Zuckerrüben Journal Nr. 03/2018

| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T M A R K T P O L I T I K | A K T U E L L E S | tiger Sicht weltweit und in der EU für die Zuckerrübenernte 2018 wieder ein Überschuss erwartet, wenn auch die Produktion und der Stock to use Ratio gegenüber dem letzten Wirtschaftsjahr wieder leicht rückläufig eingeschätzt werden. Aufgrund der Unsicherheiten des neuen freien Marktes und der vie- lerorts überquellenden Zuckersilos konnten sich die Zuckerfabriken dem Druck der Einkäufer nicht entziehen, sodass die Anbieter sich gegenseitig unterboten. Altgediente Handelspart- nerschaften zwischen den Zuckerfa- briken und Süßwarenherstellern wur- den „aufgeweicht“ und so rollten die Zuckersilozüge der verschiedenen Fa- briken über neue, bislang unbekannte Wege. Der allgemeine EU-Weißzucker- preis wurde dabei auf das vom Welt- markt abgeleitete Preisniveau ge- drückt. Wann geht es wieder aufwärts in Europa? Hölzmann: Wie schon vielfach er- wähnt, ist der europäische Zuckermarkt gegenüber demWeltzuckermarkt teil- weise immer noch abgeschottet, sodass die Preise nicht 1 : 1 von dem als Welt- zuckermarktpreis, dem Sugar Nr. 11, be- zeichneten Kurs abgeleitet werden müssen. Dieses gilt insbesondere dann, wenn ein Überangebot auf dem euro- päischen Zuckermarkt verhindert wird. Die jüngsten Anbauschätzungen in der EU gehen für die Ernte 2018 von unver- änderten Anbauflächen gegenüber dem letzten Jahr aus. Dieses – kombi- niert mit Durchschnittserträgen bei den Zuckerrüben – könnte die EU-Pro- duktion deutlich senken, und zwar um 1 bis 2 Mio. t Zucker, sodass die Produk- tion und der Verbrauch wieder einiger- maßen zueinanderpassen würden. Ver- bunden mit steigenden Weltmarktkur- sen – die sich in den Futures für 2019/20 andeuten –, könnte diese Ent- wicklung in absehbarer Zeit auch wie- der zu besseren Weißzuckererlösen in der EU führen. Sie fordern einen Zuckerfuture, also börsengehandelte Termingeschäfte auch für Zucker. Wie könnte das aus- sehen? Welche Vorteile hätten die An- bauer und die Fabriken davon? Hölzmann: Es scheint ratsam, dass die europäischen Zuckeranbieter und -abnehmer baldmöglichst einen Zuckerfuture installieren, der dem europäischen Markt entspricht. Der Weißzuckerfuture in London ist dazu nicht geeignet und gehört spätestens seit der Änderung der Zuckermarkt- ordnung im letzten Jahr „einge- stampft“. Dieser Future bildet in keins- ter Weise den europäischen Kassa- markt ab, von dem nur kleinste Ramschmengen auf dem Weltmarkt entsorgt werden. Sollte dieser Future nicht an der Börse verschwinden – oder sollten die Kontraktspezifikatio- nen nicht den Gegebenheiten ange- passt werden –, kann dieser Future zu weiteren Wettbewerbsverzerrungen auf dem europäischen Markt führen. Für einen wegweisenden Future müs- sen die Kontraktspezifikationen der Warum ist der derzeitige Zuckerwelt- marktpreis so viel niedriger als zu den Zeiten, als über die Verträge verhan- delt wurde? Hölzmann: Betrachtet man die jüngsten USDA-Zahlen vom Mai 2018 beim Zucker, so kann man deutlich er- kennen, dass die Produktion in den letzten zwei Wirtschaftsjahren welt- weit deutlich über dem Verbrauch liegt. Die gleiche Tendenz ist auch in der EU zu erkennen, wenn auch in deutlich geringeren absoluten Zahlen. Der Stock to use Ratio, also der Anteil des Endbestands am Verbrauch, ist ge- genüber dem Wirtschaftsjahr 2016/17 sowohl weltweit als auch in der EU an- gestiegen. Diese Entwicklung war vor ein bis zwei Jahren so nicht absehbar und schon gar nicht die europäische Zuckerrüben-Rekordernte 2017 mit über 20 Mio. t Zucker. Verbunden mit einer bewussten Anbauausdehnung, bescherten die Rekorderträge im Wirt- schaftsjahr 2017/18 erstmalig seit über zehn Jahren wieder einen Zuckerüber- schuss in der EU. Weltweit gesehen ist die Zuckerpro- duktion aus Zuckerrohr angestiegen, insbesondere in Asien und zwar dort noch deutlicher als in der EU. Auch im Wirtschaftsjahr 2018/19 wird aus heu- Hans Jürgen Hölzmann Rübe nicht am Ende! Das aufregende Erntejahr 2017, das erste der neuen Zuckermarktordnung ohne Mindestpreise und Quoten, findet mit der finalen Abrechnung der Rübenlieferungen sein Ende. Was herauskam, ist vielen Landwirten zu wenig, hatte man doch bei der „Vertragswerbung“ nicht konkret, aber doch relativ prominent eine Zuckerrübengrundpreis-Erwartung von rund 25 €/t in den Raum gestellt. Was letztlich dabei herauskam, waren etwa 3 €/t weniger. LZ 29 · 2018 Zuckerrübenjournal | 9 Fotos: Agrarfoto (2), agrar-press, imago

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