Zuckerrübenjournal 1/2013 - page 7

LZ 9 · 2013 
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
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Wie steht die Rübe da?
Beratertagung der Arbeitsgemeinschaft Zuckerrübenanbau
Bevor endgültig über die Gemeinsame 
Agrarpolitik in der EU entschieden wird, 
steht zunächst die Entscheidung über 
den mehrjährigen Finanzrahmen der EU 
an, wie Udo Hemmerling, stellvertreten-
der Generalsekretär des Deutschen Bau-
ernverbandes, deutlich machte. „Dabei 
gibt es das neue Wort vom Trilog, darun-
ter ist die Abstimmung zwischen Europa-
parlament, dem Rat und der Kommission 
zu verstehen“, erklärte Hemmerling. 
„Dies kann sich bis zum Sommer hinzie-
hen und hat dann noch nationale Ab-
stimmungen zur Folge, sodass es schwer 
wird, 2014 etwas zustande zu bringen, 
deshalb ist 2015 meiner Meinung nach 
realistisch für eine endgültige Umset-
zung.“ 
Der Kommissi-
onsvorschlag sieht 
für Deutschland ei-
ne Kürzung um 4 % 
vor, was eine Prä-
mienkürzung pro 
Hektar von durch-
schnittlich 13 € be-
deute. Die Direkt-
zahlungen sollen 
für Deutschland in der ersten Säule um 
8 % und in der zweiten um 12 % gekürzt 
werden, so Vorschläge aus dem EU-Rat. 
Dazu kämen Stimmen aus einigen Län-
dern, die eine finanzielle Umverteilung 
innerhalb der EU befürworteten. Als 
Grundlage für weitere Entscheidungen in 
der Agrarpolitik müssten zunächst die fa-
kultative Kappung der Obergrenzen, der 
Greening-Anteil und der Ausgleich der Di-
rektzahlungen zwischen den Mitglieds-
ländern geklärt werden, so Hemmerling. 
Innerhalb der EU gebe es noch große 
Unterschiede zwischen den Ländern, die 
die Prämien noch als Direktzahlungen für 
die Landwirte handhabten, und den Län-
dern, die bereits wie von der EU ge-
wünscht auf Flächenprämien umgestellt 
hätten. „Es gibt viele Modelle, manche 
Länder sind auch noch in der Übergangs-
phase zwischen beiden Systemen. Wäh-
rend EU-Kommissar Çiolos bereits neue 
Vorschläge für 2014 hat, wünschen sich 
die Länder mehr Zeit, am liebsten bis 
2020 oder 2022, um auf die Flächenprä-
mie umzusteigen. Es kann also nur kom-
plizierter werden in Europa“, betonte 
Hemmerling.
Zum Zucker erklärte Hemmerling, 
dass die Kommission ein Auslaufen der 
Marktordnung für 2015 befürworte, das 
Europaparlament aber für eine Verlänge-
rung bis 2019 / 20 sei. Auch im Agrarrat 
gebe es eine Mehrheit für eine Verlänge-
rung, auch wenn viele Länder keine eige-
nen Interessen dazu hätten, weil sie kei-
nen Rübenanbau haben. „Auch der Bau-
ernverband ist für eine Verlängerung der 
Marktordnung“, erklärte Hemmerling. 
Ist die Rübe noch
wettbewerbsfähig?
Wie die Rübe ökonomisch dasteht, erläu-
terte Klaus-Peter Göddertz, Landwirt-
schaftskammer NRW, anhand der Zahlen 
des Unternehmerkreises Rheinland-Süd, 
zu dem rund 100 Betriebe überwiegend 
aus dem Kreis Düren gehören. „Der Er-
trag ist in den letzten Jahren um rund 
1,25 t /ha und Jahr gestiegen und liegt 
bei 776 dt /ha, ein sehr erfreuliches Er-
gebnis“, erklärte der Berater. Auch die Zu-
ckergehalte seien gestiegen, 2012 gab es 
den besten Zuckergehalt von 18,47 %. Lei-
der sinke der Deckungsbeitrag in den 
letzten Jahren. Das Jahr 2012 sei mit ei-
nem Deckungsbeitrag von 2 264 € erfreu-
lich gewesen, aber viele Betriebe hätten 
durch die hohen Erträge eine Quotener-
füllung von 150 % erreicht, was das gute 
Ergebnis trübe. Auch die variablen Kos-
ten, die sich in Richtung der 1 500 € be-
wegten, seien unerfreulich. 
Im Schnitt der letzten fünf Jahre lag 
der Deckungsbeitrag bei 1 819 € ohne 
Prämien. 
Wie steht die Rübe imVergleich zu an-
deren Kulturen da? Göddertz belegte mit 
Zahlen aus dem Unternehmerkreis, dass 
der Abstand zwischen Rüben und Getrei-
de deutlich geschrumpft ist. Er wagte ei-
ne Prognose für 2013, wobei er für Rüben 
den Preis von 2011 annahm sowie leichte 
Preissteigerungen bei Pflanzenschutz 
Welche Perspektiven hat der Rübenanbau politisch und ökono-
misch und wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus? Darum
ging es unter anderem bei der Beratertagung der Arbeitsge-
meinschaft Zuckerrübenanbau ende Januar in Düren.
Rübenanbau im Netz
Den aktuellen Stand des Projektes field2factory erläuterte 
Rainer Emmerich von der Zutra Speditionsgesellschaft bei 
der Beratertagung der Arbeitsgemeinschaft Zuckerrüben-
anbau Ende Januar in Düren.
Seit 2009 arbeitet die Pfeifer & Langen-Tochter Zutra daran, 
die Rübenlogistik über das Projekt field2factory zu optimie-
ren. Dabei werden nach und nach Flächen und Mieten über 
das Geoinformationssystem BetaGIS erfasst und verwaltet. 
„Für Pfeifer & Langen als Lebensmittelhersteller ist die 
Rückverfolgbarkeit ein ganz wichtiges Thema. Aber auch 
die Höhe der Frachtabrechnung, der Rübentausch zwischen 
Landwirten oder die Lohnverarbeitung können mit field-
2factory einfach ermittelt werden, da alle Daten auf einem 
Server liegen und auf die Maschinen übermittelt werden 
können“, erklärte Emmerich. Aktuell sind rund 500 000 Flä-
chen und Mieten erfasst. 
Probleme habe es in der Kampagne mit der Datenaktuali-
sierung und dem Datentransfer aufs Feld gegeben, denn 
nicht überall sei der Netzempfang optimal. Aber auch Be-
dienfehler oder technische Probleme habe es gegeben, an 
denen ständig weitergearbeitet würde, so Emmerich. 
Für die Zukunft ist die Kommunikation über ein eigenes 
Portal geplant. Dabei soll bereits die Aussaat erfasst wer-
den. „Unter Einbeziehung von Wetterdaten lassen sich so 
verlässliche Planungstools erstellen“, erklärte Emmerich. 
Vorteile für den Landwirt seien die zeitnahen Lieferüber-
sichten, ein gezieltes Frostmanagement und eine intensive-
re Kommunikation. Für die Hauptfrachtführer biete field-
2factory realistische Daten für den Fahrzeugeinsatz und 
das Flottenmanagement mit weniger Leerfahrten und eine 
sichere Dokumentation gegenüber den Landwirten. 
Für die Zuckerfabriken ergebe sich eine aktuellere Produk-
tionsplanung auch bei Frost und eine bessere Übersicht 
über die Logistikkosten sowie die Rückverfolgbarkeit des Le-
bensmittels Zucker. „Mit field2factory kann die Verkehrsbe-
lastung gesenkt und die Arbeitssicherheit gesteigert wer-
den“, betonte Emmerich abschließend. 
Natascha kreuzer
Z u c k e R T e c h N I k A N B A u B e T R I e B S W I R T S c h A F T M A R k T
P o l I T I k
A k T u e l l e S
Foto: arar-press
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