Zuckerrübenjournal 4/2012 - page 3

Z U C K E R T E C H N I K A N B A U B E T R I E B S W I R T S C H A F T M A R K T
P O L I T I K
A K T U E L L E S
Rübenanbau nachhaltig sicherstellen
2012 politisch und wirtschaftlich ein besonderes Jahr
Bernhard Conzen
Nach einer langen Kampagne 2011 / 12
konnten wir uns zu Beginn des Jahres
nicht nur über einen Rekordertrag freuen,
sondern auch über sehr gute Rübenprei-
se, die entsprechend gute Deckungsbei-
träge zur Folge hatten und die Position
der Rübe als Feldfrucht Nummer eins be-
legten. Noch vor der Aussaat vereinbar-
ten der Rheinische Rübenbauer-Verband
und Pfeifer & Langen zudem, dass es
auch 2012 / 13 eine Mehrerlösbeteiligung
für die Anbauer geben wird und der Quo-
tenrübenpreis bei mindestens 33 € / t
liegt. Der endgültige Preis wird nach
Kampagnenende verhandelt.
Mit großen Erwartungen starteten die
Rübenanbauer demzufolge in das Anbau-
jahr 2012. Das betraf aber nicht nur die
Preise, sondern auch den Ertrag. In den
vergangenen zehn Jahren konnten die
rheinischen Rübenanbauer immerhin
einen jährlichen Ertragszuwachs von
durchschnittlich 3 % erreichen. Das An-
baujahr 2012 entpuppte sich im Hinblick
auf die Ertragsbildung als Wechselbad
der Gefühle, letzten Endes aber als ein
Wechselbad auf hohem Niveau. Trotz ei-
ner termingerechten Aussaat begrenzten
insbesondere das eher kühle Frühjahr
und eine ausgeprägte Trockenphase im
August und September zunächst das
Rübenwachstum, bei allerdings eher ge-
ringem Krankheitsdruck. Nach intensiven
Niederschlägen Anfang Oktober wurde
dieser Monat jedoch golden mit viel Son-
ne und Wärme, sodass die Rübenerträge
noch einmal deutlich zulegten.
Die Niederschläge im Oktober und No-
vember haben allerdings den Erdanhang
auf rund 4,5 % steigen lassen. Die Erdab-
reinigung war aufgrund der extrem un-
terschiedlichen Wetterlagen auf dem Feld
wie in den Zuckerfabriken eher schwierig.
Der Kopfanteil liegt imMittel auf einem
Niveau von 3,1 bis 3,2 %, was auch der
Tatsache entspricht, dass 10 bis 15 % der
rheinischen Rüben inzwischen entblät-
tert in die Fabriken geliefert werden.
Diskussionen, wie im vergangenen Jahr
aufgrund teilweise erhöhten Blattan-
hangs, waren erfreulicherweise 2012 kein
Thema mehr.
120 Tage Kampagne
Ein weiteres Mal wird die rheinische
Rübenkampagne erst Anfang bis Mitte
Januar enden. Der Zuwachs an Rüben-
masse, aber auch das eine oder andere
technische Problem in einzelnen Zucker-
fabriken werden letzten Endes zu einer
Kampagnelänge von rund 120 Tagen füh-
ren. Eine viermonatige Rübenkampagne
ist für alle Beteiligten eine große Heraus-
forderung, auch für die Abfuhrgruppen
und Rübentransporteure. Wie wir in un-
seremMitgliederanschreiben im Juli
2012 mitteilten, konnte Anfang Juli die
Arbeitsgemeinschaft Rübenabfuhr mit
Pfeifer & Langen beziehungsweise der
Zutra eine neue Frachttarifregelung ver-
einbaren. Danach steigen die Frachttarife
um 11,8 % und es erfolgt eine dynami-
sche Dieselpreisanpassung. Zu beachten
ist, dass Frachtgewichte nur noch bis zu
einem Gesamtgewicht von 40,0 t bezahlt
werden. Eine Vertragslaufzeit bis ein-
schließlich der Kampagne 2014 / 15 soll
für die Beteiligten planbare Rahmen-
bedingungen schaffen.
Am Ende dieser Kampagne erwarten
wir Rübenerträge von durchschnittlich
72 t /ha bei Zuckergehalten von 18 %.
Zum dritten Mal in unserer Geschichte
werden wir damit die 70-t-Grenze über-
schreiten, zudemmit einem gewachse-
nen Zuckerertrag von rund 13 t /ha. Ein
tolles Ergebnis.
Anbaufläche 2013 anpassen
Was zunächst für alle sehr erfreulich ist,
hat allerdings einen „Pferdefuß“. Auch in
diesem Jahr wird wieder eine erhebliche
Menge an Überschusszucker heranwach-
sen, der nicht einfach zu vermarkten sein
wird. Natürlich werden die von der EU-
Kommission angekündigten Marktmaß-
nahmen – zweite Exporttranche im Rah-
men des WTO-Limits von 1,35 Mio. t und
Freigabe von 0,6 Mio. t Nichtquotenzu-
cker zur EU-Binnenvermarktung – die Ab-
Der Mensch gewöhnt sich bekanntlich viel schneller an Fort-
als an Rückschritte. Dies gilt natürlich auch für den Rüben-
anbau. Fünf schwierige Jahre haben wir nach der Reform der
Zuckermarktordnung im Jahre 2006 durchhalten müssen, be-
vor es endlich in der vergangenen Kampagne im Rübenanbau
wirtschaftlich wieder aufwärts ging.
Foto: Natascha Kreuzer
LZ 49 · 2012
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