Zuckerrüben Journal Nr. 01/2018

LZ 9 · 2018 Zuckerrübenjournal | 11 | Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K A K T U E L L E S | Gruppe der Neonicotinoide. „Wenn die Noenics verboten werden, kehren wir zum Pflanzenschutz wie im Mittelalter zurück“, so Dr. Schramm. „Die Zucker- rübe ist keine Wirtspflanze für Bienen und die Diskussion wird nicht auf wis- welches Pflanzenschutzmittel einge- setzt werden soll? Oder eher die grundsätzlichen Fragen der Be- triebsentwicklung, also ob der Betrieb einen neuen Betriebszweig anfangen soll? Dr. Ruland: Wir haben vor einem Jahr auch zu dieser Frage eine Kundenbe- fragung durchgeführt. Die Ergebnisse haben genau diese beiden Punkte als wichtig bestätigt: Viele Landwirte nut- zen die strategische Beratung. Schwer- punkt im Ackerbau ist natürlich der Pflanzenschutz, denn das ist ja ein Kos- tenfaktor für die Betriebe und außer- dem umweltrelevant. Die Ausbildung der Landwirte wird immer besser, viele haben heute ein Studium absolviert. Außerdem sinkt die Zahl der Betriebe immer weiter. Wie stellt sich die Landwirtschafts- kammer darauf ein? Dr. Ruland: Sicher sind die Landwirte immer besser ausgebildet. Aber auch die zu beratenden Themenfelder wer- den immer komplizierter. Das gilt zum Beispiel für die Beratung in Förderfra- gen oder jetzt aktuell zur Düngeverord- nung. Der Beratungsbedarf insgesamt geht nicht zurück, ändert sich aber. Die Landwirtschaftskammer schult ih- re Berater laufend, denn die Bera- tungsanfragen werden immer komple- xer. Dafür werden hoch spezialisierte Berater benötigt. – Gleichzeitig versu- chen wir, die Berater zu vernetzen, da- mit der Landwirt eine umfassende Be- ratung für den gesamten Betrieb be- kommt. Empfinden Sie die Beratung der In- dustrie oder von privaten Beratungs- büros als Konkurrenz? Dr. Ruland: Die Landwirtschaftskam- mer ist aus der Historie heraus in der Beratung stark aufgestellt. Wir bieten eine neutrale, firmenunabhängige Be- ratung auf Basis unseres umfangrei- chen Versuchswesens an. Wir haben eine große und verlässliche Daten- grundlage, zum Beispiel die Auswer- tungen aus vielen Arbeitskreisen, mit denen unsere Berater arbeiten. Das ist senschaftlicher Grundlage geführt. Deshalb müssen wir aufstehen und Forderungen stellen, dass diese Beizen weiter eingesetzt werden dürfen.“ Bei Raps habe sich gezeigt, dass die Erträ- ge und letztlich auch die Anbaufläche ohne Neonicotinoide zurückgehen. Auch in der Diskussion um Glypho- sat habe die Politik nicht den Mut, ge- gen unsachliche Argumente vorzuge- hen. Und oft käme dann der Handel noch und würde die Vorgaben der Höchstmengen für bestimmte Pflan- zenschutzmittel senken, was die Pro- duktion weiter erschwere. Öffentlichkeitsarbeit immer wichtiger Die Branche tue gut daran, gemeinsam für gute, moderne und nachhaltige Landwirtschaft zu werben. Bayer habe seine Aktivitäten in der Öffentlichkeits- arbeit weiter ausgedehnt. Alleine auf dem Damianshof in Rommerskirchen, der sich der Biodiversität und dem Ge- wässerschutz verschrieben habe, seien im letzten Jahr 1 600 Besucher gewe- sen. Außerdem arbeite Bayer mit einem zweiten Betrieb in der Nähe von Berlin, der sich ebenfalls dem Dialog mit dem Verbraucher widme. Auch der IVA habe mit seiner Aktion „Schau ins Feld“ auf rund 520 Betrieben gute Erfolge erzielt. Dabei lassen die Landwirte bewusst Spritzfenster unbehandelt, um den Ver- brauchern zu zeigen, wie der Acker oh- ne Herbizide aussehen würde. Eben- falls lobte er die Aktionen des Forums für Moderne Landwirtschaft. Er forderte alle Landwirte auf, sich für die Öffentlichkeitsarbeit einzuset- zen. „Wir als Firma können einiges tun, aber wir sind nie so glaubhaft wie Sie als Landwirte“, schloss Schramm seinen Vortrag. Natascha Kreuzer RRV-Geschäfts- führer Dr. Peter Kasten berichtete in der Mitglieder- versammlung über die Verbands- arbeit in den ver- gangenen beiden Geschäftsjahren. Die Aushandlung und Ausgestaltung des neuen Vertragswerks bildete dabei einen Schwerpunkt. Weitere wichtige Themenfelder waren die Zuckerpolitik, die Zulas- sungssituation von Pflanzenschutzmitteln und das pflanzen- bauliche Versuchswesen, aber natürlich auch die Kampagne- arbeit, Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Wie sieht die Beratung der Zukunft aus? Was erwartet die Landwirtschaft zukünftig und was bietet die Beratung? Mögliche Antworten auf diese Fragen gab es in einer Podiumsdiskussion auf der Beratertagung in Düren. Das Journal hat die Moderatorin der Runde, Dr. Waltraut Ruland, bei der Landwirtschaftskammer NRW für die Beratung verantwortlich, nach ihrer Einschätzung gefragt. Es gibt immer mehr Computerprogram- me, Apps und Internetseiten, zum Bei- spiel mit Monitorings zu verschiedenen Krankheiten. Braucht der Landwirt in Zukunft überhaupt noch Beratung? Dr. Ruland: Auf jeden Fall. Beratung hat ja mit persönlichem Kontakt und vor allem mit dem Vertrauen zum Be- rater oder der Institution, die dahinter steht, zu tun. Die vielen Online-Hilfen sind als Hilfsmittel sehr wichtig, aber bei aller Liebe zur Technik ersetzen sie nicht die persönliche betriebsindi- viduelle Beratung. Welche Beratung wird denn bei der Landwirtschaftskammer besonders nachgefragt? Die konkrete produkti- onstechnische Beratung, zum Beispiel Dr. Waltraut Ruland

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