Zuckerrüben Journal Nr. 02/2018

14 | Zuckerrübenjournal LZ 19 · 2018 | A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K | Z U C K E R | blick zum Wirkpotenzial der wichtigs- ten Rübenfungizide zu haben. Was prüft der Pflanzenschutzdienst aktuell zum Thema Resistenzen? Wedad Alyouness: Während der Rüben- saison 2017 konnten wir zusammen mit Pfeifer & Langen 29 Verdachtsflächen, davon 21 aus dem Rheinland und acht aus Westfalen, beim Institut für Zucker- rübenforschung (IfZ) auf Strobilurinre- sistenz sowie beim EpiLogic Institut von Felsenstein auf Strobilurinresistenz, Cy- proconazol- und Epoxiconazol-Sensitivi- tät auf resistenzveränderte Cercospora- Populationen untersuchen lassen. Und was haben die Ergebnisse ge- zeigt? Was ist dabei herausgekommen? Wedad Alyouness: Die Untersuchun- gen bei Strobilurinen haben ergeben, dass fast alle untersuchten Proben kaum mehr auf Strobilurine reagier- ten. Vereinzelt resistente Isolate von Cercospora gegenüber der Wirkstoff- gruppe der Strobilurine konnten im Biotest festgestellt werden. Sie sind mittlerweile in ganz NRW verbreitet. Die Ergebnisse bei Azolen haben gezeigt, dass die Verschiebung der Sensitivität bei Epoxiconazol relativ weit fortgeschritten ist. Das bedeutet, dass die eingesetzten Wirkstoffe zwar Cercospora-Resistenzen im Rheinland? Wedad Alyouness Cercospora zeigt in einigen Regionen Deutschlands möglicherweise Resistenzen gegen bestimmte Fungizide. Der Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW hat deshalb verschiedene Cercospora-Populationen aus NRW auf mögliche Resistenzen untersucht. Das Journal hat Wedad Alyouness von der Landwirtschafts- kammer nach ersten Ergebnissen befragt. Wie ist der Pflanzenschutzdienst über- haupt auf das Thema Cercospora- Resistenzen aufmerksam geworden? Wedad Alyouness: Cercospora-Blatt- flecken sind in einigen Regionen, wie zum Beispiel in Niedersachsen und in Süddeutschland, mit derzeitig zuge- lassenen Fungiziden nicht mehr si- cher zu kontrollieren. Diese Proble- matik machte uns 2016 in Nordrhein- Westfalen hellhörig. Die Resistenzver- schiebung war daraufhin – wie ver- mutet – auch auf einigen Flächen in NRW zu beobachten. Sogar direkt nach erfolgten Behandlungen trat auf den gleichen Schlägen erneuter Befall auf, bedingt durch eine mögliche Min- derwirkung der Mittel gegen Cercos- pora. Wir haben daraufhin 2016 einige Proben an die Bayerische Landesan- stalt für Landwirtschaft gesandt, um die Sensitivität von Cercospora betico- la gegenüber Azoxystrobin (AZS), Ep- oxiconazol (ECA), Thiophanat-methyl (THM) und Difenoconazol (DFA) zu testen und einen Überblick über die Resistenzsituation in NRW zu gewin- nen. Die Ergebnisse waren erschre- ckend, da ein Großteil der Proben po- sitiv ausfiel, was wiederum im Um- kehrschluss bedeutet, dass die meis- ten Pilze eine verminderte Empfind- lichkeit gegenüber den Fungiziden aufwiesen. Daher war es dringend notwendig, ein Monitoring zur Wirk- samkeit von Fungiziden in Zuckerrü- ben durchzuführen, um einen Über- noch wirksam sind, allerdings mit schlechterer Wirkung, vor allem bei vorhandenem Befall und bereits aus- differenzierten Pilzfruchtkörpern. Durch höhere Aufwandmengen kann der Wirkungsverlust noch teils kom- pensiert werden. Dagegen konnte nur eine leichte Sensitivitätsverschiebung bei dem Wirkstoff Cyproconazol festgestellt werden. Die positive Kreuzresistenz zu Epoxiconazol ist bei einem direkten Datenvergleich offensichtlich. Aller- dings sind die Höhe und Qualität der erreichten Resistenzfaktoren bei Cy- proconazol weit weniger extrem aus- gebildet als bei dem Wirkstoff Epoxi- conazol. Welche Konsequenzen lassen sich für die aktuelle Saison aus den bisherigen Ergebnissen ziehen? Wedad Alyouness: Die beprobten Standorte sind für die meisten Rüben- flächen im Rheinland und in Westfa- len repräsentativ und dementspre- chend auch die Ergebnisse. Das bedeu- tet, dass beide Resistenztypen zwar vorhanden, aber für die Landwirte noch nicht überall erkennbar und sichtbar sind. Bisher hatten wir in NRW nur einen moderaten Befallsdruck, der Ausgangs- befall ist noch größtenteils kontrollier- bar. Resistenzen können aber insbe- sondere dann vermehrt auftreten, wenn die Witterung in den kommen- den Jahren die Ausbreitung begüns- tigt. Deswegen ist definitiv Vorsicht angeraten und die Situation sollte Verdacht auf Resistenzen? Wenn der Verdacht einer Resistenzentwicklung auftritt, empfiehlt der Pflanzenschutzdienst den Landwirten, mit ih- rem Ackerbauberater oder dem Pflanzenschutzdienst Kon- takt aufzunehmen und zu überlegen, wie es zu der Minder- wirkung kommen konnte. Gemeinsam werden dann weitere Schritte, wie zum Beispiel Probenahme und Laboruntersu- chungen, besprochen. ■ Foto: Twan Wiermans

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