Zuckerrüben Journal Nr. 03/2018

Dr. Anton Dissemond, Pflanzenschutzdienst der Landwirt- schaftskammer NRW, greift für seine Erläuterungen zum Ein- satz der Hack- und Striegeltechnik auf die langjährige Erfah- rung aus dem ökologischen Landbau zurück. D as Verbot der Neonikotinoidhalti- gen Rübenbeizen und die Ein- schränkung des Herbizideinsatzes stel- len den Zuckerrübenanbau vor große Herausforderungen. Mit beidem be- schäftigten sich die Sorten- und Ver- suchsdemonstrationen auf dem Feldtag in Kerpen-Buir, der am 6. Juni gut 500 Landwirte auf den Betrieb von Eugen Hempsch gelockt hatte. Mechanik reduziert Chemie – das testen der Landwirtschaftliche Infor- mationsdienst Zuckerrübe (LIZ) und das Institut für Landtechnik der Uni Bonn in einem gemeinsamen Projekt, das nach drei Jahren Laufzeit nun Er- gebnisse liefert, die optimistisch stim- men. „Wir wollen und können die Her- bizide im Rübenanbau nicht komplett weglassen, müssen deren Aufwand aber mit Hilfe mechanischer Unkraut- regulierung deutlich reduzieren“, führ- te Clemens Eßer, LIZ, in die Pro- blematik ein. Heute gebe es viel mehr technische Möglichkeiten als früher, wie GPS und kameragesteuerte Boden- bearbeitung, die die mechanische Un- krautbekämpfung stark vereinfachen. So seien sowohl die Scharhacke mit einer Bandspritzung als auch der Ersatz der 2. NAK durch die Bearbeitung des Bodens mit Zinkenstriegel und Schar- hacke getestet worden. „Zinkenstriegel, Scharhacke, Herbizideinsatz: Es gibt weder den eindeutigen Gewinner oder Verlierer. Auch die Flächenspritzungen haben ihre Probleme“, resümierte Eßer und empfahl den Landwirten, offen für alternative Möglichkeiten zu sein. Un- ter Kostenaspekten sei eine mechani- sche Bekämpfung allemal interessant und auch hohe Fahrgeschwindigkeiten und eine hohe Hektarleistung seien bei den modernen Scharhacken ohne Wei- teres möglich. Die sehr moderaten Rü- benverluste von knapp 3 % in allen drei Versuchsjahren würden für den Einsatz von Hacke und Zinkenstriegel anstelle der 2. NAK sprechen. „Wir haben in den letzten 30 Jahren unseren Schwerpunkt auf die Weiter- entwicklung der Herbizide gelegt. Die- se 30 Jahre Erfahrung fehlen uns nun bei Hacke und Striegel“, meinte Dr. An- ton Dissemond vom Pflanzenschutz- dienst der Landwirtschaftskammer NRW. Hier könne man sich am Öko- landbau orientieren. Da aber in abseh- barer Zeit keine biologischen Unkraut- bekämpfungsmaßnahmen zu erwarten seien, bleibe der chemische Pflanzen- schutz in Rüben unerlässlich. „Da, wo es wirklich nicht geht, sollten Herbizi- de erhalten bleiben. Und da, wo es möglich ist, können wir nach den drei Versuchsjahren empfehlen, zweimal zu behandeln und die mittlere NAK durch Hacke und Striegel zu ersetzen“, bestä- tigte Dissemond. Denkbar sei, dass sich der eine oder andere Lohnunterneh- mer einen Zinkenstriegel, wie er auf dem Feldtag zu sehen war, für den Ein- satz in einer Region anschaffe. Meike Siebel Überzeugungsarbeit für Hacke und Striegel Fünf Vertriebsfir- men agieren der- zeit am deutschen Markt. Alfons Lingnau, links, führte in die Sor- tenversuche ein. „2018 hat es zehn Neuzulassungen gegeben. Zu allen können wir Emp- fehlungen geben“, so Lingnau. Die Versuchsberichte, in denen die sechs rheinischen Standorte zusam- mengefasst sind, sind unter www. rrvbonn.de unter den Punkten Un- sere Leistungen, Versuchswesen und dann unter „Neue Ergebnisse aus dem Rhein- land“ zu finden. Fotos: Meike Siebel Skeptische Blicke auf ein neues Verfahren: Hier werden die Bodenwirkung der 1. NAK und die mechanische Wirkung der Zinkenstriegel anstelle der 2. NAK kombiniert – mit Erfolg, wie LIZ und Uni Bonn nach drei Jahren bestätigen können. 22 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2018 | A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U T E C H N I K Z U C K E R |

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