Zuckerrüben Journal 04/2018

LZ 50 · 2018 Zuckerrübenjournal | 5 | Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K A K T U E L L E S | Produktionsabgabe: Rückerstattung schon beantragt? W ie bereits im Zuckerrübenjournal 2/2018 berichtet, er- hielt die Zuckerwirtschaft auch aus den Zuckerwirt- schaftsjahren 1999/00 und 2000/01 zu viel erhobene Produk- tionsabgabe zurück. Seitens des EU-Agrarrates wurde am 19. Februar 2018 die entsprechende Verordnung zur Rückzah- lung verabschiedet. Diese sieht EU-weit Rückerstattungen in Höhe von 195,3 Mio. € vor, wovon 93 Mio. € auf überhöhte Abgaben und 102,3 Mio. € auf Zinsen (Stand November 2018) entfallen. Pfeifer & Langen (P&L) und der Rheinische Rüben- bauer-Verband (RRV) hatten frühzeitig eine Branchenverein- barung abgeschlossen, in der P&L bestätigt, den Rübenan- bauern ihren zustehenden Anteil an der Rückerstattung für beide Jahre auszuzahlen. Die Rückerstattung der Produkti- onsabgabe erfolgte bereits mit der Rübenabschlagszahlung im Oktober. Die angefallenen Zinsen konnten noch nicht überwiesen werden. Wie von P&L im Rahmen dieser Ab- schlagszahlung mitgeteilt, ist gegen die Höhe des Zinssatzes noch eine Klage am Bundesverfassungsgericht anhängig. Hier ist eine Klärung noch in diesem Jahr zu erhoffen. Trotz der vielschichtigen Informationen über die An- baueransprüche und eines entsprechenden Anschreibens seitens P&L an alle hinterlegten damaligen Anbaueradres- sen oder deren Rechtsnachfolger konnten aufgrund fehlen- der Rückmeldungen von Anspruchsberechtigten noch nicht alle Rückerstattungen durchgeführt werden. Daher rufen wir alle anspruchsberechtigten Rübenanbauer, ehemaligen Rübenanbauer und Rechtsnachfolger der Jahre 1999/00 und 2000/01 auf, sich bitte möglichst zeitnah mit P&L in Verbin- dung zu setzen, damit die Rückerstattung der Produktions- abgabe und die anstehende Erstattung der Zinsen zeitnah erfolgen können. Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V. Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG Niederschläge Anfang Oktober verbes- serten zwar nachhaltig die Rodequali- tät, größere Ertragseffekte bewirkten sie aber leider nicht mehr. Offensicht- lich waren die Rüben physiologisch so weit gereift, dass sie ihr Wachstum prinzipiell abgeschlossen hatten. Aktuell ist nun mit einem rheini- schen Durchschnittsertrag von 60 bis 65 t/ha zu rechnen, bei einer Spanne von 25 bis 100 t/ha. Die Zuckergehalte sind mit durchschnittlich 19 % so hoch wie nie, werden aber die Ertragsver- luste infolge der geringeren Massebil- dung in keinem Fall ausgleichen. Im- merhin wurden die meisten anderen Schaderreger außer der Rübenmotte durch Hitze und Trockenheit zurück- gedrängt und die durchschnittlichen Erdanhänge der gelieferten Rüben lie- gen unter 3 %. Verbesserungsbedarf auf breiter Front Das alles kann die ökonomischen Ver- luste infolge der niedrigen Erträge in Verbindung mit den schlechten Zu- ckerpreisen aber nicht relativieren. Unter diesem Aspekt war beziehungs- weise wird 2018 für die Rübenanbauer eines der schwierigsten Jahre der ver- gangenen Jahrzehnte. Über zwei Ge- nerationen war die Rübe eine der tra- genden Säulen des Betriebseinkom- mens. Natürlich war zu erwarten, dass nach dem Ende der alten Zucker- marktordnung irgendwann schwierige Jahre der Marktanpassung kommen würden. Aber wann das passiert und mit welcher Intensität, war unklar. Lange werden die Rübenanbauer diese Einkommenssituation nicht durchhalten können. Es ist zu hoffen, dass die Wetterlage und Ertragsent- wicklung, die nicht nur das Rheinland, sondern große Teile Nordwest- und Mitteleuropas betrafen, zumindest zu einer Erholung der Marktpreise bei- tragen. Das allein wird aber nicht aus- reichen. Die EU-Politik muss im Be- reich der Beihilfenregelung und bei Pflanzenschutzmittelzulassungen für fairen Wettbewerb sorgen. Die deut- sche Agrarpolitik muss sich der Situa- tion der deutschen Rübenanbauer und der Zuckerwirtschaft insgesamt be- wusst werden und notwendige Maß- nahmen initiieren und durchsetzen. Und schließlich müssen die Zuckerun- ternehmen im Rahmen der anstehen- den Rübenpreisverhandlungen für 2018/19 Zeichen setzen im Hinblick auf den Rübenanbau ab 2020. Werden die aufgeführten Punkte umgesetzt, haben Zuckerrübenanbau und Zucker- wirtschaft auch eine nachhaltige Pers- pektive. Dann wird man auch ein Jahr wie 2018 verkraften können. Das Rheinland ist eine der besten und prinzipiell wettbewerbsfähigsten Rü- benbauregionen Europas. Es ist die Pflicht aller Entscheidungsträger, Sor- ge dafür zu tragen, dass diese Stand- ortvorteile auch in Zukunft genutzt werden können. Bernhard Conzen, Vorsitzender, im Namen von Vorstand und Beirat des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes e.V.

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