Zuckerrüben Journal Nr. 02/2018

LZ 19 · 2018 Zuckerrübenjournal | 3 | Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K A K T U E L L E S | Gekoppelte Zahlungen verzerren den Markt Die Universität Wageningen hat im Auftrag der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) eine Studie über die Auswirkungen der gekoppelten Zahlungen im Zuckerrübenanbau in Europa verfasst. Anlass für die Studie war und ist die Kritik der deutschen Zuckerwirtschaft an den wettbewerbsverzerrenden Auswirkungen der gekoppelten Zahlungen. A us Sicht der gesamten deutschen Zuckerwirtschaft, bestehend aus al- len Rübenbauer-Verbänden und den Zuckerunternehmen, gab und gibt es keine Notwendigkeit für die Anwen- dung dieses Instruments im Rübenan- bau. Das Ziel der schon 2006 gestarteten Reform der Zuckermarktpolitik der Eu- ropäischen Union war es, die Wettbe- werbsfähigkeit des Sektors zu steigern und parallel dazu einen Restrukturie- rungsprozess in Gang zu setzen, an des- sen Ende die verbleibenden Anbauer und Hersteller ohne die Vorgabe der Quotenregelung am Binnenmarkt mitei- nander konkurrieren. Dennoch wurde die Zuckerrübe auf Druck verschiedener Mitgliedstaaten 2013 in die Liste der ausgleichsberechtigten Ackerkulturen aufgenommen. In der Folge haben zum 1. August 2014 zehn Mitgliedstaaten der EU-Kommission erstmals ihre Entschei- dung angezeigt, in ihrem Land gekop- pelte Zahlungen für den Anbau von Zu- ckerrüben einzuführen. Dabei handelte es sich um Polen, die Tschechische Re- publik, Italien, Spanien, Rumänien, Kro- atien, die Slowakei, Ungarn, Finnland und Griechenland, 2017 folgte Litauen. Wo gibt es Prämien? Von den gekoppelten Zahlungen im Zuckerrübenanbau können jährlich maximal 497 000 ha profitieren. Dies entspricht einem Drittel der europä- ischen Anbaufläche für Zuckerrüben. Bezogen auf diese Fläche wurden 2016 rund 177 Mio. € Prämien gezahlt. Der durchschnittliche Betrag belief sich auf 356 €/ha. Je nach Land liegt die Prämie zwischen 133 €/ha (Kroatien) und 610 €/ha in Rumänien. In Polen stan- den bis 2016 386 € zur Verfügung. Da die tatsächliche Anbaufläche sowohl 2015 als auch 2016 in mehreren Län- dern unterhalb der maximal förderfä- higen Fläche lag, erhöhte sich die pro Hektar gezahlte Prämie dort entspre- chend. Für die kommenden Jahre ge- hen die Autoren aufgrund des Wegfalls der Quotenregelung allerdings davon aus, dass die tatsächlichen Anbauflä- chen wieder steigen und im Bereich der maximal förderungsfähigen Rü- benanbauflächen liegen werden. Unab- hängig davon ist bis 2020 in mehreren Ländern eine jährliche Erhöhung der Prämien geplant. Da die gekoppelten Prämien zusätz- lich zu den sonstigen Direktzahlungen gewährt werden, steigt die insgesamt pro Hektar verfügbare Stützung im Zu- ckerrübenanbau in den betroffenen Ländern deutlich. In Rumänien, Spani- en, Ungarn, der Slowakei, Polen, Grie- chenland und Italien werden Gesamt- beträge von über 600 €/ha erreicht. Dagegen liegen die Direktzahlungen in den Ländern, die keine gekoppelten Prämien zahlen, nur zwischen 200 und knapp 400 €. Pro Tonne geerntete Rüben ent- sprechen die gekoppelten Prämien ei- nem Betrag zwischen 5 und 8 €. Deut- lich höher liegen die Werte in Italien (10,5 bis 19,7 € je t; die Spanne berück- sichtigt die unterschiedliche Produkti- vität der einzelnen Regionen inner- halb eines Mitgliedstaates) und Rumä- nien (15,3 bis 17,6 €/t). Dies bedeutet, dass die Rübenanbauer 2015/16 einen Aufschlag in Höhe von 15 bis 25 % des Rübenpreises erhalten haben. In Itali- en entspricht die Prämienzahlung 24 bis 37 % des Rübenpreises, in Rumäni- en sogar 42 bis 49 % dieses Betrags. Wie viele Anbauer profitieren? EU-weit dürften in den beiden zurück- liegenden Jahren knapp 70 000 Rü- benanbauer von den Prämienzahlungen profitiert haben, das entspricht rund 45 % aller Rübenanbauer in der Gemein- schaft. Allerdings ist die durchschnittli- che Rübenanbaufläche pro Betrieb in den Ländern mit gekoppelten Zahlun- Die gekoppelten Zahlungen einiger EU-Länder verzer- ren den Wettbe- werb massiv zu Lasten der deut- schen Erzeuger sowie anderer Länder, die keine Prämien zahlen. Foto: KWS

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