Zuckerrüben Journal Nr. 01/2018

A K T U E L L E S P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R | „Die Beratung muss mir helfen, meinen Betrieb zu optimieren und die Kosten zu senken. Sie soll mich für einen verant- wortungsvollen Umgang mit den Be- triebsmitteln sensibilisieren. Sie muss vertrauenswürdig, kompetent und au- thentisch sein. Bei den Landwirten gibt es verschiedene Typen, die unterschiedli- che Beratung nachfragen. Das geht von dem gut informierten Landwirt, der genau weiß, was er will, bis zu dem verunsicherten Landwirt, der keine eigene Meinung hat. Auf der anderen Seite stehen die Berater: Bei der Offizialbera- tung steht die neutrale Beratung imMittelpunkt. Bei der Ver- kaufsberatung stehen mehr das Produkt und der Gewinn im Fokus, das Betriebsinteresse ist eher zweitrangig. Und man darf die Kosten nicht aus dem Auge lassen. Über- spitzt gesagt, zahlt die Rübe die zahlreichen Berater. Das Geld ist aber knapp in der Landwirtschaft. Aber auch in Zukunft wird es ohne Menschen keine Beratung geben. Die Digitalisierung wird nur ein Hilfsmittel sein. Die Zu- sammenarbeit mit den Verbänden wird aufgrund der gesell- schaftlichen Diskussionen immer wichtiger. Die Öffentlichkeits- arbeit wird ein neues Betriebsmittel werden, für das wir viel Geld ausgeben werden.“ Hubertus Velder, Ackerbauer aus Rommerskirchen „Die Beratung der Landwirtschaftskam- mer basiert auf einem umfangreichen Versuchswesen. Grundlage der Zusam- menarbeit ist die Frage, ob ein Vertrau- ensverhältnis besteht. Unsere Beratung ist neutral, aber kostenpflichtig. Meine Aufgabe sehe ich auch darin, dem Land- wirt zu helfen, die große Informations- flut zu filtern. Die vielen Online-Hilfen sind gut, aber ersetzen die Beratung nicht. Und wenn die Be- triebe größer werden, kostet eine falsche Entscheidung, zum Beispiel im Pflanzenschutz, mehr Geld. Für die Zukunft erwarte ich, dass die Kammer politische The- men fachlich begleiten wird. Die gesellschaftliche Akzeptanz, zum Beispiel beim Pflanzenschutz, müssen wir begleiten und Alternativen entwickeln. Das sind spannende Zukunftsaufga- ben.“ Sebastian Lammerich, Landwirtschaftskammer NRW „Auch die Industrie investiert eine Men- ge in die Forschung und Beratung, zum Beispiel in Diagnose-Apps. Auch wenn uns gerne unterstellt wird, dass wir nur unseren Umsatz sehen, muss ich den Landwirt trotzdem gut beraten. Wenn ich falsch berate, ruft der Landwirt nicht mehr an. Für die Zukunft erwarte ich, dass sich die Landwirtschaft verändern wird. Neue Produktionsmittel und neue Techniken werden Einzug halten. Beratungstools werden neutrale Daten liefern. Da wird der Austausch zwischen Land- wirt und Berater wichtiger, um die Datenflut zu beherrschen.“ Henning Dierichs, BASF „Für die Zukunft sehe ich bei der Rübe mehr Markt und mehr Wettbewerb. Der Landwirt braucht in seiner einzelbetrieb- lichen Entscheidung sowohl bei betriebs- wirtschaftlichen als auch pflanzenbauli- chen Fragestellungen bestens aufberei- tete, neutrale Informationen, um die für seinen Betrieb richtigen Lösungen zu fin- den. Die Beratung wird deshalb mehr auf den Einzelbetrieb ausgerichtet sein. Wir sehen weiterhin unseren Schwerpunkt in der Aufbereitung der vielfältigen In- formationen aus Wissenschaft und Technik in praxisorientierte Entscheidungshilfen für den landwirtschaftlichen Betrieb. Wis- sen wird Geld wert sein und deshalb wird Beratung auch mehr im privaten Raum stattfinden. Und wir müssen mehr in Frucht- folgen denken, denn der Landwirt muss mit allen Kulturen Geld verdienen.“ Dr. Bernd Kämmerling, Landwirtschaftlicher Informationsdienst Zuckerrübe 12 | Zuckerrübenjournal LZ 9 · 2018 eine solide Wissensgrundlage, die wir ständig, zum Beispiel in Zusammenar- beit mit Universitäten oder anderen Institutionen, ausbauen. Auf dieser Grundlage beraten wir. Unsere Beratung wird über die Kammerumlage und Gebühren finan- ziert. Die Industrieberatung ist zunächst kostenlos, wird aber auch über den Pro- duktpreis finanziert. Die Informationen, zum Beispiel über das Produkt und des- sen Einsatz im Vergleich zu anderen Mitteln, ergänzen sich im Idealfall. Wie sieht denn Ihrer Meinung nach die Beratung der Zukunft aus? Wird der Berater mit dem Landwirt skypen und schaut ihm so über die Schulter oder kommt der Berater noch auf den Acker? Dr. Ruland: Nicht mehr auf den Acker zu gehen, halte ich für grob fahrlässig. Schließlich ist der Boden die Lebens- grundlage für die Betriebe, letztlich für uns alle. Vielleicht werden Bild- erkennungsprogramme Ergebnisse liefern, die Landwirt und Berater dann online besprechen, aber den aus- schließlich virtuellen Berater wird es nicht geben. Natascha Kreuzer Können digitale Medien in Zukunft die persönliche Beratung ersetzen? Die Diskussionsteilnehmer bezweifelten das. Foto: agrar-press Stimmen vom Podium

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