Zuckerrüben Journal Nr. 03/2018

8 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2018 | A K T U E L L E S | P O L I T I K M A R K T B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R | Herr Franceschini, die meisten verbin- den die Grafschafter Krautfabrik mit dem Goldsaft und dem gelben Becher, doch Sie haben noch ganz andere Pro- dukte in der Palette. Welche sind das? Franceschini: Das Rübenkraut ist natürlich unser wichtigstes Produkt. Wir erzeugen rund 11 000 t Rübensi- rup im Jahr, das entspricht ungefähr 7,6 Mio. Goldsaftbechern. Wir stellen aber noch andere Brotaufstriche her, zum Beispiel Apfel- oder Birnenkraut sowie verschiedene Aufstriche aus der Serie „Grafschafter Winterzauber“. So kommen insgesamt rund 18 000 t süße Brotaufstriche zusammen. Außerdem stellen wir etwa 35 000 t Industriesiru- pe her sowie Flüssigzuckermischun- gen, beispielsweise für Liköre, Back- waren oder Eiscreme. Wir haben drei Standorte mit 135 Mitarbeitern, hier in Meckenheim, in den Niederlanden mit der Firma Frumarco und in Hamburg. Wie funktioniert denn die Zusammen- arbeit mit Rübenanbauern? Haben das Ende der Zuckermarktordnung und die schwierige Preissituation bei Zu- cker einen Einfluss auf Ihr Geschäft? Franceschini: Wir sind nicht von der Marktordnung betroffen und wir stellen ja keinen Zucker her. Unser Markt ist der Lebensmitteleinzelhandel und der funktioniert anders. Wir arbeiten mit den meisten Anbauern schon sehr lange zusammen, zum Teil schon seit Genera- tionen. Aktuell bauen rund 100 Landwir- te im Umkreis von 15 km für uns Rüben an. Wir bieten einen Festpreis und bis zu dreijährige Verträge, damit beide Sei- ten Planungssicherheit haben. Hier in der Region haben die Landwirte viele Anbaualternativen zur Rübe, da müssen wir preislich mithalten. Wichtig für uns ist es, dass die Rü- ben in der Region gut verteilt sind, da- mit wir Ertrags- schwankungen und vor allem unterschiedli- che Zuckerge- halte gut aus- gleichen können. Wie sieht denn die ideale Rübe für Sie aus? Woraus lässt sich das beste Rüben- kraut kochen? Franceschini: Wir legen Wert auf zu- ckerbetonte Sorten und zahlen einen et- was höheren Zucker- zuschlag als Pfeifer & Langen. Optimal sind für uns Rüben mit 19 oder 19,5 % Zucker, daraus lässt sich am bes- ten Goldsaft kochen. Außerdem müssen die Rüben geköpft sein, im Rübenkopf sind Bitter- stoffe, die wir nicht ge- brauchen können. Ansonsten nehmen wir vorgereinigte Rüben an, die nach guter fachlicher Praxis ange- baut werden. Ein Vorteil für unsere Anbauer ist, dass wir eine kürzere Kampagne haben, die Rüben sind früh weg und deshalb müssen die Rüben auch nicht abgedeckt werden. Von Frost geschädigte Rüben können wir nicht verarbeiten. Wer kauft denn das Rübenkraut? Ist das nicht eher ein regionales Produkt? Franceschini: Das stimmt, Rüben- kraut wird mehr in der Mitte Deutsch- lands gegessen, aber wir verkaufen auch nach Österreich. Viele Menschen verbinden Rübenkraut mit ihrer Hei- Gelber Becher als Markenzeichen Die Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG hat Geburtstag. An- fang Juli wurde mit zahlreichen Gästen der 125. Geburtstag gefei- ert. Das Familienunternehmen in der vierten Generation ist vielfäl- tig, doch der Klassiker Rübenkraut ist immer noch das Zugpferd des Unternehmens, wie Geschäftsführer Stefan Franceschini erläutert. mat und wir merken, dass junge Leute in Großstädten, wie Berlin, gerne et- was aus der Heimat essen. Insgesamt sind die Absatzmengen aber konstant, denn entweder man liebt oder man hasst Rübenkraut, da ist der Absatz nicht beliebig steigerbar. Wie ist denn Ihre Position im Lebens- mitteleinzelhandel? Franceschini: Wir haben das Glück, dass wir mit unserem Rübenkraut ein traditionsreiches und authentisches Produkt mit treuen Kunden haben. Meist gibt es Jahresverträge und der Verkaufspreis im Laden ist relativ kon- stant, wir sind günstiger als Marmelade. Interessan- terweise re- agieren die Kunden aber trotz- dem auf Sonder- angebotsaktio- nen. Die Kunden decken sich dann gleich mit mehre- ren Bechern ein. Welche Zukunfts- pläne haben Sie für Ihr Unternehmen? Franceschini: Der Markt für das Rübenkraut ist nicht unbegrenzt auszudehnen. Bei den Fruchtaufstri- chen entwickeln wir laufend neue Produk- te und testen, welche Geschmacksrichtun- gen sich verkaufen lassen und welche nicht, und hoffen, dass sie sich im Supermarktregal behaupten. Hier ist das Rübenkraut eine große Hilfe, weil wir dadurch bekannt sind. Damit unsere Marke noch stärker wird, haben wir ein neues Logo entwi- ckelt und werden auch alle Verpackun- gen in der Optik, aber auch in der Grö- ße anpassen. Unsere wichtigste Farbe ist das Gelb des Rübenkrautbechers, deshalb werden in Zukunft alle Verpa- ckungen einen gelben Deckel bekom- men. Und auch der Pappbecher wird ein bisschen überarbeitet und ver- jüngt. Das wird vermutlich im Herbst so weit sein. Natascha Kreuzer Stefan Franceschini So sieht der gelbe Becher ab diesem Herbst aus. Die Grafschafter Krautfabrik hat das Design über- arbeitet. Mehr Infos unter www. grafschafter.de und in LZ 29/2018 auf Seite 46. Foto: Grafschafter

RkJQdWJsaXNoZXIy ODA5MjY=