A k T u e l l e S
P o l I T I k M A R k T B e T R I e B S W I R T S c h A F T
A N B A u
T e c h N I k Z u c k e R
troffen. Auch imMais- und Kartoffelan-
bau kommen sie zum Einsatz, etwa Cato,
Motivell, Harmony. Zu einer weiteren
Nachbargruppe gehören die Triazolpyri-
midine, wie Primus, Broadway, Falkon
oder Tacco für Getreide, Mais oder Kartof-
feln. Die Möglichkeiten der Ausfallraps-
bekämpfung in anderen Kulturen sind
dadurch deutlich eingeschränkt.
Zudem würde der Einsatz von ALS-
Hemmern auch in Raps, bisher der einzi-
gen Kultur ohne diese Wirkstoffgruppe,
die Resistenzgefahr bei Unkräutern erhö-
hen. Kandidaten hierfür wären Kamille
und Ackerfuchsschwanz.
Besondere Probleme in Rüben
In Zuckerrüben ist nach Meinung vieler
Berater das mit Abstand größte Problem
zu erwarten. Durchwuchsraps kann ne-
ben der Unkrautkonkurrenz auf
dem Acker auch bei der Ver-
arbeitung in der Zucker-
fabrik erheblich stö-
ren, denn die ver-
holzten Raps-
stängel set-
zen die
Rüben-
schneidmaschinen zu. Mit den zur Verfü-
gung stehenden Herbiziden wird Raps
nur über die Blattwirkung bei sehr klei-
nen Pflanzen kontrolliert. Mit Metami-
tron, Phenmedipham und Desmedipham
können trotz Ölzusatz gegen Ausfallraps
im Keimblattstadium vier bis fünf Be-
handlungen erforderlich werden. Mi-
schungen mit sehr aggressiven Herbizid-
konzentrationen können zwar die Herbi-
zidwirkung verbessern, bergen jedoch
das Risiko einer Kulturschädigung. Höhe-
re Aufwandmengen bei den einzelnen
Applikationen bringen aufgrund des fort-
gesetzten Rapsauflaufs wenig. Einen et-
was größeren Spielraum bietet hier ledig-
lich der Sulfonylharnstoff Debut. Hierge-
gen wäre CL-Ausfallraps jedoch resistent.
Echte Alternativen sind bisher nicht in
Sicht. Weiterhin würde ein stärkeres Auf-
treten von CL-Ausfallraps in der gesam-
ten Fruchtfolge das Befallsrisiko mit Rü-
bennematoden deutlich erhöhen und die
Ertragssicherheit im Rübenanbau nach-
haltig gefährden.
In Kartoffeln ist keine ausreichende
Bekämpfung von CL-Ausfallraps möglich.
Sowohl Cato als auch Tacco haben keine
befriedigende Wirkung. Auch in Mais ge-
hen alle Sulfonyle als Wirkstoff gegen CL-
Ausfallraps verloren.
In Sojabohnen ist der Ausfallraps bis-
her lediglich im Nachauflauf mit Harmo-
ny SX bekämpfbar, CL-Ausfallraps wäre
nicht mehr bekämpfbar. Dabei wäre der
Wirkstoff Imazamox die Lösung des Her-
bizidproblems in Soja, die von Natur aus
resistent gegen diesen Wirkstoff ist. In
vielen Ländern Europas wird Imazamox
sehr erfolgreich gegen fast alle Unkräuter
in Soja eingesetzt. Kurioserweise ist gera-
de dieser Wirkstoff in Soja nicht verfüg-
bar, obwohl er sinnvoll einsetzbar wäre.
Anbau nicht empfehlenswert
Aus diesen Gründen wird von dem Anbau
von CL-Raps in Fruchtfolgen mit Rüben,
Kartoffeln oder Soja abgeraten. Damit ist
aber noch nicht alles berücksichtigt.
Denn CL-Raps erscheint auch auf Flächen
von Landwirten, die sich nicht für das
System entschieden haben, denn unver-
meidbar kommt es beim Raps und so
auch beim CL-Raps zu einer Verbreitung
durch Pollenflug sowie Verschleppung
durch Ernte- und Transportmaschinen,
beispielsweise wird der Samen beim
Drusch bis zu 5 m neben den Mähdre-
scher geschleudert. Er bleibt nicht auf der
Anbaufläche, sondern kann auch beim
Nachbarn landen, der ihn aber aufgrund
seiner Fruchtfolge mit Zuckerrüben oder
Kartoffeln gar nicht haben will.
Auch Lohnunternehmer können be-
troffen sein. Um die Ausbreitung des
Clearfield-Rapses zu vermeiden, muss der
Mähdrescher nach der Beerntung einer
solchen Fläche zeitaufwändig komplett
von innen gereinigt werden. Dafür muss
der Mähdrescher mit einem zusätzlichen
Kompressor ausgerüstet sein. Zudem
sinkt damit auch die Flächenleistung. Ob
der Mehraufwand, den der Lohnunter-
nehmer aufbringen muss, vom Landwirt
getragen wird, ist zu bezweifeln.
Die Nutzung des Clearfield-Systems
führt aus rechtlicher Sicht zu verschiede-
nen Haftungsrisiken im Hinblick auf die
ungewollte Verbreitung von CL-Raps und
den damit verbundenen Bekämpfungs-
schwierigkeiten und möglichen Mehrauf-
wendungen, wobei die Rechtslage ge-
richtlich noch völlig ungeklärt ist.
Über das Nachbarrecht hinaus beste-
hen auch aus demVertragsrecht Haf-
tungsrisiken für Anbauer und Lohnunter-
nehmer. Der Anbauer von Clearfield-Raps
muss diese Haftungsrisiken bei seiner
Entscheidung mit bedenken. Er sollte vor
dem Anbau mit seinem Haftpflichtversi-
cherer klären, inwieweit das Risiko versi-
cherbar ist.
Dr. Anton Dissemond
landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Pflanzenschutzdienst
Tabelle 2:
Butisane und clearfield-herbizid im Vergleich
(Metazachlor und Quinmerac sind auch in weiteren herbiziden enthalten)
Mittel
(Beispiele)
Aufwand-
menge (l/ha)
Wirkstoffmenge in g/ha bei maximaler Aufwandmenge
Metazachlor
Quinmerac Dimethenamid Imazamox
Butisan
1,5
750
Butisan Top
2,0
750
250
clearfield-
Vantiga
2,0
750
250
12,5
Butisan Gold
2,5
500
250
500
Butisan Kombi
2,5
500
500
Tabelle 1:
Beim clearfieldraps fallen in Getreide, Mais, Rüben,
kartoffeln und Soja Mittel zur Ausfallraps-
bekämpfung weg (Beispiele)
Getreide
Mais
Absolute M
Concert SX
Accent
Alister
Dirigent SX
Cato
Alliance
Falkon
Harmony SX
Ariane C
Gropper SX
Kelvin
Artus
Harmony M
Maister flüssig
Atlantis
Hoestar Super
Milagro forte
Attribut
Husar OD
Motivell
Axial Komplett
Lexus/Class
Peak
Biathlon
Monitor
Principal
Brazzos
Pointer SX
Samson
Broadway
Primus
Tacco
Caliban D/T
Refine Extra
Terano
Ciral
Starane XL
Titus
Rüben
kartoffeln
Soja
Debut
Cato
Harmony SX
Tacco
Rapsdurchwuchs
in Getreide.
Fotos:
Dr. Anton Dissemond
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LZ 9 · 2013