Zuckerrübenjournal 2/2014 - page 24

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Zuckerrübenjournal
LZ 20 · 2014
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it genmanipulierten Hefen will
ein US-Konzern Steviolglykoside
herstellen, die mit dem Süßkraut aus
Südamerika nichts mehr zu tun haben.
Der Gegenentwurf zu diesem reinen
Kunstprodukt kommt von der Univer-
sität Hohenheim. Dort bringt ein Ag-
rarwissenschaftler ein naturbelassenes
Stevia-Süßungsmittel zur Marktreife –
und bietet damit Landwirten eine Per-
spektive, die bisher vom Tabakanbau
leben. Dafür gibt es ab 2014 keine Sub-
ventionen mehr. Die Europäische Uni-
on fördert das Forschungsprojekt mit
über 2,3 Mio. €.
Der US-Lebensmittelriese Cargill
will den Stevia-Süßstoff Steviolglykosid
künftig aus genmanipulierten Hefen
gewinnen. Das neuartige Verfahren ist
hocheffizient: Eine einzige Fabrikhalle
könnte die gesamte derzeitige Stevia-
Anbaufläche auf der Welt überflüssig
machen. Die Herstellung ist sehr kos-
tengünstig: Der Preis könnte von der-
zeit bis zu 180 €/kg auf unter 10 € fallen.
Bis 2020 will Cargill 20 % der weltwei-
ten Süßungsmittel-Nachfrage abdecken.
Seit Ende 2011 sind Steviolglykoside
als Lebensmittelzusatzstoff (E960) zu-
gelassen. Auch in Deutschland greifen
immer mehr Menschen zu Produkten,
die Steviolglykoside enthalten, welche
durch ein chemisches Verfahren aus
der Pflanze Stevia rebaudiana herge-
stellt werden. „Durch das neue Her-
stellungsverfahren werden Steviolgly-
koside endgültig zu einem reinen
Kunstprodukt ohne jeden Bezug zur
Natur“, erklärt Dr. Udo Kienle vom Ins-
titut für Agrartechnik der Universität
Hohenheim. Als Gegenentwurf will
der Forscher ein naturbelassenes, kalo-
rienarmes Süßungsmittel aus dem
Süßkraut Stevia rebaudiana zur Markt-
reife bringen.
Dr. Kienles Pläne haben auch einen
agrarpolitischen Aspekt: Stevia könne
eine mögliche Alternative zum Tabak
sein. Deshalb baut der Forscher Stevia
seit vielen Jahren versuchsweise in
verschiedenen europäischen Mittel-
meerstaaten an und erfasst, wie hoch
die Ernteerträge ausfallen und ob sie
über die Jahre einigermaßen konstant
bleiben. Diese Forschungsarbeiten
werden in enger Zusammenarbeit mit
verschiedenen landwirtschaftlichen
Tabakanbaukooperativen aus Grie-
chenland, Italien, Portugal und Spani-
en durchgeführt. Dort soll ab 2016 der
großflächige Anbau starten.
„Wer in der EU ein neues Lebens-
mittel auf den Markt bringen will,
muss sehr hohe Sicherheitsstandards
einhalten“, erklärt Dr. Kienle. Dazu ge-
höre auch ein Nachweis über die ge-
sundheitliche Unbedenklichkeit. Den
sollen Ratten liefern. Sie leben in La-
bors in Bologna und Posen und bekom-
men das naturbelassene Stevia-Sü-
ßungsmittel zu fressen. Erst wenn die
Wissenschaftler Risiken ausschließen
können, ist die Unbedenklichkeit des
Stevia-Süßungsmittels bewiesen.
Universität Hohenheim
Das nächste Zuckerrüben-
journal erscheint
am 14. August 2014.
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Stevia soll 2016
marktreif sein
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