LZ 51 · 2015
Zuckerrübenjournal
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| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K
A K T U E L L E S
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Es bleibt spannend …
Die Lage am europäischen Zuckermarkt ist nach wie vor angespannt. Ein weltweites Überan-
gebot von Zucker bei gleichbleibender Nachfrage führt zu historisch niedrigen Preisen des
Rohstoffs. Ein steigender Wettbewerbsdruck verschärft die Lage zusätzlich.
Ein Rückblick auf das Jahr 2015 und
ein Ausblick auf 2016 lässt ein zweisei-
tiges Bild entstehen: Zum einen kön-
nen sich Anbauer und die Zuckerwirt-
schaft über gute Rüben- und Zucker-
erträge freuen. Zum anderen bleiben
das Auslaufen der Zuckermarktord-
nung und deren vorgreifende Auswir-
kungen eine starke Belastung für alle
Beteiligten, da die Zuckerwirtschaft
auf der Absatz- und Preisseite bereits
im freien Wettbewerb angekommen
ist, jedoch auf der Rübenseite die
Marktordnung noch Gültigkeit hat.
Auf der politischen Ebene gilt es
nun mehr denn je, die vielfältigen Be-
lastungen, die der europäischen Zu-
ckerwirtschaft aufgebürdet werden,
aufzuzeigen und entsprechend dage-
gen anzugehen. So bleibt es nach wie
vor eine wichtige Aufgabe, den Ent-
scheidungsträgern auf der EU-Ebene
zu verdeutlichen, wie wichtig der Au-
ßenschutz ist, um die Versorgung in
Europa mit heimischem Zucker aus
heimischen Zuckerrüben sicherzu-
stellen. Schließlich können Wettbe-
werbsverzerrungen durch sehr unter-
schiedliche Produktionsstandards nur
durch einen solchen ausreichenden
Außenschutz ausgeglichen werden.
Aber auch innerhalb Europas sind die-
se Wettbewerbsverzerrungen durch
die Gewährung von gekoppelten Zah-
lungen an Rübenanbauern in zehn
Mitgliedsländern in starkem Maße
gegeben. Es bleibt zu hoffen, dass bei
der Neugestaltung der GAP ab 2020
diese nationalen Zahlungen deutlich
reduziert oder nicht mehr gewährt
werden.
Zuckermarkt bereits unter Druck
Auf der Marktseite musste die Zucker-
wirtschaft einen rasanten Preisverfall
hinnehmen. Zucker wurde zum Teil
deutlich unter Referenzpreisniveau
verkauft. Es scheint, dass die Branche
bereits heute Märkte für die Zeit nach
2017 zu erobern versucht. Dieses Preis-
niveau führt bei allen Zuckerunterneh-
men zu „roten Zahlen“. Es bleibt zu
hoffen, dass 2016 die kaufmännische
Vernunft im Denken und Handeln der
Marktteilnehmer die Oberhand ge-
winnt. Ähnlich wie viele andere Unter-
nehmen reagiert auch Pfeifer & Lan-
gen mit einem umfassenden Pro-
gramm, um den Herausforderungen
des Marktes begegnen zu können. Im
Laufe des Jahres wurden enorme An-
strengungen unternommen, um das
Unternehmen auf die Zukunft auszu-
richten. Es wurden alle Unterneh-
mensbereiche durchleuchtet, die Effi-
zienzpotenziale analysiert und Kosten-
senkungsprogramme gestartet.
2015: Kurze Kampagne
mit guten Erträgen
Während wir uns im Jahr 2014 noch
über Rekorderträge und die damit ver-
bundenen hohen Überschusszucker-
mengen freuen konnten, war das Jahr
2015 infolge eines hohen Rübenvor-
trags durch eine starke Anbauein-
schränkung gekennzeichnet. Europa-
weit wurden die Anbauflächen um
durchschnittlich 14 % reduziert, im
Rheinland sogar um mehr als 16 %.
Die starke Anbaueinschränkung
hatte einen späteren Kampagnenbe-
ginn zur Folge. Die drei rheinischen
Werke starteten nach dem 20. Septem-
ber. So wurde zum Beispiel im Werk
Jülich die Rübenannahme bereits nach
etwa 100 Tagen noch vor dem Jahres-
wechsel beendet. Dies wird für die
nächsten Jahre hoffentlich die Ausnah-
me bleiben, denn nur bei langen Kam-
pagnen kann eine wettbewerbsfähige
Zuckerproduktion erfolgen.
Die kühlen Temperaturen unter
10 °C im November letzten Jahres ha-
ben uns dazu veranlasst, am 24. No-
vember gemeinsam mit dem Rüben-
bauer-Verband im Rahmen des rheini-
schen Frostfonds die Empfehlung zum
„vorsorglichen Mietenschutz“ auszu-
sprechen, um den wichtigen Rohstoff
Rübe vor ungünstigem Wetter und vor
allem vor Frost zu schützen. Aufgrund
Foto: Dr. Willi Kremer-Schillings
Frank Walser