Zuckerrüben Journal Nr. 01/2018

LZ 9 · 2018 Zuckerrübenjournal | 13 Europa und der Weltmarkt W ie hängen Welt- und EU-Zucker- markt zusammen? Bewegen sich diese beiden Märkte im Gleich- schritt oder führen sie ein Eigenleben? Diese Frage beantwortete Stefan Uh- lenbrock vom Handelshaus F.O. Licht eindeutig: „Da die Zeitspanne von der Rübenaussaat bis zur Zuckervermark- tung so lang ist, gibt es eine zeitliche Verzögerung zwischen diesen beiden Märkten.“ Aktuell gelte die Börse in London als Referenzpunkt für den Weltmarkt- preis. Der Preis für Weißzucker lag dort am 1. Januar mit 290 € auf einem sehr niedrigen Niveau. Nach zwei Jah- ren mit einem globalen Zuckerdefizit auf dem Weltmarkt gebe es jetzt einen Überschuss von 3,9 Mio. t. Gleichzeitig sei die Weißzuckerprä- mie gesunken. Darunter versteht man die Spanne, die Zuckerraffinerien für das Importieren und Raffinieren von Zucker erlösen können. „Seit dem En- de der Zuckermarktordnung sind vor allem im Mittelmeerraum viele dieser Firmen aus dem Boden geschossen. Da Weißzucker aber in der EU gut verfüg- bar ist, ist der Erlös für das Raffinieren gesunken“, so Uhlenbrock. Mit einer Erzeugung von 19,2 Mio. t Weißzucker produzierte die EU fast so viel Zucker wie vor der Reform des Zu- ckermarktes Mitte der 2000er-Jahre. „Und das, obwohl etwa 90 Zuckerfabri- ken geschlossen wurden.“ Die Rekord- ernte habe vielen Zuckerunternehmen unerwartete Zuckermengen beschert. Doch wohin kann dieser Zucker verkauft werden? In der EU gebe es Länder, wie zum Beispiel Deutschland, Frankreich oder auch Polen, die Netto- Exporteure beim Zucker sind. Demge- genüber stünden die Netto-Importeure in der EU, zum Beispiel Großbritanni- Beratertag mit vielen Themen Der Zuckermarkt, die Produktionstechnik rund um die Rübe und die Beratung, siehe Artikel Seite 11, waren die zentralen Themen der Beratertagung der Arbeitsgemeinschaft Zuckerrübenanbau in Düren Ende Januar. Das Wichtigste aus den interessanten Vorträgen finden Sie in unseren Kurzberichten. Rübenanbau unter neuen Rahmenbedingungen Der steigende Zuckerertrag sei zu begrü- ßen, denn er senke die Stückkosten, so Hans Jürgen Hölzmann von der Land- wirtschaftskammer NRW. Bisher sei die Rübe eine der wirtschaft- lich besseren Kulturen gewesen, da- runter versteht er die Kulturen, die bes- ser als Weizen sind. Hier liege die Mess- latte für die Rübe in Zukunft. Dringend warnte er die Betriebe davor, Überrüben zu produzieren, denn damit verliere man schnell 300 bis 400 €/ha. Zum europäi- schen Zuckermarkt erklärte er, dass zur- zeit trotz der guten Ernte keine Rede von einer Zuckerschwemme sein könne. Die Überschüsse seien nur gering, es bestehe kein Grund zur Panik. Für eine bessere Markttransparenz forderte Hölzmann ein Zucker- future, also einen Terminmarkt, mit dem der Zuckerpreis und -handel für europäi- sche Bedingungen abgebildet werden könne. „Damit können auch die Vorteile des EU-Zuckers, wie seine regionale Her- kunft oder seine GVO-Freiheit, besser dar- gestellt werden.“ Und Transparenz schaffe Wettbewerb und das sei immer gut. Die Landwirte forderte er auf, die Erträge wei- ter zu steigern und die Kosten zu senken. Dazu gehöre auch die richtige Anbaupla- nung. Außerdem sollten sie ihren Ver- band pflegen, denn der sei ihre Stimme in den Verhandlungen mit den Zuckerunter- nehmen. Auch die Zuckerunternehmen forderte er zur Kostensenkung auf. Sie sollten ihre Abnehmer pflegen und versu- chen, den Zucker gut zu verkaufen. Leider sei eine Einflussnahme auf den Markt kaummöglich. Anbauer und Fabriken sä- ßen jetzt in einem Boot, da hieße es, ver- trauensvoll zusammenzuarbeiten. ■ Die große Rüben- ernte hat große Zuckermengen zur Folge. Foto: landpixel Stefan Uhlenbrock Hans Jürgen Hölz- mann „Doch die Betriebe leben nicht davon Kos- ten senken, sondern Gewinne zu machen.“ | Z U C K E R | T E C H N I K A N B A U B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

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