Zuckerrübenjournal 3/2013 - page 9

LZ 30 · 2013
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
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Z U C K E R T E C H N I K A N B A U
B E T R I E B S W I R T S C H A F T
M A R K T
P O L I T I K A K T U E L L E S
2012 gab es jedoch große Unterschie-
de in den Erfolgszahlen je nach Rüben-
kategorien. Die Mengen, die nach Basis-
liefermenge abgerechnet werden konn-
ten, führten zu unschlagbar hohen De-
ckungsbeiträgen. In der Beispielrechnung
der Tabelle 2 bei 18 % Zucker zu über
3 000 €/ha. Bei Industrierüben oder ein-
jährigen Liefermengen blieb nur die Hälf-
te übrig. Sie lagen damit im Rahmen der
Konkurrenzfrüchte Winterraps und Win-
terweizen.
Abgeschlagen waren die Überrüben.
Ihre Erzeugung gilt es zu vermeiden, auch
wenn sie gerne als „Herrgottsrüben“ be-
zeichnet werden.
Im Rheinland ist die Fläche extrem
knapp. Es besteht eine hohe Nutzungs-
konkurrenz innerhalb der Landwirtschaft,
aber auch die Interessen außerhalb durch
Besiedlung, Verkehr, Naturschutz oder Ta-
gebau sind enorm und haben zu maxi-
malen Pacht- und Kaufwerten geführt,
die nach oben anscheinend keine Gren-
zen kennen. Deshalb muss der Landwirt
auch nach ökonomischen Gesichtspunk-
ten handeln, um in der Konkurrenz beste-
hen zu können. Erhebungen im Arbeits-
kreis ergaben, dass die Betriebe, die bei
der Planung ihrer Anbaufläche Ertragszu-
wächse einkalkuliert haben, die höchsten
Durchschnittsgewinne erzielten, da das
Risiko, Einbußen durch nicht ausge-
schöpfte Quote zu erleiden, im Durch-
schnitt der Jahre geringer war als das
Risiko, Überrüben zu erzeugen anstelle
alternativer Früchte. Hinzu kommt, dass
ein geringerer Rübenanbau und damit
eine weitere Fruchtfolge auch schon mit-
telfristig die Zuckerrübenerträge verbes-
sern.
Rüben in Zukunft konkurrenzfähig?
Für 2013 wird aufgrund der immer noch
günstigen Zuckerpreise wieder mit einem
Zuschlag auf den Mindestpreis gerech-
net. Ausgehend von einem geschätzten
Durchschnittspreis über alle Liefermen-
gen von 38,00 €/t bei durchschnittlichem
Zuckergehalt und ohne Umsatzsteuer
können wieder Gewinne erwirtschaftet
werden und auch nach jetziger Einschät-
zung werden die Konkurrenzfrüchte die
notwendigen Gleichgewichtspreise nur
schwer erreichen, möglicherweise auf
den schwächeren Standorten. Manche
Landwirte haben die hohen Preise im
letzten Herbst vor allem bei Raps zu Vor-
kontrakten für 2013 und sogar schon für
2014 genutzt und sind damit jetzt auch
auf der sicheren Seite.
Die Agrarpolitiker der EU bauen
marktregulierende Maßnahmen immer
weiter ab: Schon in einigen Jahren wer-
den auch die Zuckerindustrie und die Rü-
benanbauer ohne Mindestpreis und Quo-
tensystem zurechtkommen müssen. Al-
lerdings ist auch die Beimischungsquote
zum Biodiesel, die den Rapsanbau forciert
und dessen Preise stabilisiert hat, wahr-
scheinlich ein Auslaufmodell. Deshalb
werden weltweite Veränderungen von
Angebot und Nachfrage auf allen Märk-
ten zu stärkeren Preisschwankungen und
wechselnden Wettbewerbsverhältnissen
zwischen den Fruchtarten führen.
Die rheinischen Ackerbauern werden
darauf auch mit Flexibilität reagieren,
denn sie wirtschaften auf einem teuren
Gunststandort mit bleibend hoher Wer-
tigkeit, der optimal genutzt werden muss.
Fachleute prognostizieren eine weiterhin
steigende Nachfrage nach Zucker welt-
weit. Außerdem haben Zuckerrüben wei-
teres Ertragspotenzial. Die Rübe produ-
ziert neben demMais die höchsten Ener-
gieerträge von über 70 000 kWh/ha, was
auch in Zukunft, ob für Ernährung, Futter
oder Energie, bedeutsam bleiben wird.
Außerdem besitzen die Landwirte viel Er-
fahrung im Anbau und wissen die Stärken
der Frucht ebenso beimWandel von Wet-
ter und Klima zu schätzen, weshalb sie
auch in Zukunft in der Anbauplanung der
rheinischen Landwirte zu finden und ihr
Einkommen stabilisieren wird.
Inge Schneider
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Arbeitskreis für Betriebsführung
Köln-Aachener Bucht
Grafik 2:
Entwicklung der Vollkosten im Zuckerrübenanbau
Arbeitskreis für Betriebsführung Köln-Aachener Bucht
0
500
1 000
1 500
2 000
2 500
3 000
€/ha
Boden/Allgemeinkosten €/ha
Maschinen €/ha
Arbeit €/ha
Direktkosten €/ha
1992
1997
2002
2007
2012
Grafik 3:
Entwicklung der Stückkosten im Zuckerrübenanbau
Arbeitskreis für Betriebsführung Köln-Aachener Bucht
0
5
10
15
20
25
30
35
40
€/t
45
Boden/Allgemeinkosten €/t
Maschinen €/t
Arbeit €/t
Direktkosten €/t
1992
1997
2002
2007
2012
Grafik 4:
Stückkosten 2013 in Abhängigkeit vom Rübenertrag
Arbeitskreis für Betriebsführung Köln-Aachener Bucht
0
5
10
15
20
25
30
35
40
€/t
45
Boden/Allgemeinkosten €/t
Maschinen €/t
Arbeit €/t
Direktkosten €/t
t/ha
55 60 65 70 75 80 85 90
Die Direktkosten für Saatgut, Düngung und
Pflanzenschutz steigen kontinuierlich weiter.
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