Zuckerrüben Journal Nr. 02/2018

LZ 19 · 2018 Zuckerrübenjournal | 13 | Z U C K E R | T E C H N I K A N B A U B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S | rende Stellung von Pirimicarb im Wirkstoffranking der Insektizide im Jahr 2015 (Grafik 2). Eine frühzeitige Insektizidbehandlung im Mai und Juni wurde vermehrt auf Flächen mit nie- drig dosiertem insektiziden Saaten- schutz durchgeführt. Saatgutbehand- lungen werden bei der Berechnung des Behandlungsindexes per Definiti- on nicht berücksichtigt. Mysteriöse Symptome an Zuckerrüben D er Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW und der Rheinische Rübenbauer-Ver- band planen in der Vegetationsperiode 2018 ein Monitoring in Zuckerrüben zum Auftreten der SBR-Erkrankung. Hinter dem Kürzel SBR verbirgt sich der französische Ausdruck „Syndrome basses richesses“, übersetzt „Symptom niedriger Zuckergehalte“. Der Name beschreibt das Resultat einer Rübenkrankheit, die 1991 erst- mals in Frankreich in Burgund und dann 2008 in Süddeutschland verein- zelt festgestellt wurde. Befallene Zu- ckerrüben zeigen vergilbte und nekro- tisierte alte Blätter, lanzettförmige, teilweise chlorotische Herzblätter so- wie verbräunte Leitbündel im Rüben- körper. Bemerkenswert ist der Abfall des Zuckergehaltes um 2 % und mehr. Ursächlich für das Krankheitssymp- tom ist ein Bakterium mit dem Namen Candidatus Arsenophonus phytopatho- genicus. Der Erreger ist im Labor nicht kultivierbar und wird deshalb als soge- nanntes Proteobakterium bezeichnet. Der Lebensraum ist das Phloem, also die nährstoffleitenden Zellen der Pflanzen. Der Nachweis im Labor kann nicht durch Kultivierung, sondern nur molekularbiologisch mit der PCR-Tech- nik über den Nachweis der Erbsub- stanz erfolgen. Wie die Einschleppung nach Frank- reich und Deutschland erfolgte, bleibt rätselhaft. Als Überträger des Bakteri- ums ist die Schilf-Glasflügelzikade be- nannt. Ob weitere saugende Insekten als Überträger fungieren können, ist Gegenstand der Forschung. Auch ist bislang unklar, ob weitere Wirtspflan- zen existieren, Berichte zu Erdbeeren als Wirtspflanze sind widersprüchlich. Bisherige Untersuchungen belegen, dass der Vektor, die Zikade, nach der Überwinterung im Nymphenstadium an Weizenwurzeln und der weiteren Entwicklung im Frühjahr in die Zu- ckerrübenbestände einwandert. Maßnahmen zur Bekämpfung des Bakteriums existieren nicht. Eine Vek- torbekämpfung ist möglich, aber durch nicht vorhandene Mittel und den lan- gen möglichen Befallszeitraum stark eingeschränkt. Um mehr Informationen zur Be- fallsausbreitung von SBR zu bekom- men, sollten beim Auftreten der sehr unspezifischen Krankheitssymptome in Form von nicht eindeutigen Nekro- sen Untersuchungen im Labor des Pflanzenschutzdienstes erfolgen. An- bauer sind aufgerufen, von August bis zur Ernte auf ungewöhnliche Sympto- me zu achten und Proben zur Testung einzureichen. Die Untersuchungen auf Befall mit dem Bakterium Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus er- folgen kostenlos. Auch Proben von Schlägen mit im letzten Rübenanbau- jahr unerklärlich niedrigen Zuckerge- halten der Rüben sind interessant. Ziel des Monitorings ist die frühzei- tige Entdeckung und gegebenenfalls Ausrottung des neuen Bakerienkeims, um eine weitere Verschleppung zu verhindern. Dr. Monika Heupel, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Pflanzenschutzdienst Aktuell zeigt sich in Jahren mit ho- hem Schaderregeraufkommen, dass auf Zuckerrübenflächen mit niedriger Insektizidmenge in der Saatgutpille häufiger ganzflächige Insektizidan- wendungen im Sommer durchgeführt werden als auf Flächen mit höherer insektizider Saatgutausstattung. Die künftige Intensität von Insektizidan- wendungen ist vor allem von den Möglichkeiten des insektiziden Saa- tenschutzes bei Zuckerrüben abhän- gig. Fazit In den Jahren 2010 bis 2016 zeigten sich wenige Veränderungen im Wirk- stoffranking und in der Intensität der Pflanzenschutzmittelanwendungen. Dies liegt zum einen daran, dass sich das Spektrum der zur Verfügung ste- henden Wirkstoffe kaum veränderte, und zum anderen an den allenfalls ge- ringen Veränderungen des Unkraut- spektrums. Nelia Nause, Nicol Stockfisch Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) Göttingen Probe an die Kammer Verdächtige Proben kön- nen direkt oder über die Beratung in Köln abge- geben werden, bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Pflanzenschutzdienst, Diagnostik Pflanzen- krankheiten, Garten- straße 11, 50765 Köln- Auweiler, Telefon: 0221/5340410-413 oder Fax: 0221/5340-402. 0 20 40 60 80 100 Dimethoat lambda-Cyhalothrin Pirimicarb Kresoxim-methyl Thiophanat-methyl Fenpropidin Difenoconazol Epoxiconazol Clopyralid Chloridazon Dimethenamid-P Glyphosat Triflusulfuron Quinmerac Lenacil Desmedipham Ethofumesat Phenmedipham Metamitron Anteil Schläge [%] Wirkstoffranking 2015 herbizide Wirkstoffe, die auf mindestens 20 % der Schläge angewendet wurden fungizide Wirkstoffe, die auf mindestens 10 % der Schläge angewendet wurden insektizide Wirkstoffe, die auf mindestens 5 % der Schläge angewendet wurden Grafik 2: Anteil der Schläge, auf denen der jeweilige Wirkstoff angewendet wurde (dargestellt für die häufigsten Wirkstoffe)

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