Zuckerrübenjournal 1/2013 - page 20

A k T u e l l e S
P o l I T I k M A R k T B e T R I e B S W I R T S c h A F T
A N B A u
T e c h N I k Z u c k e R
troffen. Auch imMais- und Kartoffelan-
bau kommen sie zum Einsatz, etwa Cato, 
Motivell, Harmony. Zu einer weiteren 
Nachbargruppe gehören die Triazolpyri-
midine, wie Primus, Broadway, Falkon 
oder Tacco für Getreide, Mais oder Kartof-
feln. Die Möglichkeiten der Ausfallraps-
bekämpfung in anderen Kulturen sind 
dadurch deutlich eingeschränkt. 
Zudem würde der Einsatz von ALS-
Hemmern auch in Raps, bisher der einzi-
gen Kultur ohne diese Wirkstoffgruppe, 
die Resistenzgefahr bei Unkräutern erhö-
hen. Kandidaten hierfür wären Kamille 
und Ackerfuchsschwanz.
Besondere Probleme in Rüben
In Zuckerrüben ist nach Meinung vieler 
Berater das mit Abstand größte Problem 
zu erwarten. Durchwuchsraps kann ne-
ben der Unkrautkonkurrenz auf 
dem Acker auch bei der Ver-
arbeitung in der Zucker-
fabrik erheblich stö-
ren, denn die ver-
holzten Raps-
stängel set-
zen die 
Rüben-
schneidmaschinen zu. Mit den zur Verfü-
gung stehenden Herbiziden wird Raps 
nur über die Blattwirkung bei sehr klei-
nen Pflanzen kontrolliert. Mit Metami-
tron, Phenmedipham und Desmedipham 
können trotz Ölzusatz gegen Ausfallraps 
im Keimblattstadium vier bis fünf Be-
handlungen erforderlich werden. Mi-
schungen mit sehr aggressiven Herbizid-
konzentrationen können zwar die Herbi-
zidwirkung verbessern, bergen jedoch 
das Risiko einer Kulturschädigung. Höhe-
re Aufwandmengen bei den einzelnen 
Applikationen bringen aufgrund des fort-
gesetzten Rapsauflaufs wenig. Einen et-
was größeren Spielraum bietet hier ledig-
lich der Sulfonylharnstoff Debut. Hierge-
gen wäre CL-Ausfallraps jedoch resistent. 
Echte Alternativen sind bisher nicht in 
Sicht. Weiterhin würde ein stärkeres Auf-
treten von CL-Ausfallraps in der gesam-
ten Fruchtfolge das Befallsrisiko mit Rü-
bennematoden deutlich erhöhen und die 
Ertragssicherheit im Rübenanbau nach-
haltig gefährden.
In Kartoffeln ist keine ausreichende 
Bekämpfung von CL-Ausfallraps möglich. 
Sowohl Cato als auch Tacco haben keine 
befriedigende Wirkung. Auch in Mais ge-
hen alle Sulfonyle als Wirkstoff gegen CL-
Ausfallraps verloren.
In Sojabohnen ist der Ausfallraps bis-
her lediglich im Nachauflauf mit Harmo-
ny SX bekämpfbar, CL-Ausfallraps wäre 
nicht mehr bekämpfbar. Dabei wäre der 
Wirkstoff Imazamox die Lösung des Her-
bizidproblems in Soja, die von Natur aus 
resistent gegen diesen Wirkstoff ist. In 
vielen Ländern Europas wird Imazamox 
sehr erfolgreich gegen fast alle Unkräuter 
in Soja eingesetzt. Kurioserweise ist gera-
de dieser Wirkstoff in Soja nicht verfüg-
bar, obwohl er sinnvoll einsetzbar wäre. 
Anbau nicht empfehlenswert
Aus diesen Gründen wird von dem Anbau 
von CL-Raps in Fruchtfolgen mit Rüben, 
Kartoffeln oder Soja abgeraten. Damit ist 
aber noch nicht alles berücksichtigt. 
Denn CL-Raps erscheint auch auf Flächen 
von Landwirten, die sich nicht für das 
System entschieden haben, denn unver-
meidbar kommt es beim Raps und so 
auch beim CL-Raps zu einer Verbreitung 
durch Pollenflug sowie Verschleppung 
durch Ernte- und Transportmaschinen, 
beispielsweise wird der Samen beim 
Drusch bis zu 5 m neben den Mähdre-
scher geschleudert. Er bleibt nicht auf der 
Anbaufläche, sondern kann auch beim 
Nachbarn landen, der ihn aber aufgrund 
seiner Fruchtfolge mit Zuckerrüben oder 
Kartoffeln gar nicht haben will. 
Auch Lohnunternehmer können be-
troffen sein. Um die Ausbreitung des 
Clearfield-Rapses zu vermeiden, muss der 
Mähdrescher nach der Beerntung einer 
solchen Fläche zeitaufwändig komplett 
von innen gereinigt werden. Dafür muss 
der Mähdrescher mit einem zusätzlichen 
Kompressor ausgerüstet sein. Zudem 
sinkt damit auch die Flächenleistung. Ob 
der Mehraufwand, den der Lohnunter-
nehmer aufbringen muss, vom Landwirt 
getragen wird, ist zu bezweifeln. 
Die Nutzung des Clearfield-Systems 
führt aus rechtlicher Sicht zu verschiede-
nen Haftungsrisiken im Hinblick auf die 
ungewollte Verbreitung von CL-Raps und 
den damit verbundenen Bekämpfungs-
schwierigkeiten und möglichen Mehrauf-
wendungen, wobei die Rechtslage ge-
richtlich noch völlig ungeklärt ist.
Über das Nachbarrecht hinaus beste-
hen auch aus demVertragsrecht Haf-
tungsrisiken für Anbauer und Lohnunter-
nehmer. Der Anbauer von Clearfield-Raps 
muss diese Haftungsrisiken bei seiner 
Entscheidung mit bedenken. Er sollte vor 
dem Anbau mit seinem Haftpflichtversi-
cherer klären, inwieweit das Risiko versi-
cherbar ist.
Dr. Anton Dissemond
landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Pflanzenschutzdienst
Tabelle 2:
Butisane und clearfield-herbizid im Vergleich
(Metazachlor und Quinmerac sind auch in weiteren herbiziden enthalten)
Mittel
(Beispiele)
Aufwand-
menge (l/ha)
Wirkstoffmenge in g/ha bei maximaler Aufwandmenge
Metazachlor
Quinmerac Dimethenamid Imazamox
Butisan
1,5
750
Butisan Top
2,0
750
250
clearfield-
Vantiga
2,0
750
250
12,5
Butisan Gold
2,5
500
250
500
Butisan Kombi
2,5
500
500
Tabelle 1:
Beim clearfieldraps fallen in Getreide, Mais, Rüben,
kartoffeln und Soja Mittel zur Ausfallraps-
bekämpfung weg (Beispiele)
Getreide
Mais
Absolute M
Concert SX
Accent
Alister
Dirigent SX
Cato
Alliance
Falkon
Harmony SX
Ariane C
Gropper SX
Kelvin
Artus
Harmony M
Maister flüssig
Atlantis
Hoestar Super
Milagro forte
Attribut
Husar OD
Motivell
Axial Komplett
Lexus/Class
Peak
Biathlon
Monitor
Principal
Brazzos
Pointer SX
Samson
Broadway
Primus
Tacco
Caliban D/T
Refine Extra
Terano
Ciral
Starane XL
Titus
Rüben
kartoffeln
Soja
Debut
Cato
Harmony SX
Tacco
Rapsdurchwuchs
in Getreide.
Fotos:
Dr. Anton Dissemond
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