Zuckerrüben Journal Nr. 03/2018

LZ 29 · 2018 Zuckerrübenjournal | 3 | Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K A K T U E L L E S | Die Situation der Rübe und des Zuckermarktes sind gerade nicht besonders rosig und viele Landwirte fragen sich, wie es weitergeht. Das Journal hat Bernhard Conzen, Vor- sitzender des Rheinischen Rübenbauer-Verbands, und FrankWalser, Geschäftsführer von Pfeifer & Langen, nach ihrer Einschätzung befragt. Wie beurteilen Sie die derzeitige Lage am Zuckermarkt für Rübenanbauer und Zuckerunternehmen? Bernhard Conzen: Die Lage ist im Mo- ment sehr schwierig. Es wird genug Zucker produziert und der Preis resul- tiert aus Angebot und Nachfrage. Für die Rübenanbauer heißt das, dass sie mit den Gewinnmargen am Limit sind und nicht kostendeckend Rüben an- bauen können. Viele stellen sich die Frage, ob sie bei der Rübe bleiben sol- len oder Alternativen haben. Beide Sei- ten, Anbauer und Fabrik, müssen ihre Kosten möglichst gering halten, um durchzukommen. Frank Walser: Der Zuckermarkt ist nach der Abschaffung von Quote und Mindestpreis jetzt wie alle anderen Märkte deutlich volatiler geworden. Das ist für alle Akteure ungewohnt und führt momentan zu einer starken Verunsicherung. Dabei werden die Be- stände zum Ende des Wirtschaftsjah- res, das heißt zum 30. September die- ses Jahres, nicht besorgniserregend hoch erwartet, sondern reihen sich mit gut 2 Mio. t Zucker in die Größenord- nung der letzten Jahre ein. Die sehr gute Ernte 2017 wird demnach durch deutlich verringerte Importe in die EU und eine deutliche Ausweitung der Ex- porte auf den Weltmarkt kompensiert sein. Ein Mengendruck ist demnach kein wirkliches Argument mehr für niedrige Preise. Nichtdestotrotz ist der Wettbewerb in der EU intensiv mit ne- gativen Auswirkungen auf die Markt- preise. Die niedrigen Zuckerpreise führen sowohl in der Landwirtschaft als auch bei uns zu einer schwierigen Ergebnis- situation, was auch dafür spricht, dass die vereinbarten Preismodelle für Zu- ckerrüben ausgewogen sind. Glückli- cherweise konnten die Rekorderträge des Jahres 2017 auf landwirtschaftli- cher Seite die marktbedingt niedrige- ren Zuckerrübenpreise teilweise aus- gleichen. Welche Perspektive zeichnet sich für die nächste Zeit ab? Conzen: Es ist nicht absehbar, wie sich der Markt entwickeln wird. Der Wett- bewerb nicht nur zwischen den Län- dern, sondern auch zwischen den Re- gionen hat begonnen. Das wird dazu führen, dass die Anbauer auf Grenz- standorten aussteigen werden und dort auch die eine oder andere Fabrik verschwinden wird. Preissteigerungen beim Zucker sind im Moment nicht zu erwarten. Indien zum Beispiel subventioniert den Zu- ckerrohranbau und wird damit größe- re Mengen Zucker auf dem Weltmarkt absetzen wollen. Und die Frage ist im- mer: Was macht Brasilien? Und das hängt wiederum vom Ölpreis ab. Steigt der, geht in Brasilien mehr Zuckerrohr in die Ethanolproduktion, das entlastet den Weltmarkt. Steigt der Ölpreis, kann man also meist davon ausgehen, dass der Zucker- oder auch der Wei- zenpreis folgt. Oder gibt es Missernten in wichtigen Anbauregionen? Das kann keiner vorhersagen. Walser: Wir bei Pfeifer & Langen glauben an den Markt! Der Zuckerbe- darf wächst weltweit mit 1,7 % pro Jahr. Das heißt, der deutsche Ver- brauch kommt jedes Jahr auf dem Weltmarkt als Bedarf dazu. Aufgrund der aktuell niedrigen Weltmarktpreise werden weltweit Produktionsrück- gänge bereits für das kommende Jahr erwartet. Eine Erholung der Welt- marktpreise ist dann im Normalfall die Folge. Auch für Europa können wir in Zu- kunft eine Erholung erwarten. Über- schüsse finden ihren Weg auf den Welt- markt, die logistischen Prozesse entwi- ckeln sich gerade neu. Importe nach Europa gehen deutlich zurück. Der be- stehende Außenschutz hilft, dass Billig- importe keine Rolle spielen. Die aktuel- le Marktlage ist verlustbringend für die ganze Kette. Eine Erholung der Preise ist daher dringend geboten. Pfeifer & Langen gehört in Europa nicht zu den Mengentreibern. Die Aus- dehnung des Rübenanbaus mit unse- ren Partnern in der Landwirtschaft steht, wie bereits vor zwei Jahren an- gekündigt, im Einklang mit der Rück- nahme von Rohzuckerimporten. In der aktuellen EU-Importstatistik kann man dies bereits jetzt erkennen. Wir versor- gen unseren Kundenstamm in Europa jetzt fast ausschließlich mit Rübenzu- cker aus eigener Erzeugung. Wer wird den Wettbewerb in Europa bestehen und was ist dafür nötig? Walser: Die Zuckerbranche befindet sich derzeit in einer sehr anspruchs- Bernhard Conzen Frank Walser Wie geht es weiter mit der Rübe? Foto: Natascha Kreuzer

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