Zuckerrübenjournal 4/2012 - page 20

A K T U E L L E S
P O L I T I K M A R K T B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K
Z U C K E R
Welche Sorte für das Feld?
Auf den ersten Blick scheint die Sorten-
vielfalt verwirrend. Wird aber die richtige
Priorität bei der Auswahl der Sorten ein-
gehalten, ist die Wahl der richtigen Sorte
für das entsprechende Feld nicht mehr so
schwer. An erster Stelle muss gefragt wer-
den, ob eine tolerante oder resistente Sor-
te infrage kommen soll. Treten Rhizocto-
nia oder Ditylenchus auf der Fläche auf,
Tabelle 6:
Rheinische Sortenversuche unter Nematodenbefall 2010, 2011 und 2012
Rübenertrag relativ
Zuckergehalt relativ
Standardmasseverlust relativ Bereinigter Zuckerertrag relativ
Bereinigter
Zuckerertrag
bundesweit
2010 – 2012
2010 2011 2012 2010 2011 2012 2010 2011 2012 2010
2011 2012
anfällige Sorte 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
100,0
Pauletta
120,5 113,7 114,6 95,7
97,5
95,6 131,2 124,0 127,9 111,6 108,2 106,6
114,3
Belladonna
KWS
112,5 103,2 102,3 103,5 108,3 105,0 109,2 103,3 106,6 115,9 112,4 107,4
121,9
Adrianna KWS
114,5 103,9 106,5 101,8 104,7 102,6 107,6 102,6 106,1 116,1 109,0 108,9
120,7
Nemata
109,9 111,0 106,1 96,4
98,5
99,3 122,8 112,6 118,0 103,4 108,0 103,6
105,8
Kühn
121,2 112,4 115,0 97,8
98,9 100,0 111,4 100,8 102,5 116,8 111,0 114,6
119,1
Hella
119,5 114,1 116,9 98,8 100,1 100,2 136,8 124,5 126,9 114,3 112,1 114,7
120,9
Kepler
116,1 111,8
100,2 98,2
101,6 102,3
116,2 109,3
118,7
Kristallina KWS
107,3 106,0
107,7 105,2
95,3
97,4
116,8 112,2
123,3
Brix
114,0
100,5
102,1
114,1
123,5
Kleist
116,1
99,4
103,9
115,1
123,1
Finola KWS
106,6
105,9
101,1
113,3
127,9
GD 5 %
5,5
5,2
4,6
1,3
1,1
1,0
4,1
3,5
4,4
4,9
5,3
5,0
8 Versuche 2010, 7 Versuche 2011 und 9 Versuche 2012
muss unbedingt eine tolerante Sorte aus-
gewählt werden, da es keine anderen Be-
kämpfungsmöglichkeiten gibt. Das Spekt-
rum an Sorten verringert sich nun sehr
rasch, sodass nach Toleranzgrad (Empfeh-
lung) und Sortenleistung schnell ent-
schieden werden kann. Die Frage nach ei-
ner möglichen Nematodenbelastung ist
zwar nicht immer eindeutig zu beantwor-
ten. Das Risiko von Ertragsverlusten durch
Nematodeneinfluss ist aber bei langjähri-
gem Rübenanbau verbreitet gegeben. Es
kann durch Auswahl nematodentoleran-
ter Sorten wirksam eingeschränkt wer-
den. Sollten im Nachhinein keine Nema-
toden schädigend aufgetreten sein, ent-
steht bei den moderneren, nematodento-
leranten Sorten dadurch kein Nachteil
mehr, da sie auch unter Nichtbefall einen
ähnlich hohen Zuckerertrag erreichen wie
die Normalsorten. Dort, wo mit großer
Gewissheit kein spezieller Krankheits- und
Schädlingsdruck zu erwarten ist, haben
Normalsorten ihre Berechtigung.
Das wichtigste Merkmal für die Pro-
duktivität der Sorte ist der Bereinigte Zu-
ckerertrag (BZE), er kommt dem Geldroh-
ertrag am nächsten. Bei gleichen Leistun-
gen ist die Kombination mit einem hohen
Zuckergehalt vorteilhaft. Eine gute innere
Qualität zur Erzielung zusätzlicher Quali-
tätsprämien ist sehr vorteilhaft. Die An-
bauerfahrungen am eigenen Standort in
den letzten Jahren kann die Gewichtung
der verschiedenen Merkmale im Einzelfall
etwas verschieben. So können Blattkrank-
heitstoleranz, Saatgutqualität, Schossnei-
gung oder weitere Eigenschaften imVor-
dergrund stehen. Mit den neu zu wählen-
den Sorten sollte das Leistungspotenzial
noch weiter gesteigert werden können
und die Produktion gesunder Rüben mög-
lich sein. Um auch das nicht vorhersehba-
re Witterungsrisiko des vor uns liegenden
Jahres zu begrenzen, sollte man mög-
lichst auf mehrere gute Sorten bauen.
Manfred Steuerwald
Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.
Fachgespräche vor Ort
Sabine Verheyen (CDU), Mitglied des Europäischen Parlaments aus Aa-
chen, und CDU-Ratsmitglied Christian Krenkel informierten sich bei
RRV-Beiratsvertreterin Yvonne Hogen und Rübenanbauer Georg Groo-
ten über den regionalen Rübenanbau (Bild unten). In dem Gespräch er-
läuterten die beiden Rübenanbauer auch die Gründe, warum die Ver-
längerung der Zuckermarktordnung eine wesentliche Grundlage für
die nachhaltige Sicherung der regionalen Rüben- und Zuckererzeu-
gung ist.
Außer-
dem be-
suchte
Sabine
Verheyen das Werk Jülich von
Pfeifer & Langen, um sich über die Inhalte der
Zuckermarktordnung zu informieren (Bild
oben). Da ihr Wahlbezirk in Aachen liegt und
dort viele Süßwarenhersteller ihren Sitz ha-
ben, liegt das Thema Zucker nahe. Sabine
Verheyen zeigte sich den Argumenten der Zu-
ckerwirtschaft gegenüber sehr interessiert
und offen.
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J O U R N A L
LZ 49 · 2012
Foto: Dr. Peter Kasten
Foto: Zuckerfabrik Jülich
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