LZ 51 · 2015
Zuckerrübenjournal
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| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K
A K T U E L L E S
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D
er Leiter des Referats Pflanzliche
Erzeugnisse im Bundeslandwirt-
schaftsministerium, Dr. Friedrich-Wil-
helm Kuhlmann, sieht die deutsche
Zuckerwirtschaft für diese Herausfor-
derung jedoch gerüstet. „Wir sind gut
aufgestellt und wettbewerbsfähig“,
sagte er Ende September bei dem vom
Agrarressort ausgerichteten Workshop
„Zuckermarkt nach 2017“ vor rund
120 Branchenvertretern in Bonn.
Einig waren sich die Teilnehmer
über alle Marktstufen hinweg, dass in
Deutschland eine leistungsstarke Zu-
ckerwirtschaft erhalten bleiben müsse.
Allerdings sei dies „kein Selbstläufer“,
warnte der Vorsitzende der Wirtschaft-
lichen Vereinigung Zucker (WVZ),
Dr. Hans-Jörg Gebhard. Er kritisierte
insbesondere die Wettbewerbsverzer-
rungen, die durch gekoppelte Produk-
tionsprämien in anderen EU-Mitglieds-
ländern und durch Markteingriffe in
Drittländern entstünden. Gebhard for-
derte die Politik und namentlich die
EU-Kommission auf, nicht nur in die-
sen Punkten für einen „fairen Wettbe-
werb“ zu sorgen. Es wäre besser, so der
WVZ-Vorsitzende, die Gelder der ge-
koppelten Prämien in einen Restruktu-
rierungsfonds zu stecken, als damit
nicht wettbewerbsfähige Produktions-
standorte am Leben zu erhalten.
Der Leiter des Bereichs Marktord-
nungen und Agrarmarktanalyse bei
der EU-Kommission, Dr. Jens Schaps,
betonte, dass die direkten Produktions-
prämien Teil des Kompromisspakets
zur Reform der Gemeinsamen Agrar-
politik (GAP) 2013 gewesen seien und
zunächst nicht zur Disposition stün-
den. Trotz niedriger Zuckerpreise und
vergleichsweise geringer Bestände an
Quotenzucker für die „flüssige Markt-
versorgung“ plane die EU-Kommission
chen Partner leiten zu können und nä-
her an die Praxis heranzurücken, hat
LIZ den WhatsApp-Service eingerich-
tet. Anbauhinweise und News erhalten
unsere interessierten Landwirte nun
direkt aufs Smartphone. Informationen
sind somit noch schneller und aktuel-
ler verfügbar. Wie Sie den WhatsApp-
Service nutzen können, erfahren Sie
unter
www.liz-online.de.
Ausblick in die Zukunft
Seit Beginn des Jahres 2015 diskutieren
und verhandeln wir mit den Vertre-
tern des Rheinischen Rübenbauer-Ver-
bandes über die neuen Vertragsbedin-
gungen und Branchenvereinbarungen
für die Zeit ab 2017. Die aktuell niedri-
gen Zuckerpreise prägen dabei die
Verhandlungen über die zukünftigen
Bedingungen. Unser Ziel ist es, ge-
meinsam Lösungen zu finden, die
Landwirtschaft in geeigneter Weise an
der marktseitigen Entwicklung der Zu-
ckerverkaufserlöse zu beteiligen und
gleichzeitig die Versorgung mit dem
Rohstoff Zuckerrübe sicherzustellen.
Die gesamte Wertschöpfungskette
muss sich nach nunmehr fast 50 Jahren
Marktordnung auf die neue Zeit ein-
richten. Das erfordert allerorts ein Um-
denken und die Identifikation neuer
Chancen. Wir sehen etwa im Export
gute Aussichten, um unseren Zucker
ergänzend zum heimischen Markt ge-
winnbringend zu vermarkten. Unter
der Voraussetzung, dass hier auch poli-
tische Entscheidungen unterstützen
statt behindern, dürfte dies zeitnah zu
einer spürbaren Stabilisierung der Er-
tragslage führen.
Allen Herausforderungen zum
Trotz können wir positiv in die Zu-
kunft blicken und setzen weiterhin
voll und ganz auf die Zuckerrübe!
Denn wir produzieren im Rheinland in
einer Anbauregion, in der die Zucker-
produktion aus der Rübe eine feste
Größe ist und bleiben soll. Unser Po-
tenzial sind wettbewerbsfähige land-
wirtschaftliche Betriebe, die mit gro-
ßem Know-how unter guten klimati-
schen und bodenmäßigen Bedingun-
gen sehr hohe Rübenerträge erzielen,
und eine wettbewerbsfähige Zuckerin-
dustrie, die effizient den Zucker er-
zeugt und die Nähe zum Kunden er-
folgreich nutzt. Daher sind wir über-
zeugt, dass wir Regelungen finden
werden, die eine langfristige Zusam-
menarbeit und Wirtschaftlichkeit für
beide Seiten gewährleisten können.
Frank Walser
Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG
Der EU-Zuckermarkt im Umbruch
Das Ende des Quotensystems am EU-Zuckermarkt 2017 dürfte aktuellen Prognosen
zufolge über einen verschärftenWettbewerb die Preise und Margen unter Druck set-
zen und im gesamtenWirtschaftssektor zu Umbrüchen führen.
Foto: Ropa