Zuckerrübenjournal 1/2013 - page 10

10 
|
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
LZ 9 · 2013
A k t u e l l e s
P o l i t i k M a r k t B e t r i e b s w i r t s c h a f t A n b a u   
T e c h n i k
   Z u c k e r
Fünf Sägeräte im Test
Arge Franken und Uni Bonn testeten Einzelkornsägeräte
Um diese Fragen zu beantworten, hat der
Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer
mit der Arbeitsgemeinschaft Franken und
dem Institut für Landtechnik der Uni
Bonn einen dreijährigen Praxistest mit
fünf unterschiedlichen Einzelkornsägerä-
ten durchgeführt, wobei 2009 bis 2011
Feldaufgang und Abstandsgenauigkeit
imMulchsaat-Verfahren im Fokus stan-
den, ebenso die Wirkung von unter-
schiedlichen Nachläufern.
Mehr als 30 Jahre hat es eine solche
Vergleichsaussaat nicht mehr gegeben.
Die Basistechnik der Saatgutablage hat
sich seitdem nicht grundlegend geän-
dert; jedoch entwickelten die Hersteller
Neuerungen für Mulchsaat, Elektromo-
tor- und Kettenantriebe am Einzelaggre-
gat, neue Nachläufer oder Fahrgassen-
schaltungen. Die herkömmlichen mecha-
nisch angetriebenen Geräte bekamen aus
Gründen der breiteren Einsetzbarkeit
auch außerhalb von Zuckerrüben Gesell-
schaft von pneumatischen.
Der dreijährige Sägerätetest wurde im
Umfeld des Juliusspitalgutes Seligenstadt
durchgeführt. Die Saatbettvorbereitung
nach Strohmulch und Grubber-Bearbei-
tung im Herbst erfolgte mit Kompaktor
im Frühjahr, der Bodentyp war Parabraun­
erde aus Löss.
Die fünf Sägerätefirmen setzten ihr
Gerät jeweils selbst ein – Vorgabe: 20 cm
Sollabstand in der Reihe bei 6, 8 und
10 km/h Vorfahrtsgeschwindigkeit, siehe
Tabelle. Die durchweg zwölfreihigen Sä-
geräte waren je zur Hälfte mit zwei un-
terschiedlichen Nachläufern, zum Bei-
spiel konische oder Finger-Druckrolle,
ausgestattet. Der Feldaufgang wurde für
jede Variation an zwei Terminen ermit-
telt: früher Zeitpunkt mit 50 % Auflauf
(Feldaufgangsgeschwindigkeit) und spä-
ter Zeitpunkt (endgültig).
Mittels eines Abstandsmessgerätes
wurde auf dem Feld die Standgenauigkeit
festgestellt. Die Definition dieser ist in
den DLG-Prüfberichten für Einzelkornsä-
geräte beschrieben. Als standgenau gel-
ten demnach Pflanzen, die den zulässigen
Grenzbereich des Kornsollabstands von
+/– 2,5 cm oder eines Vielfachen des
Kornsollabstands nicht über- oder unter-
schreiten. Dieser Parameter ist etwas wei-
ter gefasst als die Ablagegenauigkeit auf
dem Prüfstand im Labor, da im Feldeinsatz
Verrollungen der Pille in der Saatfurche
und andere Störungen hinzukommen. Die
Saattermine entsprachen in den jeweili-
gen Jahren denen der ortsüblichen Praxis.
Der Feldaufgang und die Standgenau-
igkeit wurden immer von allen sechs Rei-
hen (gleicher Nachläufer) auf mindestens
50 m erfasst. Unterschiedliche Ergebnisse
haben nur dann einen Aussagewert,
wenn sie sich statistisch absichern lassen.
Feldaufgang
Aufgrund gerätespezifischer Besonder-
heiten und Schlupfwirkungen traten Un-
terschiede zwischen vorgeschriebener,
von den Firmen eingestellter und tatsäch-
licher Ablageweite ein. Für die Berech-
nung der Feldaufgänge wurde nur der
nach Abstandsmessung im Feld am häu-
figsten vorkommende Kornabstand zu-
grunde gelegt.
Zur Verwendung kam das Bonner Ab-
stands-Aufzeichnungs-System, das am
Institut für Landtechnik der Uni Bonn
entwickelt wurde. Zum Zeitpunkt der
Messung waren die Pflanzen in der Regel
im 4- bis 6-Blatt-Stadium.
Von 98 00 bis 103 400 ausgesäten Sa-
men liefen zwischen 86,6 und 90,5 % auf,
was letztendlich effektive Pflanzenzahlen
bei der Ernte zwischen 85 200 und 93 400
pro ha bedeutete. Die Unterschiede be-
züglich der Aussaatmenge resultieren da-
raus, dass die Sollablage durch die Her-
steller in den Jahren variiert wurde.
Ergebnisse der Arbeitsqualität
Vicon erzeugte den höchsten Feldauf-
gang, gefolgt von Amazone. Etwas niedri-
ger lagen Accord, Becker und Schmotzer.
Ein grundsätzlicher Einfluss der Sä­
geschwindigkeit auf den Feldaufgang
konnte nicht festgestellt werden, wobei
die UD von Schmotzer negativ auf eine
Geschwindigkeitserhöhung reagierte. Ac-
cord lieferte bei 8 km/h ihr bestes Resul-
tat.
Die Standgenauigkeit beinhaltet
sämtliche Störeffekte, wie Ablagegenau-
igkeit, Variation des Abwurfpunktes der
Rübenpille und deren Flugbahnen, aber
auch bodenstrukturbedingte Interaktio-
nen wie Verrollung und erektophiler
Wuchs.
Die Amazone ED zeigte eine Stand-
genauigkeit von 52,0 %. Als einzige Kom-
bimaschine für Zuckerrüben und Mais
schnitt sie bei der statistischen Auswer-
tung erwartungsgemäß am schlechtes-
ten ab und erwies sich signifikant
schlechter als die Maschinen von Becker,
Schmotzer und Vicon. Die restlichen vier
Maschinen lagen in einem sehr engen Be-
reich zwischen 58,4 und 61,2 %.
Bei einer Geschwindigkeit von über
8 km/h sinkt die Standgenauigkeit leicht.
Homogene Rübenbestände mit möglichst wenig Fehl-, aber
auch ebenso wenig Doppelstellen sind die Grundlage für hohe
Erträge. Dies wird mit der Wahl und Einstellung des richtigen
Sägerätes vorgegeben – doch was ist richtig und gibt es Unter-
schiede unter den amMarkt vorhandenen Aggregaten?
Vertrauen ist gut,
Kontrolle ist besser –
in den Versuchen
wurde die Ablage­
tiefe sorgfältig
kontrolliert.
Fotos: Erich Göbel
1,2,3,4,5,6,7,8,9 11,12,13,14,15,16,17,18,19,...20
Powered by FlippingBook