LZ 51/52 · 2016
Zuckerrübenjournal
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| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T
M A R K T
P O L I T I K | A K T U E L L E S |
Transport werden zurzeit noch von
den Zuckerunternehmen bezahlt. Der
Transport wird zudem vom Unterneh-
men organisiert. Ein Teil der Rüben
wird mit der Bahn in die Zuckerfabrik
geliefert, der andere Teil mit Mulden-
Rückwärtskippern. Es gibt eine Ab-
deckvorgabe für die Rübenmieten. Die
Kosten jedoch haben in vollem Maße
die Anbauer zu tragen. Deshalb, aber
auch aufgrund der großen, sich zum
Teil selbst wärmenden Mieten decken
bis heute viele Anbauer ihre Rüben-
mieten nicht ab.
Fakten zur Fabrik
Genaueres zur Zuckerfabrik
Trencˇ
ianska Teplá berichtete im Rah-
men der Fabrikbesichtigung der
Werksleiter. So werden die Rüben
rund um die Uhr an sieben Tagen der
Woche angeliefert. Der Hofbestand
deckt mit rund 4 000 t gerade einmal
einen halben Tag Verarbeitung ab, das
heißt, man ist auf eine Just-in-time-An-
lieferung angewiesen. Selbst an Weih-
nachten und Neujahr wird durchgefah-
ren. In Deutschland wäre das absolut
undenkbar. Die durchschnittliche
Transportentfernung ist mit 73 km re-
lativ hoch, was neben den eher unter-
durchschnittlichen Rübenerträgen und
der geringen Tagesverarbeitungskapa-
zität der Fabriken die Wettbewerbsfä-
higkeit belastet. Der Rübenhof ist auf
die vorhandenen Transportfahrzeuge
ausgerichtet. Er ist trocken, das heißt,
es gibt keine Nassentladung und es
gibt nur einen Entladepunkt zum Ab-
kippen.
Die künftige Rübenbewertung ist
einer der noch offenen Diskussions-
punkte in der Slowakei. Derzeit dürfen
zwar bereits entblattete Rüben in die
Fabrik geliefert werden, dort wird aber
noch nachgeköpft. Dies möchte der
Verband ändern. Eine Besonderheit ist
sicherlich auch die geringe Probenah-
mefrequenz. Nur jeder vierte Zug wird
hier per Rüpro beprobt. Für das Rhein-
land, wo noch von jeder Fuhre eine
Probe genommen wird, ein kaum vor-
stellbarer Zustand. In Anbetracht der
durchschnittlichen Liefermenge von
rund 6 700 t je Betrieb und den ver-
breitet großen Einzelschlägen ist die-
ser Sachverhalt aber sicherlich anders
zu bewerten als beispielsweise unter
rheinischen Bedingungen.
Die slowakischen Rübenanbauer
und die slowakische Zuckerwirtschaft
insgesamt sehen sich ähnlich wie alle
anderen Rübenanbauregionen Euro-
pas großen Herausforderungen durch
die kommende Zuckermarktreform
ausgesetzt. Wie breit die Spanne der
Gegebenheiten innerhalb der EU ist,
konnte man bei der Sitzung mit nach-
folgender Exkursion eindrucksvoll
feststellen. Das Gehörte und Gesehene
bestätigt, dass es keine Patentrezepte
gibt, um auf dem künftigen EU-Zu-
ckermarkt zu bestehen. Jede Anbau-
region muss ihre eigenen passenden
Lösungen entwickeln, um wettbe-
werbsfähig zu sein und sowohl den
ökonomischen Ansprüchen der An-
bauer als auch denen der Zuckerun-
ternehmen gerecht zu werden. Das
gilt für das Rheinland wie für die Slo-
wakei.
Dr. Peter Kasten
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.
Die Zuckerfabrik
Trencˇianska Teplá
arbeitet mit
einem trockenen
Rübenhof.
Noch wird in
Trencˇianska Teplá
nachgeköpft. Das
würde der
Anbauerverband
gern ändern.
Fotos:
Dr. Peter Kasten