Zuckerrüben Journal 04/2018

20 | Zuckerrübenjournal LZ 50 · 2018 | A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K Z U C K E R Schneidmaschinen entsteht bereits teilweise breiiges Material, das die Boden- und Seitensiebe der Extrak- tionstürme verstopft. Der Rohsaftab- zug ist reduziert und die Extraktions- leistung sinkt. Alle Inhaltsstoffe sind in diesem Jahr stärker konzentriert. So findet man extrem hohe Zuckergehalte von über 22 % Pol., die Werksdurchschnitte im Rheinland liegen bei 19 %. Hohe Zuckergehalte aufgrund des Rosinen- effekts bedingen eine geringere tech- nische Ausbeutbarkeit. Gleichzeitig kommen einzelne Stationen wie Koch- apparate oder Zentrifugen in den Fab- riken an ihre Kapazitätsgrenzen, so- dass die Verarbeitungsleistung ange- passt werden muss. Die besonders hohen Amino-N- Gehalte von durchschnittlich 27 mmol/1 000 g Rüben, der fünfjähri- ge Schnitt liegt bei 17 mmol/1 000 g Rüben, erfordern eine erhöhte Zugabe von Kalkmilch zur Saftreinigung. Auch die Filterstationen arbeiten daher teil- weise an der Leistungsgrenze und die eingekauften Zuckermengen können weniger gut ausgebeutet werden. Hohe melassebildende Inhaltsstoffe können nicht immer komplett aus den Säften heraus gereinigt werden und führen zu Härten und farblichen Ver- änderungen dieser Säfte und zu guter Letzt auch des Zuckers, der dann seine schneeweiße Farbe einbüßt. Zucker- farbe ist ein wichtiges Qualitätskriteri- um für viele Kunden und diese Vorga- ben müssen eingehalten werden. Da- her müssen Teile des Zuckers wieder aufgelöst und neu verkocht werden. Zusammenfassend kann man sagen, dass die extreme Witterung 2018 nicht nur die Rübenanbauer stark getroffen hat, sondern auch den Zuckerfabriken fehlt der nicht gewachsene Zucker und technologisch stellt das Rübenmaterial in diesem Jahr eine Herausforderung dar, das hohe Aufwendungen und ge- ringe Zuckerausbeuten zur Folge hat. Gemeinsam müssen wir diese hoffent- lich nur einjährige Ausnahmesituation meistern. Heinz Leipertz Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG D ie Trockenheit bis in den Herbst hinein hat spürbare Auswirkun- gen auf das Rübenwachstum gehabt. Es sind nicht nur die Rübenerträge deutlich unter dem fünfjährigen Durchschnitt geblieben, sondern auch die Konsistenz des Rübenmaterials und die Inhaltsstoffe haben sich verän- dert – eine Herausforderung für die Verarbeitung in der Fabrik. Um auf dem Rübenschlag das zu ernten, was gewachsen war, wurden die Rode- und Reinigungsaggregate der Roder an die trockenen Bedingun- gen und kleinen Rüben angepasst. Walzendurchmesser wurden vergrö- ßert, Siebabstände verringert und Fahrgeschwindigkeiten verändert, um möglichst wenige Ernteverluste für die Rübenanbauer zu haben. Als Folge findet man in den Rüben- ladungen vermehrt Kraut und Steine, die in normalen Jahren keine Proble- me darstellen. In der Kampagne 2018 verstopfen Krautanteile zeitweise die Waschstationen. Steine, die sich bis in die Schneidmaschinen schleichen, füh- ren immer wieder zu Messerdefekten, Ausfällen und Minderleistungen. Stark trockengeschädigte und län- ger auf der Feldrandmiete oder dem Rübenhof gelagerte Zuckerrüben ver- loren ihre feste Zellstruktur. Sie wur- den „gummiartig“. Dieses weichere und elastischere Rübenmaterial lässt sich schlechter schneiden. In den Ein verstopftes Harfensieb in der Waschstation führte zur Über- schwemmung. Fotos: Heinz Leipertz Durch Steine beschädigte und defekte Schneidmes- ser (l.). Kraut und Steine in der Rüben- lieferung (r.). Kleine Rüben – zuckersüß, aber schwierig

RkJQdWJsaXNoZXIy ODA5MjY=