Zuckerrübenjournal 4/2012 - page 4

A K T U E L L E S
P O L I T I K M A R K T B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K Z U C K E R
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Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
LZ 49 · 2012
satzchancen verbessern. Dennoch wird
dies voraussichtlich nicht für den gesam-
ten Überschusszucker der Kampagne
2012 / 13 reichen. Und wie sich diese
Maßnahmen zusammen mit den zusätz-
lichen Rohrrohzuckerimporten auf die
Preise auswirken, bleibt noch abzuwar-
ten.
In jedem Fall gilt es für uns, auf diese
Rahmenbedingungen zu reagieren. Bei
limitierten Vermarktungsmöglichkeiten
liegt es an uns, den Markt in Ordnung zu
halten und für ein möglichst ausgewoge-
nes Verhältnis zwischen Erzeugung und
Verbrauch zu sorgen. Gemeinsammit
Pfeifer & Langen empfehlen wir daher,
den Rübenanbau 2013 konsequent be-
darfsorientiert auszurichten, das heißt,
eine möglichst exakte Erfüllung
der Vertragsliefermengen und
die Vermeidung größerer
Überschusszuckermengen.
Mengenmanagement,
Marktentwicklungen und
Zuckermarktpolitik beschäf-
tigten den Sektor somit auch
im Jahr 2012 außerordentlich. Die
Diskussion um die Reform der ge-
meinsamen EU-Agrarpolitik ist in ihre
entscheidende Diskussionsphase ge-
langt und damit auch die Überlegungen
zur künftigen EU-Zuckerpolitik. Gegner
und Befürworter einer Verlängerung der
laufenden Zuckermarktordnung werben
für ihre Positionen. Wir weisen auf allen
nationalen und internationalen Ebenen
mit Nachdruck auf die unbedingte Not-
wendigkeit planbarer Rahmenbedingun-
gen für den europäischen Rüben- und Zu-
ckersektor hin. Wer eine sichere Zucker-
versorgung der europäischen Bevölke-
rung mit qualitativ hochwertigem Zucker
aus heimischer Rübenerzeugung haben
will, kommt an einer Verlängerung der
Zuckermarktordnung nicht vorbei. Diesen
Argumenten haben sich früh das Europäi-
sche Parlament und national auch die
Landesregierungen in Nordrhein-Westfa-
len und Rheinland-Pfalz angeschlossen,
zuletzt im Oktober erfreulicherweise
auch Bundeslandwirtschaftsministerin Il-
se Aigner und ihr französischer Kollege
Stéphane Le Foll. Die Zahl der Befürwor-
ter einer Marktordnungsverlängerung
wächst. Das ist gut, darf aber keinesfalls
dazu verleiten, die Marktordnungsverlän-
gerung als beschlossene Sache zu be-
trachten. Deshalb bleiben wir auch am
Ball, bis die Verlängerung bis mindestens
2020 beschlossen wird.
Mehr Biogasrüben
Eine stabile Struktur des Rübenanbaus
zur Zuckererzeugung ist auch die Grund-
lage, um die Verwendung von Rüben als
Biogasanlagensubstrat weiter voranzu-
treiben. Bestehende technische Infra-
struktur hilft, Biogasanlagen mit Rüben
zu beliefern. Der Rheinische Rübenbauer-
Verband arbeitet auf politischer, wirt-
schaftlicher und anbautechnischer Ebene
daran, diesen Verwertungsweg voranzu-
treiben. Erste Ergebnisse des Biogasrü-
benprojekts, welches wir mit finanzieller
Unterstützung des NRW-Landwirtschafts-
ministeriums durchführen, werden wir
Ihnen demnächst vorstellen können.
Bernhard Conzen
Vorsitzender des Rheinischen
Rübenbauer-Verbandes e. V.
Unterstützung für
die Marktordnung
Die Zuckerwirt-
schaft hat in ih-
rem Bemühen
um eine Verlän-
gerung der Zu-
ckermarktord-
nung wichtige
Unterstützung
aus Berlin und
Paris erhalten:
Am 11. Oktober
trafen sich die
deutsche Land-
wirtschaftsmi-
nisterin Ilse Aig-
ner und Frank-
reichs Landwirtschaftsminister Sté-
phane Le Foll zu Gesprächen um die
Gemeinsame Agrarpolitik. Unter an-
derem stimmten die beiden Minister
darin überein, dass die Zuckermarkt-
ordnung bis 2020 verlängert werden
muss.
Ilse Aigner
Stéphane Le Foll
Besser knapp als zu viel
Die letzte Tonne entscheidet darüber, ob die Preise steigen
oder fallen. Das ist eine alte Weisheit und jeder, der mit
Weizen, Raps oder Kartoffeln handelt, weiß das. Beim Zu-
cker ist es nicht anders. Der Weltmarktpreis ist in den letz-
ten Monaten stark gefallen, obwohl sich an den fundamen-
talen Zahlen nicht viel geändert hat, außer der Meinung.
Und die besagt, dass in den kommenden Monaten der Vor-
rat an Zucker steigen wird. Die Veränderungen in der Pro-
duktion sind in den weltweit wichtigsten Anbauländern
zwar gering, aber es stehen etwas mehr Mengen für den
Export zur Verfügung als imVorjahr. Dies ist nicht gravie-
rend mehr, aber der Markt hat sich von einemVerkäufer-
markt (knappes Angebot) zu einem Käufermarkt (gestiege-
nes Angebot) gewandelt. Über den Preis entscheidet dann
die Nachfrage. Und diese ist auch deshalb gesunken, weil
wichtige Importländer, wie China und Russland, eine gute
bis sehr gute Ernte eingefahren haben und nun weniger
Bedarf haben.
Für den europäischen Markt hat der Weltmarktpreis zum
einen Einfluss auf die Zuckerpreise für Überschusszucker
und Industriezucker. Zum anderen führt ein sinken-
der Weltmarktpreis dazu, dass
Importe aus den AKP- und LDC-
Ländern in die EU, die bisher nur
eine untergeordnete Rolle
spielten, jetzt wieder interes-
santer werden. Das wissen auch
die europäischen Einkäufer von
Zucker. Mit jedem Euro, den der Zu-
ckerpreis sinkt, steigt die Zurückhaltung, Zu-
cker einzukaufen. Hinzu kommt die Verfügbar-
keit der europäischen Zuckererzeugung. In
Frankreich, Deutschland, Benelux und Polen
wächst eine sehr ordentliche Ernte heran.
Zwar können die Erträge nicht an das Vorjahr
heranreichen, aber die Zuckergehalte sind all-
gemein sehr hoch und so werden die Zuckerer-
träge vermutlich nur wenig unter demVorjahr
bleiben. Eine gewisse Entlastung entsteht durch
die Sommertrockenheit in Südosteuropa, wo die Er-
träge deutlich hinter den Erwartungen zurückblei-
ben. Allerdings wurde dort die Anbaufläche auf-
grund der hohen Zuckerpreise 2011 ausgedehnt.
Ein größeres Problem stellt in Europa die Vermark-
tung der Rekordernte 2011 dar. Der Überschuss
wur-
de zum Teil von den Zuckerunternehmen auf 2012 vorge-
tragen. Und auch für das jetzige Anbaujahr 2012 wird der
Vortrag auf 2013 als bewährtes Mittel der Marktentlastung
zum Zuge kommen. Es gilt, Marktpflege zu betreiben und
die Überschüsse weitgehend abzubauen. Dies gelingt nur,
wenn die Zuckererzeugung und damit auch der Rübenan-
bau für das kommende Jahr 2013 zurückgefahren werden.
Regel Nummer eins für den Rübenanbau 2013 lautet: „Bes-
ser knapp als zu viel“.
Dr. Willi Kremer-Schillings,
Pfeifer & Langen Jülich
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