Zuckerrüben Journal 04/2018

LZ 50 · 2018 Zuckerrübenjournal | 23 Z U C K E R T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S | stoffwechseln lassen. Neben Zucker zählen dazu auch Brot, Reis, Kartof- feln, Nudeln, Obst, Säfte und viele an- dere Lebensmittel. Gegen Karies hilft daher nur Prävention: regelmäßiges Zähneputzen und regelmäßige zahn- ärztliche Untersuchungen. Übrigens: Deutschlands Kinder haben im OECD- Vergleich die gesündesten Zähne. Macht Zucker süchtig? Zucker ist ein Lebensmittel. Und Le- bensmittel sind keine Drogen. Das be- stätigt auch der europäische For- schungsverbund NeuroFAST in seinem Consensus Statement zum Thema Le- bensmittelabhängigkeit. In dem Papier heißt es, dass es keine Hinweise dafür gibt, dass Lebensmittel süchtig machen. Macht Zucker dick? Zucker macht weder dick noch krank. Er ist folglich kein Risikofaktor für Adi- positas, Diabetes oder andere Zivilisa- tionskrankheiten. Für die Entstehung von Übergewicht kommt es im We- sentlichen auf die Energiebilanz an. Wer mehr Kalorien zu sich nimmt, als er verbraucht, wird dick. Um Überge- wicht entgegenzuwirken, hilft es nicht, sich auf eine einzelne Zutat – wie Zu- cker – zu fokussieren. Stattdessen müs- sen Menschen für die Bedeutung ihrer persönlichen Energiebilanz sensibili- siert werden. Bedeutet weniger Zucker automatisch weniger Kalorien? In festen Lebensmitteln heißt weniger Zucker nicht gleich weniger Kalorien. Der Grund: Zucker erfüllt vielfältige Eigenschaften in festen Lebensmitteln. Es ist nahezu unmöglich, Zucker zu re- duzieren, ohne Geschmack oder Be- schaffenheit des Lebensmittels zu be- einflussen. Reduziert man Zucker in einem Produkt, muss er durch andere Stoffe ersetzt werden, die diese vielfäl- tigen Eigenschaften des Zuckers kom- pensieren. Dass Zuckerreduktion auch immer Zuckeraustausch ist, wissen viele Ver- braucher aber nicht. Ebenso wenig wis- sen sie, dass eine Zuckerreduktion in festen Lebensmitteln meist keine Kalo- rienreduktion zur Folge hat. Der Ver- braucherzentrale Bundesverband hat in einer Umfrage herausgefunden, dass knapp 70 % der Verbrau- cher beim Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ fälschli- cherweise davon ausge- hen, dass das Produkt auch gleichzeitig weniger Kalorien enthält – ein fol- genschwerer Trugschluss. Es kann sogar passieren, dass ein zuckerreduziertes Produkt mehr Kalorien aufweist als das gleiche Produkt mit Zucker. Damit hilft eine bloße Zuckerre- duktion im Kampf gegen Übergewicht nicht weiter. Wird der tatsächliche Zuckergehalt in Lebensmitteln versteckt? Es gibt keinen versteckten Zucker in Lebensmitteln, denn Zucker ist auf der Verpackung klar und transparent ausgewiesen. Die Nährwerttabelle in- formiert immer eindeutig über den Gesamtzuckergehalt eines Lebensmit- tels. Kalorienbewusste Verbraucher können der Tabelle zudem entneh- men, wie viele Kalorien das Lebens- mittel liefert, und so verschiedene Produkte im Hinblick auf ihren Ener- giegehalt vergleichen. Weitere Infor- mationen zur Zusammensetzung des Produktes liefert die Zutatenliste. Der Verbraucher kann dieser entnehmen, welche Zuckerarten als Zutat enthal- ten sind. Eine Verbrauchertäuschung über den Zuckergehalt von Lebens- mitteln wird durch die Nährwertta- belle und die Zutatenliste unmöglich gemacht. Hilft eine Ampelkennzeichnung gegen Übergewicht? Eine Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln hilft Verbrau- chern nicht, sich ausgewo- gen zu ernähren. Sie ist oh- ne wissenschaftliche Basis und stiftet beim Verbrau- cher eher Verwirrung als Orientierung. Denn sie soll den Gehalt eines Le- bensmittels an Fett, ge- sättigten Fettsäuren, Zu- cker und Salz mit Hilfe der Farben Grün (nied- rig), Gelb (mittel) und Rot (hoch) bewerten. Das bedeutet also: mehrere Ampelfarben auf jeder Verpa- ckung. Heißt nun “grün-gelb-grün-rot”, dass ein Produkt gesund ist? In einem vollen Ein- kaufswagen kommen da schnell über hundert ver- schiedene Ampelfarbkom- binationen zusammen. Zudem wird eine Am- pelkennzeichnung der Tatsache nicht gerecht, dass eine ausgewogene Ernährung komplex ist. Sie hängt von der Summe der verzehrten Lebens- mittel ab, nicht von ein- zelnen Nährstoffen in ein- zelnen Produkten. Des Weiteren stellt sich bei einer Ampelkennzeichnung die Frage: Für wen gelten die Angaben? Kinder, Senioren, Männer und Frauen – je nach Alter, Geschlecht und Le- bensstil haben wir alle einen unter- schiedlichen Nährstoffbedarf. Denn auch hier gilt für das Körpergewicht: Zucker?! Gegen Karies hilft nur konsequente Zahnhygiene. „Übergewicht hat viele Ursachen. Am Ende kommt es immer auf die Kalorienbilanz an. Wer aber stattdessen auf einzelne Nährstoffe, wie zum Beispiel Zucker, abzielt, wird im Kampf gegen Übergewicht keine Erfolge verzeichnen können. Denn weniger Zucker heißt nicht automatisch weniger Kalorien!“ Günter Tissen, Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ)

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