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Zuckerrübenjournal
LZ 51 · 2015
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A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
na. Wichtig zu wissen ist, dass die am
Markt befindlichen nematodenresis-
tenten Sorten einen deutlich schwä-
cheren Blattapparat aufweisen und im
vorgeschriebenen dreireihigen Ver-
suchswesen durch negative Nachbar-
schaftseffekte stark benachteiligt wer-
den. Im Praxisanbau erzielen diese
Sortentypen im Durchschnitt rund
7 bis 8 % höhere Erträge als es die Ver-
suchsergebnisse ausweisen.
Wurzelgesundheit
Neben der Bekämpfung von Nemato-
den wird die Wurzelgesundheit als
weitere große Herausforderung im
Rübenanbau gesehen. Die Späte Rü-
benfäule, ausgelöst durch den Erreger
Rhizoctonia solani, sowie die Rotfäule,
verursacht durch den Erreger Rhizoc-
tonia violacea und die Kopffäule, die
durch das Rübenkopfälchen Ditylen-
chus dipsaci ausgelöst wird, ist für die
betroffenen Betriebe oder auch
manchmal für eine ganze Region eine
Belastung, die Lösungen erfordert.
Jede neue Genetik, die widerstandsfä-
higer ist, ist für den Landwirt und den
Verarbeiter ein Gewinn. Auch wenn
damit nicht die Ursachen direkt be-
kämpft werden, so hilft es doch, gesun-
de Rüben zu ernten. Hier besteht ein
hoher Forschungsbedarf.
Späte Rübenfäule
Im hochresistenten Bereich bieten
sich die Sorten Nauta und Mattea
KWS an, als neue Sorte kann BTS 655
im Testanbau ausprobiert werden. Auf
Flächen mit nur schwachem Rhizocto-
nia-Befallsdruck bieten sich Timur
und Vivianna KWS an. Die Auswahl
einer rhizoctoniaresistenten Sorte ist
auf bekannten Befallsflächen unum-
gänglich. Leider geht die Ertragssche-
re zwischen Normalsorten und Rhi-
zoctonia-Spezialsorten immer weiter
auseinander. Dies wird deutlich, wenn
man sich den Bereinigten Zuckerer-
trag (BZE) in der Tabelle 1 unter
Rhizoctonia-Spezialsorten ‘ohne Befall‘
im Vergleich zum Normalsortiment
anschaut. Hier beträgt die Differenz je
nach Resistenzniveau rund 10 bis 20 %
Minderertrag. Wenn zusätzlich noch
Nematoden eine schädigende Rolle
spielen und fachlich eine NT-Sorte be-
nötigt würde, dann beträgt der Er-
tragsausfall zulasten einer Rhizocto-
niasorte deutlich über 20 %. Gegen
Rotfäule helfen diese Sorten übrigens
nicht. Dieser Hinweis soll sensibel ma-
chen, wie wichtig ackerbauliche Maß-
nahmen, wie zum Beispiel Fruchtfol-
gegestaltung und schonende Boden-
bearbeitung, sind, um langfristig
einen leistungsfähigen Rübenanbau
zu erhalten.
Rübenkopfälchen
Der Befall mit Rübenkopfälchen ist ein
lokales Problem und tritt schwer-
punktmäßig im südwestlichen Rhein-
land auf. Für den Landwirt bleibt die
Sortenwahl die zurzeit einzige Mög-
lichkeit, den Schaden zu lindern. Die
Empfehlungen heißen nach wie vor
Beretta und Timur. Beretta verspricht
einen etwas höheren Ertrag und Ti-
mur sichert die Qualität besser ab,
Tabelle 2: Nematodentolerante Sorten unter Befall bundesweit (SV-N) 2013 bis 2015
Ertrag + Qualität – mit Fungizid
Blattgesundheit
Feldauf-
gang
Schosser
Anzahl/
ha
Sorten
Rüben-
ertrag
Zucker-
gehalt
Standard-
melasseverlust
Bereinigter
Zuckerertrag (BZE)
Cercospora Mehltau
relativ*
Bonituren
relativ
Kristallina KWS 100,3 99,5
102,3
99,5
1,9
1,7
100,2
27
Finola KWS
97,1 100,9
99,7
98,1
2,0
1,5
101,1
15
BTS 440
102,6 99,6
98,0
102,3
2,1
1,7
98,7
76
Nemata
93,9 91,7
111,1
84,2
2,1
2,3
92,2
17
Hella
102,5 96,3
122,9
96,5
2,3
3,4
100,4
114
Brix
99,9 98,1
100,2
97,8
2,3
2,7
99,8
23
Kleist
102,6 96,4
100,1
98,5
2,4
2,7
99,3
8
Lisanna KWS
106,0 99,3
97,5
105,3
2,2
1,9
100,4
9
Vasco
103,5 96,0
99,6
99,0
2,6
3,1
103,8
43
Daphna
1
112,6 93,5
103,5
104,2
2,4
2,5
98,6
0
Rianna
1
94,8 90,1
112,9
83,4
2,2
2,8
92,7
16
* 100 = Verrechnungsmittel der Sorten Kristallina KWS, Finola KWS, BTS 440
1
Daten 2013 und 2014 aus der WP NT, Feldaufgang einjährig 2015
Die Sortenversu-
che erfordern viel
Sorgfalt.
Fotos:
Alfons Lingnau