Zuckerrüben Journal Nr. 02/2018

| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K A K T U E L L E S | in den Prämienländern durch die ge- koppelten Zahlungen überkompen- siert wird, schlägt der Preisrückgang in den Ländern, die keine Prämien ge- währen, direkt auf die Rübenpreise der Anbauer durch. Der größte Profi- teur der gekoppelten Zahlungen ist Po- len. Dort steigt die Rübenerzeugung um 1,2 Mio. t. In Frankreich und Deutschland beträgt der Rückgang der Erzeugung dagegen 250 000 und 184 000 t Rüben. Die Analyse der mo- netären Auswirkungen ergab, dass die polnischen Rübenanbauer einen posi- tiven Effekt auf die Erlöse aus dem Rü- benanbau in Höhe von rund 118 Mio. €, während die Verluste in Frankreich gen und der Höhe der Prämien in den einzelnen Ländern nicht erkennbar ist. Sie stellen fest, dass die gezahlten Rü- benpreise in den zurückliegenden Jah- ren in den Prämienländern nicht we- sentlich niedriger waren als in den Län- dern ohne Prämien. Bei der Frage, ob ein unzureichendes Betriebseinkom- men ein möglicher Grund für die Ein- führung der gekoppelten Prämien sein könnte, kommen die Autoren zu dem Schluss, dass das durchschnittliche Be- triebseinkommen in den Prämienlän- dern in der Tat deutlich unterhalb des entsprechenden Wertes in den Ländern ohne Prämienzahlung lag. Sie bezwei- feln allerdings, dass die Einführung von gekoppelten Prämien ein geeignetes In- strument im Kampf gegen strukturelle Einkommensprobleme darstellt. Wie wirken die gekoppelten Zahlungen? In der weiteren Analyse untersuchten die Autoren die Auswirkungen der ge- koppelten Prämien auf das Angebot und das Preisniveau für Zuckerrüben am Binnenmarkt, siehe Grafik 3. Die Modellrechnung ergab einen Anstieg der Erzeugung innerhalb der EU um 1,3 %. Als Folge kommt es im EU- Durchschnitt zu einem Preisrückgang um 4,5 %. Während der Preisrückgang Bernhard Conzen 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Rumänien Spanien Ungarn Slowakei Polen Griechenland Italien Tschechien Kroatien Finnland Frankreich Deutschland England Niederlande Belgien €/ha gekoppelte Zahlungen Gesamt-Hektarprämie inkl. gekoppelter Zahlungen Grafik 2: Gekoppelte Prämien für Zuckerrüben und Gesamt-Hektarprämie nach Mitgliedstaat –39 –14 50 166 –21 18 –250 –184 32 86 319 5 –74 1 198 76 40 43 –23 –23 –400 –200 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 in1000t Österreich Belgien Kroatien Tschechien Dänemark Finnland Frankreich Deutschland Griechenland Ungarn Italien Litauen Niederlande Polen Rumänien Slowakei Spanien Schweden England Grafik 3: Simulierte Auswirkungen von gekoppelten Prämien auf die Zuckerrübenerzeugung in der EU Ungerechtigkeit beenden! Die Studie der Universität Wageningen bestätigt eindeutig, dass die derzeit für den europäischen Zuckerrübenanbau zugelassenen, gekoppelten Zahlungen den Wettbewerb innerhalb der EU zwi- schen den Rübenanbauregionen verzer- ren und den Zielen der Agrarreform von 2013 entgegenstehen. Vor dem Be- schluss dieser Reform warb die EU-Kom- mission im Zuckerbereich für Akzeptanz einer Abschaffung von Quote und Rü- benmindestpreis unter anderem mit den Argumenten, dass dadurch der in- nereuropäische Wettbewerb gefördert werde, wettbewerbsstärkere Anbau- regionen die Möglichkeit hätten, den Rübenanbau auszudehnen und ein fai- rer Wettbewerb innerhalb der EU auch die internationale Konkurrenzfähigkeit verbessern würde. Die Zulässigkeit ge- koppelter Zahlungen im Rübenanbau war vor dem Hintergrund dieser Argu- mentation der blanke Hohn und die Fol- gen dieser Fehlentscheidung sind be- reits im ersten Jahr ohne Zuckerquote und Rübenmindestpreis deutlich zu spü- ren. Gekoppelte Zahlungen bei Zucker- rüben benachteiligen wettbewerbsstär- kere Regionen wie das Rheinland, in de- nen die Rübenanbauer keine solchen Zahlungen erhalten. Die aktuell sehr schwierige Lage am Zu- ckermarkt mit historisch niedrigen Zu- ckerpreisen verschärft die Problematik, denn der wirtschaftliche Einfluss dieser mehr oder weniger fest budgetierten Zahlungen ist umso größer, je niedriger der Erlös aus der eigentlichen Produktion ist. Gekoppelte Zahlungen im Zuckerrü- benanbau konservieren bisherige Struk- turen und erreichen genau das Gegenteil dessen, was die EU-Agrarpolitik eigent- lich beabsichtigt, nämlich die Verbesse- rung der internationalen Wettbewerbs- fähigkeit der europäischen Landwirt- schaft. Die nationale und europäische Agrarpolitik ist also auf allen Ebenen ge- fordert, diesen ungerechten Zustand schnellstmöglich zu beenden. Dass deut- sche und damit auch rheinische Rü- benanbauer künftig gekoppelte Zahlun- gen erhalten, erscheint aktuell eher un- wahrscheinlich. Daher gibt es nur eine Lösung: Spätestens ab 2020 darf es im Zuckerrübenanbau keine gekoppelten Zahlungen mehr geben. Die Verlierer werden ansonsten diejenigen sein, die eigentlich die Zukunft einer leistungs- starken europäischen Rübenzucker- erzeugung sein sollten, nämlich die Rü- benanbauer in den wettbewerbsstärke- ren EU-Anbauregionen. Bernhard Conzen Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V. LZ 19 · 2018 Zuckerrübenjournal | 5

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