Z u c k e R T e c h N I k A N B A u B e T R I e B S W I R T S c h A F T M A R k T
P o l I T I k
A k T u e l l e S
Gerechter lohn für lange kampagne
Wieder hohes Ertragsniveau im Rheinland
Was im Nachhinein so einfach zu resü-
mieren ist, hatte imVorfeld große Anfor-
derungen an alle Beteiligten gestellt,
denn insbesondere das letzte Viertel der
Kampagne ab Anfang Dezember war wit-
terungsbedingt sehr schwierig. Jedoch
bereits von Beginn an prägten besondere
Wetterlagen die Kampagne. So bestimm-
te eine ausgeprägte Trockenphase, die
schon Mitte August begann, den Kam-
pagnebeginn. Je nach Intensität der Tro-
ckenheit begrenzte diese zunächst spür-
bar die Ertragsbildung. Dies betraf große
Teile des Rheinlands, am stärksten jedoch
die Region Euskirchen. Entsprechend
schwierig waren teilweise die Rodebedin-
gungen und entsprechend empfindlich
reagierten die Anbauer auf Verschiebun-
gen ihres Lieferplanes.
Wetter wechselte ständig
Anfang Oktober drehten hohe Nieder-
schläge die Situation in kurzer Zeit um.
Nicht die Trockenheit, sondern die Nässe
führte jetzt lokal zu Schwierigkeiten bei
der Rübenernte. Die Rübe selbst dankte
die bessere Wasserzufuhr. Sie setzte die
Niederschläge bei günstigen Temperatu-
ren noch in Wachstum um. Bis weit in
den November hinein legten bei nachfol-
gend stabilen Feuchtebedingungen die
Rüben im Herbst 2012 noch gut zu.
Die nächste Herausforderung kam An-
fang Dezember. Erst relativ kurzfristig
zeichnete sich ab, dass eine Kaltfront mit
stärkerem Frost das Rheinland erreichen
würde. Nachdem der Rheinische Rüben-
bauer-Verband gemeinsammit Pfeifer &
Langen bereits am 22. November das Sig-
nal zum Beginn der vorsorglichen Mie-
tenabdeckung gab, kam der Aufruf zur
Abdeckung aller Rübenmieten, die ab
dem 17. Dezember in die Zuckerfabriken
geliefert werden sollten, am 4. Dezember
(siehe auch Artikel Seite 5). Es bewährte
sich, dass ein erheblicher Teil der maschi-
nellen Mietenabdeckung am 4. Dezember
bereits erfolgt war, denn ansonsten hätte
man bei Weitem keinen Abdeckungsgrad
von über 80 % bis zur Nacht vom 7. auf
den 8. Dezember erreicht.
Die eigentliche Herausforderung war
jedoch nicht der Frost selbst, sondern die
vergleichsweise schnelle und länger an-
dauernde Wiedererwärmung. Rüben, die
in der beschriebenen Nacht nicht ausrei-
chend mit Vlies geschützt waren, erlitten
nachhaltige Frostschäden. Mieten oder
Mietenköpfe, die unabgedeckt blieben,
konnten nach Weihnachten nicht mehr
ohne vorherige Bereinigung der frostfau-
len Rüben in die Fabriken geliefert wer-
den. Auch wenn es immer noch Verbesse-
rungsmöglichkeiten gibt, ist insgesamt
festzuhalten, dass sich der Fonds gegen
Frostschäden, aus welchem auch in die-
sem Jahr wieder alle Frostschäden an Rü-
ben trotz Abdeckung bezahlt werden,
sehr gut bewährte.
Mit und ohne Blatt
Etabliert hat sich bereits im zweiten Jahr
nach Änderung der Branchenvereinba-
rung die Rübenentblätterung als alterna-
tives Ernteverfahren zum Köpfen oder Mi-
krotoppen. Mehr als doppelt so viel Ent-
blätterer wie noch 2011 fuhren auf den
rheinischen Feldern. Die positiven Erfah-
rungen im Hinblick auf die Erntequalität
bestätigten sich. Aber auch die Qualität
der geköpft angelieferten Rüben war gut
und die Diskussion über eventuelle Blatt-
reste an geernteten Rüben viel geringer
als noch im Jahr zuvor. Es ist positiv zu
bewerten, dass den Anbauern inzwischen
zwei verschiedene Ernteverfahren zur
Verfügung stehen. Die produktionstech-
nisch wichtige Entscheidung darüber, wie
die Rüben geerntet werden sollen, liegt
genau an der richtigen Stelle, nämlich
beim Anbauer.
Letztendlich konnten in der Kampagne
2012 / 13 im Durchschnitt 74,5 t Rüben je
Hektar bei einem Zuckergehalt von
18,01 % geerntet und verarbeitet werden.
Das ist nach dem vergangenen Jahr das
zweitbeste Ertragsergebnis in der Ge-
schichte des rheinischen Rübenanbaus
(siehe Grafik). Witterungsbedingt höher
als imVorjahr lagen der Gesamtabzug
mit 8,2 % und der Anteil frostgeschädig-
ter Rüben. Mit knapp 0,2 % war er jedoch
Als am 14. Januar die Rübenanlieferung in die rheinischen
Zuckerfabriken endete, waren alle froh: die Rübenanbauer,
dass ihr Rohstoff vollständig in die Verarbeitung gelangte, die
Zuckerfabriken, dass sie die herausforderung einer 125-Tage-
kampagne bestanden hatten, und die Transporteure, dass es
gelang, alle Rüben in die Fabriken zu bringen.
LZ 9 · 2013
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
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Foto: Dr. Peter kasten