Background Image
Previous Page  7 / 24 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7 / 24 Next Page
Page Background

LZ 51 · 2015

Zuckerrübenjournal

| 7

| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K

A K T U E L L E S

|

Gemeinsames Handeln mehr denn je unverzichtbar

„Die Stärkung der Marktmacht der

Landwirte gegenüber Verarbeitern

und dem Lebensmittelhandel ist aus

Sicht der Europäischen Kommission

ein Kernelement der neuen Gemein-

samen Agrarpolitik.“

So steht es wört-

lich auf der Homepage des Bundes-

landwirtschaftsministeriums (BMEL)

unter der Rubrik „Die EU-Zucker-

marktregelungen“. Dass dieser Punkt

vom BMEL und der EU-Kommission

so hervorgehoben wird, hat mit Si-

cherheit gute Gründe. Immer wieder

hat man in der Landwirtschaft die Er-

fahrung machen müssen, dass man

aus unterschiedlichsten Gründen die

eigenen Interessen nicht im notwen-

digen Maße erfolgreich durchsetzen

konnte. Im Zuckersektor war das bis-

her nicht der Fall.

Über das kollektive Verhandlungs-

mandat der Anbauerverbände für alle

ihre Mitglieder gegenüber der Zucker-

industrie konnte man stets auf Augen-

höhe verhandeln, flankiert durch das

Regelwerk der Zuckermarktordnung

mit definierten Pflichten und Rechten

für beide Seiten. Damit dieser sektor-

stabilisierende Faktor nicht wegfällt,

wurde er auch als zuckerspezifisches

Regelwerk mit in die neue Gemeinsa-

me Marktordnung übernommen. Das

ermöglicht den Anbauerorganisa-

tionen, bei den Vertragsverhandlun-

gen weiterhin Ergebnisse zu erzielen,

mit denen die Rübenanbauer gleich-

wertiges Mitglied der Wertschöp-

fungskette im Bereich Zucker bleiben

und nicht an deren Ende rutschen.

Dies gilt es, mit großer Konsequenz zu

verteidigen.

Das kollektive Verhandlungsman-

dat der Rübenanbauerverbände ge-

genüber der Zuckerindustrie ist ein

wesentlicher Baustein in der Erfolgs-

geschichte der europäischen Zucker-

wirtschaft. Jede Einschränkung würde

die Anbauerseite nachhaltig schwä-

chen. Und es würde auch dem Sektor

insgesamt nicht weiterhelfen, sondern

eher die sichere und nachhaltige Roh-

stoffversorgung der Zuckerfabriken in

Frage stellen. Für das rheinische An-

baugebiet haben wir früh die richtigen

Weichenstellungen vornehmen kön-

nen. Mit dem Haus Pfeifer & Langen

als unserem zuckerindustriellen Part-

ner verständigte sich der Rheinische

Rübenbauer-Verband (RRV) bereits

vor längerer Zeit auf eine Rahmenver-

einbarung, in der man übereinkam,

gemeinsam über alle Punkte zu ver-

handeln, die den rheinischen Zucker-

rübenanbau betreffen. Der RRV ist zu-

dem anerkannter Verkäuferverband.

Damit ist Kontinuität gewahrt, im In-

teresse aller Beteiligten. Fehlt noch

der Beitrag der EU-Kommission. Sie

muss das Hinterfragen des gemein-

schaftlichen Handelns der Anbau-

erseite klar zurückweisen und mit

der Aufrechterhaltung der Preis-

berichterstattung für Zucker und

der Marktbilanzen für Zucker und

Isoglukose den Rübenanbauern ein

faires Verhandeln ermöglichen.

Dr. Peter Kasten

Rheinischer

Rübenbauer-

Verband e.V.

rative Branchenvereinbarungen zwi-

schen Anbauverbänden und Zucker-

unternehmen „auf Augenhöhe“ geben

wird. „Wir arbeiten in einem System

und sind aufeinander angewiesen“, be-

tonte Conzen. Landwirte und Zucker-

fabriken müssten gemeinsam für eine

wettbewerbsfähige Zuckerwirtschaft

sorgen. Er zeigte sich vorsichtig opti-

mistisch, dass dies auch gelingen kön-

ne. Deutschland habe Gunstregionen

mit hohen Erträgen, kurzen Wegen,

professionellen Anbauern und leis-

tungsstarken Fabriken, die im interna-

tionalen Vergleich gut aufgestellt sei-

en. Die Rübe müsse sich aber nicht nur

gegenüber ausländischen Anbauregio-

nen und dem Zuckerrohr behaupten,

sondern auch gegen die Konkurrenz

anderer Süßungsmittel wie Isoglukose

oder Feldfrüchten wie Weizen, Mais

und Raps. Notwendig dafür sei auf-

grund hoher Produktions- und Fixkos-

ten ein deutlicher Deckungsbeitrags-

vorsprung im Vergleich zu alternati-

ven Feldfrüchten, so Conzen. Um die

Stellung des heimischen Rübenanbaus

und den Absatz zu stärken, müsse das

Thema Nachhaltigkeit zukünftig noch

stärker in den Blickpunkt rücken.

Zucker ist nachhaltig und gesund

Auf Nachhaltigkeit setzt die Nordzu-

cker nach Angaben ihres Kommunika-

tionsleiters Christian Kionka schon

länger, und das in der gesamten Wert-

schöpfungskette: von der Anbaubera-

tung bis zum Vertrieb beim Kunden.

Man sei von Anfang an zusammen mit

Erzeugern und Gewerkschaften auf

europäischer Ebene dabei und in vie-

len dafür relevanten Bereichen zertifi-

ziert. Zudem unterstütze das Unter-

nehmen die Informationsplattform

„Zucker schmeckt richtig“ der WVZ,

denn man müsse dem zunehmend in

den Medien vermittelten Negativi-

mage von Zucker sachliche Verbrau-

cherinformationen entgegensetzen.

Der WVZ-Vorsitzende Gebhard warnte

denn auch davor, dass „Zucker nicht

der Tabak von morgen werden darf“.

Der heimische Zucker sei ein natürli-

ches Produkt, das zu den Grundnah-

rungsmitteln gehöre und nicht gesund-

heitsschädlich sei. Dies müsse kommu-

niziert werden, und man setze mit den

Informationen und Erklärungen der

Plattform auf selbstverantwortliche

Verbraucher. Zugleich wolle man da-

mit zweifelhaften Studienergebnissen

entgegentreten.

AgE

Dr. Hans-Jörg

Gebhard (links)

kritisierte vor al-

lem die Wettbe-

werbsverzerrun-

gen in der EU. Dr.

Friederich-Wil-

helm Kuhlmann

(rechts) vom Bun-

deslandwirt-

schaftsministeri-

um sieht die deut-

sche Zuckerwirt-

schaft für die Zu-

kunft gut

aufgestellt.