LZ 51 · 2015
Zuckerrübenjournal
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A K T U E L L E S
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Gemeinsames Handeln mehr denn je unverzichtbar
„Die Stärkung der Marktmacht der
Landwirte gegenüber Verarbeitern
und dem Lebensmittelhandel ist aus
Sicht der Europäischen Kommission
ein Kernelement der neuen Gemein-
samen Agrarpolitik.“
So steht es wört-
lich auf der Homepage des Bundes-
landwirtschaftsministeriums (BMEL)
unter der Rubrik „Die EU-Zucker-
marktregelungen“. Dass dieser Punkt
vom BMEL und der EU-Kommission
so hervorgehoben wird, hat mit Si-
cherheit gute Gründe. Immer wieder
hat man in der Landwirtschaft die Er-
fahrung machen müssen, dass man
aus unterschiedlichsten Gründen die
eigenen Interessen nicht im notwen-
digen Maße erfolgreich durchsetzen
konnte. Im Zuckersektor war das bis-
her nicht der Fall.
Über das kollektive Verhandlungs-
mandat der Anbauerverbände für alle
ihre Mitglieder gegenüber der Zucker-
industrie konnte man stets auf Augen-
höhe verhandeln, flankiert durch das
Regelwerk der Zuckermarktordnung
mit definierten Pflichten und Rechten
für beide Seiten. Damit dieser sektor-
stabilisierende Faktor nicht wegfällt,
wurde er auch als zuckerspezifisches
Regelwerk mit in die neue Gemeinsa-
me Marktordnung übernommen. Das
ermöglicht den Anbauerorganisa-
tionen, bei den Vertragsverhandlun-
gen weiterhin Ergebnisse zu erzielen,
mit denen die Rübenanbauer gleich-
wertiges Mitglied der Wertschöp-
fungskette im Bereich Zucker bleiben
und nicht an deren Ende rutschen.
Dies gilt es, mit großer Konsequenz zu
verteidigen.
Das kollektive Verhandlungsman-
dat der Rübenanbauerverbände ge-
genüber der Zuckerindustrie ist ein
wesentlicher Baustein in der Erfolgs-
geschichte der europäischen Zucker-
wirtschaft. Jede Einschränkung würde
die Anbauerseite nachhaltig schwä-
chen. Und es würde auch dem Sektor
insgesamt nicht weiterhelfen, sondern
eher die sichere und nachhaltige Roh-
stoffversorgung der Zuckerfabriken in
Frage stellen. Für das rheinische An-
baugebiet haben wir früh die richtigen
Weichenstellungen vornehmen kön-
nen. Mit dem Haus Pfeifer & Langen
als unserem zuckerindustriellen Part-
ner verständigte sich der Rheinische
Rübenbauer-Verband (RRV) bereits
vor längerer Zeit auf eine Rahmenver-
einbarung, in der man übereinkam,
gemeinsam über alle Punkte zu ver-
handeln, die den rheinischen Zucker-
rübenanbau betreffen. Der RRV ist zu-
dem anerkannter Verkäuferverband.
Damit ist Kontinuität gewahrt, im In-
teresse aller Beteiligten. Fehlt noch
der Beitrag der EU-Kommission. Sie
muss das Hinterfragen des gemein-
schaftlichen Handelns der Anbau-
erseite klar zurückweisen und mit
der Aufrechterhaltung der Preis-
berichterstattung für Zucker und
der Marktbilanzen für Zucker und
Isoglukose den Rübenanbauern ein
faires Verhandeln ermöglichen.
Dr. Peter Kasten
Rheinischer
Rübenbauer-
Verband e.V.
rative Branchenvereinbarungen zwi-
schen Anbauverbänden und Zucker-
unternehmen „auf Augenhöhe“ geben
wird. „Wir arbeiten in einem System
und sind aufeinander angewiesen“, be-
tonte Conzen. Landwirte und Zucker-
fabriken müssten gemeinsam für eine
wettbewerbsfähige Zuckerwirtschaft
sorgen. Er zeigte sich vorsichtig opti-
mistisch, dass dies auch gelingen kön-
ne. Deutschland habe Gunstregionen
mit hohen Erträgen, kurzen Wegen,
professionellen Anbauern und leis-
tungsstarken Fabriken, die im interna-
tionalen Vergleich gut aufgestellt sei-
en. Die Rübe müsse sich aber nicht nur
gegenüber ausländischen Anbauregio-
nen und dem Zuckerrohr behaupten,
sondern auch gegen die Konkurrenz
anderer Süßungsmittel wie Isoglukose
oder Feldfrüchten wie Weizen, Mais
und Raps. Notwendig dafür sei auf-
grund hoher Produktions- und Fixkos-
ten ein deutlicher Deckungsbeitrags-
vorsprung im Vergleich zu alternati-
ven Feldfrüchten, so Conzen. Um die
Stellung des heimischen Rübenanbaus
und den Absatz zu stärken, müsse das
Thema Nachhaltigkeit zukünftig noch
stärker in den Blickpunkt rücken.
Zucker ist nachhaltig und gesund
Auf Nachhaltigkeit setzt die Nordzu-
cker nach Angaben ihres Kommunika-
tionsleiters Christian Kionka schon
länger, und das in der gesamten Wert-
schöpfungskette: von der Anbaubera-
tung bis zum Vertrieb beim Kunden.
Man sei von Anfang an zusammen mit
Erzeugern und Gewerkschaften auf
europäischer Ebene dabei und in vie-
len dafür relevanten Bereichen zertifi-
ziert. Zudem unterstütze das Unter-
nehmen die Informationsplattform
„Zucker schmeckt richtig“ der WVZ,
denn man müsse dem zunehmend in
den Medien vermittelten Negativi-
mage von Zucker sachliche Verbrau-
cherinformationen entgegensetzen.
Der WVZ-Vorsitzende Gebhard warnte
denn auch davor, dass „Zucker nicht
der Tabak von morgen werden darf“.
Der heimische Zucker sei ein natürli-
ches Produkt, das zu den Grundnah-
rungsmitteln gehöre und nicht gesund-
heitsschädlich sei. Dies müsse kommu-
niziert werden, und man setze mit den
Informationen und Erklärungen der
Plattform auf selbstverantwortliche
Verbraucher. Zugleich wolle man da-
mit zweifelhaften Studienergebnissen
entgegentreten.
AgE
Dr. Hans-Jörg
Gebhard (links)
kritisierte vor al-
lem die Wettbe-
werbsverzerrun-
gen in der EU. Dr.
Friederich-Wil-
helm Kuhlmann
(rechts) vom Bun-
deslandwirt-
schaftsministeri-
um sieht die deut-
sche Zuckerwirt-
schaft für die Zu-
kunft gut
aufgestellt.