Zuckerrübenjournal 3/2012 - page 6

A k T u E L L E S
P o L I T I k M A R k T B E T R I E B S w I R T S c H A F T A N B A u T E c H N I k Z u c k E R
6 
|
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
LZ 30 · 2012
Die Champagne zeichnet sich durch über-
aus günstige Wachstumsbedingungen 
aus. Bekanntermaßen gedeihen dort 
nicht nur Rüben gut, sondern auch ande-
re landwirtschaftliche Kulturen, wie zum 
Beispiel Wein. Der dortige Rübenanbau 
ist einer der wirtschaftlichsten in Europa 
überhaupt. Rübenanbau findet man in 
Frankreich im Norden des Landes, also im 
Pariser Becken, der Normandie, der Picar-
die und der Champagne, und außerdem 
im Elsass und in kleineremMaße in der 
Auvergne am Rande des Zentralmassivs. 
Seit bereits 200 Jahren werden in Frank-
reich Zuckerrüben angebaut. Auch die 
Nutzung von Rüben zur Alkoholerzeu-
gung hat schon eine lange Tradition. 
Die Anbaufläche beträgt 2012 rund 
385 000 ha. Gemeinsammit Deutschland 
hat Frankreich die mit Abstand größte 
Rübenfläche innerhalb der EU, in 
Deutschland liegt die Anbaufläche bei 
 etwa 390 000 ha. Die mit Rüben bestellte 
Fläche ist in den letzten Jahrzehnten in 
Frankreich deutlich zurückgegangen. So 
wurden in Frankreich vor 30 Jahren noch 
644 000 ha mit Rüben bestellt. Die Rü-
benbaubetriebe unterliegen ähnlich wie 
in Deutschland einem starken Struktur-
wandel. Die Zahl der Rüben anbauenden 
Betriebe hat sich von 37 000 im Jahre 
1991 auf 25 000 in 2011 reduziert. Die 
durchschnittliche Anbaufläche beträgt 
heute 15 ha.
Wie bereits erwähnt gilt der französi-
sche Rübenanbau als einer der wirt-
schaftlichsten Europas. Dies liegt in aller-
erster Linie an dem hohen Ertragsniveau, 
dem höchsten innerhalb der CIBE-Mit-
glieder überhaupt. So lag der Durch-
schnittsertrag der letzten Kampagne bei 
80 t /ha. Zusammen mit einem Zuckerge-
halt von 18,7 % erreichte man gewachse-
ne Zuckererträge von durchschnittlich 
knapp 15 t /ha.
Viel Forschung
Auch in Frankreich registriert man einen 
kontinuierlichen Ertragszuwachs von 
rund 2 % pro Jahr. Dieser Wert wird auch 
im Rheinland imMittel über 15 Jahre er-
reicht. Die Forschung im französischen 
Rübensektor wird koordiniert durch das 
ITB, das französische Pendant des deut-
schen Instituts für Zuckerrübenfor-
schung. Im ITB hat man sich für die Zu-
kunft ambitionierte Ziele gesetzt und 
möchte nach den Ausführungen des Ins-
titutsleiters Marc Richard-Molart mithilfe 
eines großen Forschungsprojekts (AKER) 
die internationale Wettbewerbsfähigkeit 
des französischen Rübenanbaus bis 2020 
noch einmal um 30 % steigern.
Trotz der Ertragssteigerungen und ei-
ner intensiven Produktion gelang es den 
französischen Rübenanbauern, innerhalb 
von 30 Jahren den Pflanzenschutzmittel-
einsatz um 30 % zu reduzieren. Auch die 
durchschnittliche N-Düngung zu Rüben 
verringerte sich von 175 kg N/ha auf 
100 kg N/ha. Hier bemüht man sich im 
Rahmen des Forschungsprojekts AKER 
um weitere 
Verbesserun-
gen.
Rund 31 Mio. t Rüben lieferten Frank-
reichs Rübenanbauer in der vergangenen 
Kampagne an die 25 französischen Zu-
ckerfabriken. Frankreich hat eine Quote 
von insgesamt 3,43 Mio. t, wobei 3 Mio. t 
dem europäischen Mutterland und 0,43 
Mio. t den Überseegebieten zuzuordnen 
sind. 58 % der angelieferten Rüben sind 
Quotenrüben, 25 % werden zur Ethanol- 
und Alkoholerzeugung genutzt, in den 
Chemiezucker gehen etwa 7 % und die 
verbleibenden 10 % in den Export. Frank-
reich erzeugt 23 % des europäischen 
Quotenzuckers und rund 28 % des Nicht-
quotenzuckers.
Die Struktur der französischen Zucker-
industrie hat sich in den vergangenen 20 
Jahren gravierend verändert. In diesem 
Zeitraumwurde die Zahl der Zuckerfabri-
ken von 50 auf 25 halbiert. Während 1990 
eine Kampagne noch durchschnittlich 75 
Tage dauerte, bei einer durchschnittlichen 
Tagesverarbeitung von 7 000 t je Fabrik, 
beträgt die Kampagnedauer inzwischen 
rund 110 Tage bei einer mittleren Tages-
verarbeitung von 11 500 t. Fünf Zuckerun-
ternehmen sind in Frankreich aktiv. Te-
reos, Cristal Union und Saint Louis Sucre 
sind dabei die größten Zucker-
unternehmen. 75 % der französischen Zu-
ckerindustrie sind laut CGB in genossen-
schaftlichem Eigentum, die verbleiben-
den 25 % in Privateigentum.
Anbauer für Verlängerung
Auch die französischen Rübenanbauer 
nutzten die Gelegenheit des CIBE-Kon-
gresses, mit allem Nachdruck eine Ver-
längerung der Zuckermarktordnung bis 
2020 einzufordern. Auch aus  ihrer Sicht 
ist zumindest dieser Zeitraum nötig, 
 damit die französische und europäische 
Zuckerwirtschaft die Folgen der Markt-
ordnungsreform von 2006 verdauen und 
ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter ver-
bessern kann, siehe auch Artikel Seite 3.
Dr. Peter kasten
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.
Der cIBE-kongress 2012 fand in Reims /champagne im Herzen
von Frankreichs Rübenanbauregion statt. Alain Jeanroy, der
Generalsekretär des französischen Rübenanbauerverbandes
cGB, stellte den Rübenanbau in Frankreich und speziell in der
champagne vor.
Beste Bedingungen für hohe Erträge
Rübenanbau mit 80 t/ha Ertrag in der letzten Kampagne
In der champagne
wächst nicht nur der
wein gut, sondern
auch die Zucker-
rüben.
Foto: Le Betteravier
Français
1,2,3,4,5 7,8,9,10,11,12,13,14,15,16,...20
Powered by FlippingBook