Zuckerrübenjournal 3/2013 - page 10

A K T U E L L E S
P O L I T I K M A R K T B E T R I E B S W I R T S C H A F T
A N B A U
T E C H N I K Z U C K E R
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Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
LZ 30 · 2013
Mitte März gab es noch strenge Fröste. Das
Frühjahr wollte einfach nicht starten und
die Vegetation verharrte lange imWinter-
schlaf. Bis Ostermontag, dem 1. April, war
an eine Rübensaat nicht zu denken. In den
folgenden Tagen stabilisierte sich dann ei-
ne trockene, kühleWetterlage mit scharfen
Winden. Die Böden trockneten schnell ab
und lagen in einer hervorragenden Gare.
„Warten oder starten“ wurde in der ersten
Aprilwoche für viele Rübenanbauer im
Rheinland zur Kardinalfrage. Die noch küh-
le Bodentemperatur machte die Entschei-
dung nicht leicht und war der Mittelpunkt
aller Diskussionen.
Die innere Uhr der meisten Landwirte
war bald auf Rübensäen gestellt. Vom
5. bis 8. April erreichte die Aussaat ihren
Höhepunkt. Am Abend des 8. April waren
80 % der rheinischen Rüben gesät. Einset-
zendes Schauerwetter stoppte vorerst ei-
ne reibungslose weitere Aussaat, brachte
aber die ersehnten milderen Temperatu-
ren. Nach rund einer Woche Pause ging es
unter sehr guten Wetterbedingungen
weiter. Nun kamen auch die Landwirte
zum Zuge, die bewusst auf wärmere Tem-
peraturen gewartet hatten. Im Rheinland
war die Aussaat dann um den 18./19. Ap-
ril abgeschlossen.
Feldaufgang enttäuschte
Die ersten Feldaufgänge stellten sich um
den 26. April ein. In der Auflaufphase
wurde vielen Landwirten bewusst, dass
nicht alle Flächen homogen und vollzäh-
lig aufliefen. Auf betroffenen Parzellen
waren die Pillen in der Regel geplatzt, an-
gekeimt und zeigten zu wenig Triebkraft.
Anstehende, zeitlich notwendige Herbi-
zidanwendungen putzten noch die ein
oder andere geschwächte Rübe weg, so-
dass am Ende manchmal zu dünne Be-
stände übrig blieben. Die betroffenen
Landwirte identifizierten in den meisten
Fällen überlagertes Saatgut als Ursache
für die schwachen Feldaufgänge. Standen
diese dünnen Bestände in Reinkultur, war
eine Entscheidung zum Umbruch schnell
getroffen. Alle anderen Mischungen von
triebkraftgeschwächtem überjährigen
Saatgut, ob in Vermischung mit Neusaat-
gut oder als Reinsaat in ein oder mehre-
ren Säkörpern, brachten häufiger unzu-
reichende Feldbestände. Diese waren oft
zu gut für einen Umbruch, sind aber lei-
der zu schlecht, um das Ertragspotenzial
dieser Flächen auszuschöpfen.
Wir befinden uns mittlerweile in einer
Olympiade der schnellsten und besten
Feldaufgänge. Saatgutaktivierung ist ein
saatguttechnologischer Fortschritt, der
heute zur Genetik mitgeliefert wird. Der
Hauptnutzen liegt in einem zügigen, ho-
mogenen Feldaufgang, besonders unter
kühleren Bedingungen. Solche Bestände
zeigen einheitlichere Rübenkörper, die im
Herbst besser zu köpfen oder zu entblät-
tern sind. Wünschenswerte Forderungen
der Landwirte wären Angaben zur Vitali-
tät und Triebkraft einer Saatgutpartie, die
auf der Packung abgedruckt sein sollten.
Leider gibt es zurzeit keine standardisier-
ten Verfahren, die eine einheitliche und
sichere Aussage zur Triebkraft zulassen.
Vonseiten der Saatgutzüchter werden zur
Qualitätssicherung hauseigene Tests
durchgeführt, die aber von keinem offen-
gelegt werden. Wenn die einjährige Über-
lagerung unter geeigneten Lagerbedin-
gungen auf den Höfen nicht mehr sicher-
gestellt ist, besteht Handlungsbedarf al-
ler Beteiligten, denn in erster Linie muss
der Rübenanbauer den wirtschaftlichen
Schaden tragen.
Gute Bestände überwiegen
Blendet man die Problemparzellen aus, so
können die meisten Landwirte doch von
guten und sehr guten Beständen spre-
chen. Die Natur hat den späten Start gut
aufgeholt und der Ertragsbildungspro-
zess ist im vollen Gange. Der Blattapparat
hat sich sehr gut entwickelt. Jetzt kommt
es auf die weitere Witterung und die Ge-
sunderhaltung der Blätter an. Was die
2013-Rüben leisten werden, steht noch in
den Sternen. Man kann aber verhalten
optimistisch nach vorne blicken.
Alfons Lingnau
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.
2013 ein außergewöhnliches Frühjahr
Späte Saat und teilweise schwierige Auflaufbedingungen
Jedes Rübenjahr hat seine Eigenheiten. Die Herbizidanwen-
dungen haben in diesem Jahr sehr gut gewirkt, teilweise zulas-
ten der Verträglichkeit. Verkrustungen durch Starkniederschlä-
ge waren lokal von Bedeutung. Ein größeres Thema waren un-
befriedigende Feldaufgänge aufgrund verminderter Triebkraft.
Bestand in Ratingen-
Homberg, Aussaat
am 6. April.
überlagertes Saatgut
neues Saatgut
Ein Bestand in Zülpich am 12. Juni: Deutlich ist der Unterschied zwischen neuem und überlager-
tem Saatgut zu erkennen.
Fotos: Alfons Lignau
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