LZ 30 · 2012
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
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Z u c k E R T E c H N I k A N B A u B E T R I E B S w I R T S c H A F T M A R k T
P o L I T I k
A k T u E L L E S
Die Differenz zwischen den europäischen
und brasilianischen Erzeugungskosten
habe sich aber auch durch Kostensteige-
rungen in Brasilien, unter anderem durch
dortige Lohnsteigerungen, und die all-
mähliche Umstellung der Rohrerzeugung
von „arbeitsintensiv“ auf „kapitalinten-
siv“ etwas verringert. Die gestiegenen
Produktionskosten in Brasilien haben
nach Todds Meinung nachhaltig Einfluss
auf das Preisniveau am Zuckerweltmarkt.
Sie verbessern die Chancen für andere
Zuckererzeuger, Zucker im internationa-
len Vergleich wirtschaftlich erzeugen zu
können.
Anbauerbeteiligungen an
Mehrerlösen
Auf viel Interesse stieß schließlich auch
noch ein Referat der Geschäftsführerin
des belgischen Rübenanbauerverbandes
Valerie Vercammen. Sie verglich die in der
EU zwischen den jeweiligen Anbauerver-
bänden und der Zuckerindustrie ausge-
handelten, unterschiedlichen Modelle der
Anbauerbeteiligung an den Mehrerlösen
aus Zuckerverkäufen der Rübenkampag-
ne 2011 / 12. Die Zuckermarktordnung
schreibt hierzu vor, dass die Branchenver-
einbarungen „Regeln über die Aufteilung
des etwaigen Unterschieds zwischen
dem Referenzpreis und dem tatsächli-
chen Verkaufspreis für Zucker auf den Zu-
ckerhersteller und den Verkäufer, also den
Rübenanbauer“ beinhalten müssen. Be-
reits sehr früh wurde eine solche Rege-
lung in die rheinische Branchenvereinba-
rung integriert. Überall in der EU wurden
die Anbauer an den Mehrerlösen betei-
ligt.
Die zugrunde gelegten Modelle unter-
schieden sich dabei allerdings erheblich.
Viele Regionen handelten relativ feste
Ableitungsmodelle aus. Andere Regionen
beschränkten sich auf gegenseitige Wil-
lenserklärungen und handelten die An-
bauerbeteiligung frei aus. Zweifelsohne
haben überall in Europa die gestiegenen
Rübenpreise zu einer Stabilisierung der
Wettbewerbsfähigkeit der Rübe imVer-
gleich der Feldfrüchte auf dem Acker bei-
getragen. Sie waren rechtlich und fachlich
begründet und helfen, den Rübenanbau
in der EU nachhaltig sicherzustellen.
Nächster kongress 2015 in Berlin
DemVorsitzenden des Rheinischen Rü-
benbauer-Verbandes und der Arbeitsge-
meinschaft Deutscher Rübenbauer-Ver-
bände Bernhard Conzen gehörte schließ-
lich der letzte Beitrag des Kongresses. Er
stellte den politisch günstigen Zeitpunkt
der Zusammenkunft heraus, um ein kla-
res politisches Signal im Hinblick auf eine
Verlängerung der Zuckermarktordnung
bis mindestens 2020 an alle politischen
Entscheidungsträger in Brüssel, Straß-
burg und in den Mitgliedstaaten zu sen-
den. Die eigenen Argumente seien gut
und die Geschlossenheit innerhalb der
Rübenanbauer groß. Er lud die Delegier-
ten ein zum nächsten CIBE-Kongress
2015. Dann wird Deutschland der Gast-
geber sein und Berlin der Kongressort –
hoffentlich im Startjahr einer ummindes-
tens fünf Jahre verlängerten Zucker-
marktordnung.
Dr. Peter kasten
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.
Fortsetzung der Marktordnung bis mindestens 2020 unverzichtbar
„Der im Agrarausschuss des Europäischen Parla-
ments vom zuständigen Berichterstatter Dantin
vorgelegte Berichtsentwurf zur Gemeinsamen
Marktorganisation ist für die Rübenanbauer
und Zuckerfabriken ein wichtiger Schritt zur
Fortsetzung einer auch mittelfristig verlässli-
chen Zuckerpolitik. Insbesondere der Vorschlag,
die Quotenregelung bis zum 30. September
2020 beizubehalten, erkennt die Notwendigkeit
einer stabilen heimischen Zuckererzeugung an“,
erklärte der Vorsitzende der Wirtschaftlichen
Vereinigung Zucker, Dr. Hans-Jörg Gebhard, an-
lässlich der Zuckertagung 2012 in Berlin. Die
Fortsetzung der Quotenregelung bis 2020 ver-
setze die europäischen Rüben- und Zuckerer-
zeuger in die Lage, den Prozess zur Optimierung
ihrer Wettbewerbsfähigkeit und zur weiteren
Effizienzsteigerung fortzuführen. Damit werde
es möglich, die europäischen Verbraucher auch
bei stark schwankendem Angebot auf dem
Weltmarkt sicher mit Zucker zu versorgen. Der
Vorschlag, neue Regelungen für die Freigabe
von Nichtquotenzucker in die Gemeinsame
Marktorganisation aufzunehmen, werde gleich-
falls begrüßt, da er sowohl für die Erzeuger als
auch für die Verarbeitungsindustrie zu besserer
Planbarkeit führe und die bisherigen Unsicher-
heiten reduziere.
Zuckerrübenanbauer und Zuckerindustrie in
der EU haben im Rahmen der Reform der Zu-
ckermarktordnung von 2006 enorme Anstren-
gungen unternommen, um ihre Wettbe-
werbsfähigkeit weiter zu verbessern. Es sei da-
her außerordentlich wichtig, dass die Dis-
kussion um die Gestaltung der EU-Zuckerpolitik
nach 2015 nicht zu erneuten Einschnitten in
den Sektor führt. Die Zuckerwirtschaft werde
sich auch weiterhin aktiv in die Diskussion um
die Zukunft der GAP einbringen. Gebhard ist
zuversichtlich, dass sich sowohl das Europäi-
sche Parlament als auch die Mitgliedstaaten
bei Zucker für eine Regelung im Sinne des Be-
richtsentwurfs verständigen.
wVZ
Auch Jos van campen, Vorsitzender der zucker-
politischen kommission der cIBE, forderte eine
Verlängerung der Zuckermarktordnung bis
mindestens 2020.
Foto: cIBE