Zuckerrüben Journal Nr. 1/2015 - page 8

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Zuckerrübenjournal
LZ 10 · 2015
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A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
gangenen Jahren, berichtete Valder.
Eine Bekämpfung von Ditylenchus mit
Pflanzenschutzmitteln scheidet man-
gels entsprechender Zulassungen aus.
Auch durch gezielte Fruchtfolgemaß-
nahmen lässt sich das Rübenkopfäl-
chen nicht bekämpfen, denn es kann
an rund 500 verschiedenen Wirtspflan-
zen überdauern.
Als wirksame Maßnahme bleibe
dem Landwirt nur die Sortenwahl.
Derzeit zeige die Sorte Beretta immer
noch die größte Toleranz gegenüber
Ditylenchus. Das habe das Sortenscree-
ning 2014 bestätigt. Neuere Sorten lie-
ferten bisher vielversprechende Ergeb-
nisse, seien aber noch nicht lange ge-
nug geprüft, so Valder. Wie die P&L-
Mitarbeiterin weiter berichtete, reagie-
ren die Landwirte zunehmend auf
einen Ditylenchusbefall ihrer Flächen
und wählen tolerantere Sorten. Aller-
dings schützt auch das nicht vor Min-
dererlösen. Im Spitzenrübenjahr 2014
mussten Landwirte trotz Anbau einer
toleranten Sorte auf Befallsflächen im
Durchschnitt mit einem Mindererlös
von rund 700 € je ha rechnen im Ver-
gleich zu Nichtbefallsflächen, auf de-
nen eine Nt-Sorte stand. Immer mehr
Rübenanbauer ziehen die Lieferungen
ihrer Befallsflächen zeitlich vor, so die
Erfahrung der Mitarbeiterin in der Zu-
ckerfabrik Euskirchen. Dies sei aus
Sicht der Verarbeitung auch dringend
notwendig, denn spät gerodete Rüben
mit bis zu 50 % faulen Rüben, wie dies
in der Kampagne 2014 vorgekommen
sei, ließen sich nur durch Verschnei-
den mit gesunden Rüben weiterverar-
beiten. „Ditylenchus im Rheinland ist
ein ungelöster Fall“, fasste Sabine Val-
der die Situation zusammen.
Vorsicht bei der
Zwischenfruchtwahl
Vor den Tücken beim Zwischen-
fruchtanbau im Rahmen des Gree-
nings warnte Josef Hamm, Pflanzen-
bauberater bei der Landwirtschafts-
kammer NRW. Ein Zwischenfruchtan-
bau zählt nur als ökologische Vorrang-
fläche (ÖVP), wenn die entsprechende
Fläche 2015 im Flächenverzeichnis des
Antragstellers aufgeführt ist. Darüber
hinaus müssen Zwischenfruchtmi-
schungen aus mindestens zwei Arten
bestehen. Eine einzelne Art in der Mi-
schung darf maximal mit einem Sa-
menanteil von 60 % vorhanden sein.
Besonders für Eigenmischer hat es die-
se Regelung in sich, da die Tausend-
korngewichte von Sorte zu Sorte stark
schwanken, sodass die 60 %-Grenze un-
wissentlich überschritten werden
kann.
Um diese Fehlerquelle zu vermei-
den, empfahl der Pflanzenbauberater,
daher besser drei als zwei Zwischen-
fruchtarten zu mischen. Zu beachten
seien darüber hinaus die artspezifi-
schen Unterschiede im Auflauf, der
Massenbildung, der Blüte und der Sa-
menreife der einzelnen Mischungs-
partner.
So besteht beispielsweise bei Öl-
rettich, der sich als Zwischenfruchtart
im Rübenanbau bewährt hat, bei ge-
ringer Saatstärke die Gefahr der uner-
wünschten Rettichbildung. Zu beach-
ten sei auch der Schädlingsdruck auf
den Flächen. In Zuckerrüben-Getrei-
defruchtfolgen und nematodenver-
seuchten Flächen eignen sich Mi-
schungen aus Ölrettich (maximal 60 %)
und Weißem Senf (minimal 40 % Sa-
menanteil). Weißer Senf fördert aber
gleichzeitig die Entwicklung von Dity-
lenchus. Daher sollte auf Flächen mit
Nematoden- und Ditylenchusbelas-
tung der Senf als Zwischenfrucht ver-
mieden werden. Besser eignen sich
dort Mischungen aus Ölrettich und
Phacelia oder Ölrettich und Alexandri-
ner Klee.
Der Referent wies besonders darauf
hin, dass auch einige der greeningfähi-
gen Fertigmischungen im Handel für
ditylenchusbelastete Flächen nicht ge-
eignet sind. Als problematisch bewer-
tete der Pflanzenbauexperte auch die
Greening-Vorschrift, wonach Zwi-
schenfruchtflächen keinen minerali-
schen Stickstoff erhalten dürfen. Er-
laubt ist lediglich eine organische
Düngung im Rahmen der Düngever-
ordnung.
Gute fachliche Praxis
kontra Artenschutz
„Jeden Tag gehen in Deutschland rund
70 ha, also Flächen in der Größenord-
nung eines durchschnittlich großen
rheinischen landwirtschaftlichen Be-
triebs, verloren“, machte Dr. Bernd
Lüttgens, stellvertretender Hauptge-
schäftsführer des Rheinischen Land-
wirtschafts-Verbandes, die Dimension
der Flächenverknappung deutlich. Zu
den direkten Flächenverlusten durch
Siedlung und Straßenverkehr kommen
die auflagenbedingten Verluste hinzu.
Als Beispiel dafür nannte er die Rege-
lungen der neuen Düngeverordnung,
die über die Auflagen zur Gülleaus-
bringung die landwirtschaftliche Flä-
che weiter verknappen.
Als dritten „Megatrend“, der die Flä-
chenverknappung und damit den
Preisanstieg auf dem Bodenmarkt vor-
antreibt, nannte Dr. Lüttgens den Ar-
tenschutz. Gemäß Bundesnaturschutz-
gesetz können Bewirtungsmaßnahmen
beispielsweise in einer Region zur Er-
haltung einer lokalen Population einer
Tierart eingeschränkt werden, auch
wenn diese Tierart bundesweit in aus-
reichender Zahl vorhanden ist. Bei-
spielsweise führte der Schutz von Kie-
bitz-Brutpaaren im Raum Kleve für die
dort wirtschaftenden Landwirte be-
reits zu Einschränkungen bei der Mais-
saat, obwohl er in Ostdeutschland
reichlich vorhanden ist, berichtete der
Referent.
Sowohl auf EU-Ebene als auch auf
Bundes- und Länderebene sei ein
Trend erkennbar, die gute fachliche
Praxis in der Landwirtschaft zuguns-
ten des Artenschutzes einzuschränken.
„Ich habe große Sorge, dass dieser
Hebel immer mehr angewendet wird“,
sagte Lüttgens.
In der Zukunft werde es noch wich-
tiger, dass diejenigen zusammenkom-
men, die in der Wertschöpfungskette
„Rübe und Zucker“ arbeiten, um ihren
Beitrag zum gemeinsamen Erfolg der
Branche beizutragen, betonte Bern-
hard Conzen, Vorsitzender des Rheini-
schen Rübenbauer-Verbandes (RRV) in
seinem Schlusswort. Darüber hinaus
verwies er auf die kommenden Win-
terveranstaltungen, in denen über die
Details der aktuellen Zuckermarktord-
nung berichtet werden wird. Das Ver-
tragswerk zum Rübenanbau 2017 sei
derzeit „in der Mache“. Wenn das Paket
vollständig geschnürt sei, werde es ge-
meinsam von Verband und Pfeifer &
Langen veröffentlicht, kündigte der
RRV-Vorsitzende und RLV-Präsident
an.
Annegret Keulen
Die Referenten in
Düren: Dr. Bernd
Kämmerling,
Markus Kohl, Eva
Sawadski, Dr.
Bernd Lüttgens,
Stefan Uhlen-
brock, Sabine
Calder , Josef
Hamm, Dr. Jürgen
Häffner, Johannes
Brünker, Josef
Schockemöhle
und Dr. Peter Kas-
ten (v.l.n.r.).
Foto: Annegret
Keulen
Foto: Twan Wiermans
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