Zuckerrüben Journal Nr. 03/2018

20 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2018 H äufige Behandlungen mit glei- chen Wirkstoffen selektieren ge- netische Veränderungen bei Cercospo- ra, die eine geringere Empfindlichkeit bis hin zu einer völligen Wirkungslo- sigkeit zur Folge haben. Dies fällt in der Praxis bisher nur in Jahren mit starkem Befall auf. Entsprechend soll- ten die Strobilurine nicht mehr als Solowirkstoff, wie im Fall von Azoxistrobin im Ortiva, eingesetzt werden, sondern immer in Mischung mit einem Azolfungizid genutzt wer- den. Auch Azole, die die tragende Säule der Cercospora-Bekämpfung darstel- len, haben in den letzten Jahren an Wirkung verloren. Jedoch erzielen die Azol-Fungizide im Feld weiterhin ho- he Wirkungsgrade und stellen nach wie vor die Basis der Cercospora- Bekämpfung dar. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die seit vielen Jah- ren empfohlenen zeitlich gestaffelten Bekämpfungsschwellen aufgrund der aktuellen Resistenzsituation und der unterschiedlich starken Befallsjahre noch ihre Berechtigung haben. Die An- zeige von Warnschwellen im Blatt- krankheiten-Monitoring berücksichtigt bei der Erstbehandlung die Inkuba- tionszeit, also die Zeit zwischen der In- fektion durch einen Erreger und dem Auftreten der ersten Symptome. Diese Warnschwellen fordern den Landwirt frühzeitig zur Bestandskontrolle auf. Langjährige Monitoring-Ergebnisse belegen, dass eine Behandlung bei Be- fallsbeginn deutlich geringere Cercos- pora-Befallshäufigkeiten im weiteren Entwicklungsverlauf aufweisen als ei- ne verspätete Behandlung. Ein unzu- reichender Bekämpfungserfolg der Erstbehandlung ist auch mit späteren Bekämpfungsmaßnahmen nicht mehr auszugleichen. Besonders in Jahren mit frühem Befallsbeginn und rascher Befallsentwicklung ist auf einen recht- zeitigen Behandlungstermin zu ach- ten. Andererseits ist eine zu frühe Be- handlung vor Befallsbeginn zu unter- lassen, da in Anbetracht neuer Infek- tionen weitere Fungizidbehandlungen erforderlich werden können und um die Resistenzsituation nicht weiter zu verschärfen. Wirtschaftlichkeit einer Fungizidmaßnahme Im Anschluss an die Erstbehandlung ist der weitere Cercospora-Befallsan- stieg genaustens zu beobachten. Auch Mehltau, Rost und Ramularia müssen aufmerksam verfolgt werden. Auf manchen Schlägen ist eine zweite Be- handlung unumgänglich, um das In- fektionspotenzial gering und den Be- stand verlustfrei zu halten. Ob und wann eine Fungizidmaßnahme tat- sächlich erfolgreich und wirtschaftlich ist, hängt neben dem Auftreten der Symptome von vielen weiteren Fakto- ren ab. Zum Beispiel muss bei einem frühen Rodetermin eine Behandlung Mitte August nicht immer sinnvoll sein. Mit LIZ-Fungizid kann nicht nur die erwartete Bekämpfungswürdig- keit, sondern auch die Wirtschaftlich- keit errechnet werden. Die aktuelle Be- fallssituation wird durch Angaben zu Standort- und Bewirtschaftungsfakto- ren ergänzt, die fördernd oder min- dernd auf die Blattfleckenentwicklung wirken. Dies betrifft beispielsweise die Anfälligkeit der angebauten Zuckerrü- bensorte, die Anbauhäufigkeit, das Mi- kroklima im Bestand oder das allge- meine Befallsrisiko des Standortes, das zum Beispiel in Flussniederungen oder bei Beregnung erhöht ist. Unter Anga- be des zu erwarteten Ertragsniveaus sowie der regionalen Bezahlung be- rechnet das Programm den durch Cer- cospora verursachten Ertragsverlust. Zusätzlich kann der zu erwartende Be- handlungseffekt von eingesetztem Fungizid (heilende/vorbeugende Wir- kung, Preis) und Behandlungstermin für zwei Alternativen vergleichend be- rechnet werden. Fungizide in Zuckerrüben Die für den Einsatz in Zuckerrüben zur Verfügung stehenden Fungizide unterscheiden sich deutlich hinsicht- lich des Wirkungsspektrums, der Wir- kungsdauer und auch der Kosten pro Hektar. Abhängig vom Anwendungs- termin und dem vorhandenen Befall ist bei der Fungizidauswahl auf die ku- rative (heilende) beziehungsweise pro- Wie Cercospora zukünftig bekämpfen? Untersuchungen auf Cercospora-Blattflecken aus 2017, die der Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW im Rheinland und inWestfalen durchführte, bele- gen eine weitere Ausbreitung der Strobilurinresistenz vom Süden aus in den Norden. Haben deshalb die üblichen Bekämpfungsschwellen noch ihre Berechtigung? | A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K | Z U C K E R | Foto: LIZ

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