Zuckerrüben Journal 04/2018

LZ 50 · 2018 Zuckerrübenjournal | 9 A ufgrund der angespannten Markt- lage wollen Zuckerrübenprodu- zenten in wichtigen Anbauländern der Europäischen Union ihre Erzeugung drosseln. Darauf hat ein Vertreter der Generaldirektion Landwirtschaft Mitte November bei einer Anhörung im EU- Landwirtschaftsausschuss in Straß- burg hingewiesen. Nach seinen Anga- ben wollen Anbauer in den Niederlan- den, Großbritannien, Frankreich und Belgien im Wirtschaftsjahr 2019/20 ih- re Zuckerrübenflächen zwischen 5 und 15 % verkleinern. Dies wird von der Brüsseler Behörde unter anderem als Argument gegen eine Zuckerinterven- tion zur Marktentlastung angeführt. In Deutschland, wo nach Frankreich der meiste Zucker in der Gemeinschaft er- zeugt wird, wird es allerdings trotz der insgesamt schwierigen Marktlage of- fenbar keine Empfehlung für eine Ver- kleinerung der Zuckerrübenflächen geben. Der Hauptgeschäftsführer der Wirt- schaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ), Günter Tissen, erklärte, dass man als Branchenverband nicht ohne weiteres in den Wettbewerb eingrei- fen und unternehmerische Empfeh- lungen geben könne. Tissen hob her- vor, dass die WVZ aus deutscher Sicht in erster Linie die Politik unter „gro- ßem Handlungsdruck“ für den Zucker- sektor sehe. Gerade die durch politi- sche Entscheidungen verursachten Wettbewerbsverzerrungen würden sich zu einer zunehmenden Bedro- hung für die deutsche Zuckerwirt- schaft auswachsen. Ganz besonders kritisierte der Hauptgeschäftsführer die gekoppelten Zahlungen für den Rübenanbau in anderen Mitgliedstaa- ten, ungleiche Zulassungen im Pflan- zenschutz, eine weitere Marktöffnung für Importe sowie eine mangelnde Durchschlagskraft gegen das Preis- dumping durch Drittländer. Kommission wartet ab In der Verantwortung sieht Tissen jetzt vor allem die Vertreter der politischen Parteien, die den Ausstieg aus der Quo- te beschlossen hätten. Jetzt müssten die Rahmenbedingungen so fair gestal- tet werden, dass die eigentlich starken und wettbewerbsfähigen Standorte in Deutschland auch weiterhin Zuckerrü- ben anbauen und Zucker erzeugen könnten. EU-Agrarkommissar Phil Ho- gan hatte bereits beim letzten Agrarrat Mitte Oktober in Luxemburg deutlich gemacht, dass sein Haus weitere Signa- le einer sich abzeichnenden Stabilisie- rung am Zuckermarkt sehe. So sorge ei- nerseits der für das Wirtschaftsjahr 2018/19 vorausgesagte Rückgang der EU-Zuckerproduktion um 11 % für Ent- spannung. Andererseits sei derzeit auch das Zuckeraufkommen am Welt- markt rückläufig. Derweil kritisierte der französische EU-Parlamentarier Michel Dantin bei der Ausschusssit- zung, dass wichtige Erzeugerländer außerhalb Europas, darunter Indien, ihre Zuckerexporte massiv subventio- nierten. Der Abgeordnete der Europäi- schen Volkspartei (EVP) forderte die Kommission auf, nicht noch mehr Zeit zu verlieren und entsprechende Gegen- maßnahmen einzuleiten. Krise durch ausreichend Pleiten managen Der Franzose Eric Andrieu warf der EU-Kommission vor, die gegenwärtige Krise des Zuckersektors „durch eine ausreichende Zahl an Pleiten der Landwirte“ zu managen. In ähnlicher Weise sei die Brüsseler Behörde be- reits bei der Milchkrise vorgegangen. Dringend notwendig seien stattdessen Gegenmaßnahmen wie die Förderung der privaten Lagerhaltung, schlug der Sozialist vor. AgE Auch 2018/19 Rübenvortrag prinzipiell möglich Der größere Teil der rheinischen Rübenanbauer wird in die- sem Jahr angesichts extrem ungünstiger Witterung die ver- tragliche Rübenliefermenge kaum erfüllen können. Dennoch wird es einige Anbauer geben, bei denen auch in diesem Jahr Überrüben anfallen. Der Basispreis für alle Überrüben wird 2018/19 gemäß Vereinbarung zwischen Interessenver- band Zuckerrübenanbau Mitte, bestehend aus Rheinischem Rübenbauer-Verband und dem Zuckerrübenanbauerverband Könnern, und Pfeifer & Langen (P&L) dem sich aus den durchschnittlichen P&L-Zuckerverkaufserlösen ergebenden Basispreis für Vertragsrüben (Flexpreismodell) entsprechen. Die Zuschläge für diese Rüben entsprechen den bisherigen Regelungen für Überrüben (Polarisationszuschlag +/- 7 % analog Vertragsrüben, Schnitzelvergütung 50 % der Ver- tragsrüben, maximal 1,50 €/t und keine Lieferprämien. Auch wird es in diesem Jahr die Möglichkeit geben, Über- rüben auf das kommende Anbaujahr vorzutragen. Wichtig: Ein gesondertes Anschreiben zur Abfrage eines Vortragswunsches wird nicht erfolgen. Die Anmeldung des Vortrags ist bis eine Woche nach Kampagneende (Bezug Rheinland) möglich. Die Vortragsanmeldung ist formlos per E-Mail oder Fax an die zuständige Zuckerfabrik zu richten. Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V. Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG EU-Rübenfläche geht zurück | Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T M A R K T P O L I T I K | A K T U E L L E S | Viel Anbauer in Europa wollen ihre Rübenanbau- fläche reduzieren. Foto: Agrarfoto.com

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