150 ha Rübenfläche am Nie-
derrhein standen so lange unter Was-
ser, dass sie nicht mehr geerntet wer-
den konnten. Die Folgen der langen
Nässeperiode waren bei der Ernte ver-
breitet sichtbar. Viele Rüben zeigten
einen zumindest leichten Gürtelschorf-
befall. Vereinzelt war der Befall so
stark, dass die Rüben beim Roden bra-
chen oder der Zuckergehalt in den Rü-
ben deutlich unter 16 % lag.
Mitte August schlug das Wetter völ-
lig um und es folgte eine rund achtwö-
chige Hitze- und Trockenperiode. Die
Abfolge aus fehlendemWinterfrost,
Festregnen und schließlich Hitze und
Trockenheit ließ die Böden stark ver-
härten. Das Anroden gestaltete sich vie-
lerorts sehr schwierig. In der Konse-
quenz startete die Kampagne daher ver-
spätet. Aber auch nach Kampagnebe-
ginn war das Roden längere Zeit noch
ausgesprochen schwierig und material-
belastend. Die erzielte Rodequalität –
da muss man den Roderbetreibern ein
großes Kompliment machen – war un-
ter diesen Bedingungen wirklich gut.
Im Verlauf des Oktobers blieb es zu-
nächst noch trocken, aber immerhin
hatte die Hitze ein Ende. Interessan-
terweise wurde die Rodbarkeit ten-
denziell etwas besser. Die Böden wur-
den etwas „mürber“, was unter Fach-
leuten wohl als Trockengare bezeich-
„Die Verhandlungen waren lang, teilweise zäh
und oftmals schwierig. Sie waren aber trotzdem
immer geprägt von Offenheit, Fairness und dem
unbedingten Willen zum gemeinsamen Erfolg.“
Bernhard Conzen